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An die „Wanderungen und Kreuzzüge“ schliesst sich
in ihrer politischen Tendenz die durch Rebmann zwei Jahre
früher publizierte Beschreibung seiner Reise in Preussen an,
in der er den geistigen Zuständen Berlins eine besondere
Aufmerksamkeit widmet.1) Erfindet, dass, „obgleich Berlin
und das nördliche Deutschland an Kultur viel höher stehen
als Oesterreich, die Reaktion doch in Berlin zur Herrschaft
gekommen sei“. . . Die Ueberwachung des Denkens erregt
seine Missbilligung.
„Es sind Spione bestellt, die über die Reinheit des
politischen Glaubens wachen müssen“; als verständiger
Beobachter fügt Rebmann hinzu: „die Folge davon ist,
dass weniger geschrieen, aber mehr noch im Stillen gemurrt
im Jahre 1788 publiziert hatte.] — Von Rebmanns Werk waren im
Jahre 1795 zwei Bände erschienen (nach „Bücheranzeige“ in Reb-
manns „Geschichte des 18. Fructidor“. 1797). Der erste Band ist in
der Münchener Stadtbibliothek vorhanden und enthält eine Beschrei-
bung Dresdens und der mitteldeutschen Staaten. Von dem zweiten
Band sind mir nur zwei Fragmente bekannt. Das eine befindet sich
im vierten Heft des „Neuen Grauen Ungeheuers“ und schildert die
Zustände in Hessen und Kassel. Das zweite Fragment — die Schil-
derung des Studentenlebens in Leipzig — ist mir nicht im Original,
sondern nur aus den „Leipziger Neudrucken“ von G.Wustmann bekannt,
wo es unter dem Titel „Ein Leipziger Student vor 100 Jahren“ er-
schienen ist (Leipzig 1897). Dieses Fragment bietet wenig Interesse,
weil es nicht die persönlichen Beobachtungen Rebmanns, der die
Leipziger Universität nie besucht hatte, bringt. Rebmanns Name
war in den Leipziger Universitäts-Matrikeln nicht zu finden. — Es
ist noch zu erwähnen, dass das Nachwort des Neudrucks einen Irr-
tum enthält. S. 108. Die „Wanderungen etc.“ werden als nach
Rebmanns Flucht aus Erfurt im Frühjahr 1795 verfasst angegeben;
Rebmanns Flucht aber fand im Dezember 1795 statt (Magdeburg,
Archiv, Gebiet Erfurt, Polizei-Akten); also sind die „Wanderungen“,
die in der Tat im Frühling 1795 erschienen, vor der Flucht ge-
schrieben und publiziert worden.
1) „Nelkenblätter“, III. Teil. 14 Briefe. S. 1—216. Leipzig
1793, bey Wilhelm Heinsius dem Jüngern. — Geiger (Berlin 1688
bis 1840, 2 Bände, 1893—1895; Bd. II, S. 53) zitiert diese Briefe in
derselben Ausgabe (die gleichen Seitenzahlen) aber unter dem Titel
„Wanderungen und Kreuzzüge durch einen Teil Deutschlands“.
Leipzig, W. Heinsius, 1793 und nennt den Verfasser einen „verstän-
digen Beobachter“.
 
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