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sich zur Annahme dieses Anerbietens, um einer drohenden
Widerwärtigkeit zu entgehen.
Er hatte ein Gedicht, ganz unpolitischen Inhalts, ver-
öffentlicht, das „in poetischen Klagen über den Tod eines
weiblichen Wesens, dessen Tugend lange nicht so berühmt
war, als dessen Schönheit“, bestand.1) „Zur damaligen
Zeit“, erzählt Laun, „als eine Art von Pietismus aus man-
cher obrigkeitlichen Verfügung hervorleuchtete, wurde nicht
nur Rebmann als Verfasser, sondern auch der Zensor zur
Rechenschaft gezogen“.2)
Dieser Vorladung entzog sich Rebmann durch eine
«schleunige Abreise.
3. Dessau, Erfurt und Altona (1794—1796).
Bei ihrem Vorhaben, nach Dessau zu gehen, hatten
Rebmann und Vollmer auf die dortigen günstigen Zensur-
zustände gerechnet. Der Fürst Leopold Friedrich Franz
von Anhalt-Dessau (1751 —1817) hatte für die Aufklärung
und Bildung seines Landes viel getan.3) Dessau galt für
einen Staat, wo eine gewisse Pressfreiheit existierte.4) Aber
die Besorgnis vor dem Umsichgreifen der revolutionären
Ideen, die unter dem Eindruck der französischen Siege
über die Koalition bei den deutschen Regierungen sich
immer steigerte, drang allmählich auch nach Dessau.
Die Tätigkeit der revolutionsfeindlichen Presse hatte
viel zu dem Anwachsen der reaktionären Stimmung beige-
tragen. Aus allen Teilen Deutschlands kamen Berichte
über „jakobinische Umtriebe“, über „einen geheimen Bund
der Uluminaten zum Umsturz der Throne und Altäre“. Mit
jedem Tage erschienen „neue Enthüllungen“ über die Tätig-
keit „gefährlicher Anstifter“ und „Bundesgenossen der Re-
volution“.5)
1) „Nelkenblätter“, III. S. 310—311.
2) Laun, Bd. I. S. 63.
3) Siebigk, Das Herzogtum Anhalt. 1867. S. 265 ff.
4) Wenck, Bd. I. S. 79.
5) Heigel, Bd. I. S. 313 ff.
 
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