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Irreligion; in Deutschland machen die Reaktionäre keinen
Unterschied zwischen Monarchie und Despotie, zwischen
Religion und Pfaffentum. Die Reaktionäre schmeicheln
den Fürsten, die Terroristen — dem Pöbel.1) -
Rebmann konstatiert eine Steigerung der Reaktion
nicht nur bei den Regierungen, sondern auch in der Ge-
sellschaft und in der Presse, was der Stimmung des Jahres
1794 vollkommen entsprach.2) Als Beweis führt er die
Tatsache an, „dass viele Schreier über Staatsgefahr und
Ketzerei, die vor 10 Jahren nur verachtet worden wären,
jetzt einen grossen Anhängerkreis gewonnen hätten“.
Für diese Vertreter der rücksichtslosen Reaktion, die
nicht nur die französische Revolution, sondern auch die
deutsche Aufklärung auf politischem und religiösem Ge-
biete verdammten, hat Rebmann die grösste Verachtung.
Er kann den Deutschen nur den Rat geben, ihre Fürsten
zu bitten, „diese giftigen Schlangen zu zertreten“! Er ist
empört, dass diese „deutschen Clootse es wagen, die edel-
sten Leute zu pasquillieren“ ! Er lacht die „unglaublich-
sten“ Berichte dieser eifrigen Revolutionsgegner, besonders
des Bibliothekars Reichard über „Verschwörungen ge-
heimer Revolutionäre“ aus und schliesst mit dem Zuruf:
„Fürsten Deutschlands! verurteilt unsere Clootse . . . wenig-
stens zum Tollhaus“!3)
Natürlich musste Rebmann mit den literarischen Ver-
tretern der Reaktion in Konflikt geraten und es entspann
sich eine Polemik, die sich auf die ganze Zeit seiner pub-
lizistischen Tätigkeit ausdehnte.
„Das Neue Graue Ungeheuer“ liefert verschiedene *
Beispiele solcher Polemik. Schon im ersten Heft enthalten
„Einige Worte . . . vom Verfasser der Wahrheiten ohne
Schminke“ Rebmanns Antwort auf die gegen ihn geführten
1) Das Neue Graue Ungeheuer. Heft I. S. 52—65. — Der nicht
unterzeichnete Artikel „Ueber den deutschen Clootismus“ ist nach
Rebmanns Aussage (Das Neue Graue Ungeheuer, Heft V, S. 48) von
ihm verfasst worden.
2) Bauer, Bd. II. S. 59.
3) Neues Graues Ungeheuer. Heft I. S. 65.
 
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