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und auf den Moment lauert, bis ihm einer der Esser
ein Stück zuwirft!
Das nenne ich eine Schule für Maler! An solchen
Orten studirten Murillo und Velazquez und alle die
großen Coloristen und Genremaler des sechszehnten
und siebzehnten Jahrhunderts.
Unsere modernen Akademiker haben das freilich
nicht nöthig. Ihre Welt ist der Lehrsaal, ihr Volk der
Gliedermann. Sie verhalten sich zu den urwüchsigen
Künstlern der alten Zeiten wie die modernen eleganten
Reisenden zum Wanderer mit Brodsack und Pilgerstab.
Wenn Rembrandt und Callot, Adriaen Brouwer und
Jan Steen wieder erständen, sie würden ohne Zweifel
unsere künstlerischen Hochschulen weit linksab liegen
lassen und dahin eilen, wo noch malerisches Volksleben
existirt. Brouwer und Steen fänden hier ihre Zecher,
die vergnügt das Glas an die Lippen setzen, der Welt
und ihrer Sorgen vergessen, Teniers seine Kartenspieler,
Ostade seine Straßenmusikanten und ihr zerlumptes
Publikum, Callot seine Bettler, Rembrandt das originelle
Gesindel, das sich um seinen triumphirenden Mardochäus
drängt, die Krüppel und die Wißbegierigen, die sich auf
seinem „Hundertguldenblatt" um den Nazarener sammeln.
Neapel war nicht umsonst die Wiege einer berühmten
Malerschule. Hier haben Ribera, Luca Giordano und
Salvatore Rosa eine Unzahl Werke geschaffen. In
Neapel und Venedig, in Antwerpen und Amsterdam
blühten am Ende des siebzehnten Jahrhunderts die letzten
großen Maler. Die Wiege des Colorits war Venedig;
hier gründete im Anfänge des sechszehnten Jahrhunderts
Tizian jene große Schule, aus welcher auch die größten
Maler Spaniens und der Niederlande mittelbar hervor-
gegangen sind.
und auf den Moment lauert, bis ihm einer der Esser
ein Stück zuwirft!
Das nenne ich eine Schule für Maler! An solchen
Orten studirten Murillo und Velazquez und alle die
großen Coloristen und Genremaler des sechszehnten
und siebzehnten Jahrhunderts.
Unsere modernen Akademiker haben das freilich
nicht nöthig. Ihre Welt ist der Lehrsaal, ihr Volk der
Gliedermann. Sie verhalten sich zu den urwüchsigen
Künstlern der alten Zeiten wie die modernen eleganten
Reisenden zum Wanderer mit Brodsack und Pilgerstab.
Wenn Rembrandt und Callot, Adriaen Brouwer und
Jan Steen wieder erständen, sie würden ohne Zweifel
unsere künstlerischen Hochschulen weit linksab liegen
lassen und dahin eilen, wo noch malerisches Volksleben
existirt. Brouwer und Steen fänden hier ihre Zecher,
die vergnügt das Glas an die Lippen setzen, der Welt
und ihrer Sorgen vergessen, Teniers seine Kartenspieler,
Ostade seine Straßenmusikanten und ihr zerlumptes
Publikum, Callot seine Bettler, Rembrandt das originelle
Gesindel, das sich um seinen triumphirenden Mardochäus
drängt, die Krüppel und die Wißbegierigen, die sich auf
seinem „Hundertguldenblatt" um den Nazarener sammeln.
Neapel war nicht umsonst die Wiege einer berühmten
Malerschule. Hier haben Ribera, Luca Giordano und
Salvatore Rosa eine Unzahl Werke geschaffen. In
Neapel und Venedig, in Antwerpen und Amsterdam
blühten am Ende des siebzehnten Jahrhunderts die letzten
großen Maler. Die Wiege des Colorits war Venedig;
hier gründete im Anfänge des sechszehnten Jahrhunderts
Tizian jene große Schule, aus welcher auch die größten
Maler Spaniens und der Niederlande mittelbar hervor-
gegangen sind.