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lung Neapels von allen anderen unterscheidet, das ist
die unschätzbare Gruppe der Familie Balbus aus dem
Theater zu Herculanum, wo man die braven Leute
wegen ihrer Verdienste um die Vesuvstadt aufgestellt
hatte. Die kreuzbrave und dabei so noble Consulfigur
des Alten, daneben seine Hausehre, das Tüchtigste und
Liebenswürdigste, was man von Matronentypus sehen
kann, und die keineswegs schönen, aber sympathischen
Töchter*), es ist ein wahrer Staat, wie man in Nord-
deutschland sagt. Ich kenne nichts Sympathischeres im
ganzen Alterthum, als diese Gruppe ehrlicher Leute, die
man sich so trefflich vorstellen kann, wie würdig sie
in xudlieo ausgesehen, und wie gern sie einander in ihren
vier Wänden gehabt. Bi volevuno bene, würde einer
ihrer heutigen Enkel sagen. Und dann gar Balbus
Vater und Sohn zu Pferde, wie der Comthur im Don
Giovanni, römisch-stolz und doch wieder kreuzbrav —
es ist nicht wahr, daß es bei den alten Römern kein
Familienleben gegeben hat, oder diese Gruppe wäre
nicht möglich gewesen mit ihrer wohlthuenden Wärme
stiller Tüchtigkeit.
Und nun ließe sich noch ein Band vollschreiben
von den marmornen Herrlichkeiten des ehemaligen Nu86o
Uorllonieo. Hier haben wir die Geschichte der römischen
Kaiser in Marmor, wovon ich schon bei Gelegenheit
des Haifisch-Papyrus in geistreicher Weise geredet habe.
Da ist unter Anderen auch der grimmige Caracalla,
aus dessen Thermen die Farnese ihren Herkules, die
königliche Flora und so manches Andere geholt, alles
in diesem Museum versammelt. Der blutige Feigling
Tiber, der fettgefressene Vitellins,- Agrippina, die edle
*)Eine davon, die in der Mitte der Reihe, von bezaubernd anmu-
thiger, natürlicher Haltung, wohl die schönste Gewandfigur dieserArt.
lung Neapels von allen anderen unterscheidet, das ist
die unschätzbare Gruppe der Familie Balbus aus dem
Theater zu Herculanum, wo man die braven Leute
wegen ihrer Verdienste um die Vesuvstadt aufgestellt
hatte. Die kreuzbrave und dabei so noble Consulfigur
des Alten, daneben seine Hausehre, das Tüchtigste und
Liebenswürdigste, was man von Matronentypus sehen
kann, und die keineswegs schönen, aber sympathischen
Töchter*), es ist ein wahrer Staat, wie man in Nord-
deutschland sagt. Ich kenne nichts Sympathischeres im
ganzen Alterthum, als diese Gruppe ehrlicher Leute, die
man sich so trefflich vorstellen kann, wie würdig sie
in xudlieo ausgesehen, und wie gern sie einander in ihren
vier Wänden gehabt. Bi volevuno bene, würde einer
ihrer heutigen Enkel sagen. Und dann gar Balbus
Vater und Sohn zu Pferde, wie der Comthur im Don
Giovanni, römisch-stolz und doch wieder kreuzbrav —
es ist nicht wahr, daß es bei den alten Römern kein
Familienleben gegeben hat, oder diese Gruppe wäre
nicht möglich gewesen mit ihrer wohlthuenden Wärme
stiller Tüchtigkeit.
Und nun ließe sich noch ein Band vollschreiben
von den marmornen Herrlichkeiten des ehemaligen Nu86o
Uorllonieo. Hier haben wir die Geschichte der römischen
Kaiser in Marmor, wovon ich schon bei Gelegenheit
des Haifisch-Papyrus in geistreicher Weise geredet habe.
Da ist unter Anderen auch der grimmige Caracalla,
aus dessen Thermen die Farnese ihren Herkules, die
königliche Flora und so manches Andere geholt, alles
in diesem Museum versammelt. Der blutige Feigling
Tiber, der fettgefressene Vitellins,- Agrippina, die edle
*)Eine davon, die in der Mitte der Reihe, von bezaubernd anmu-
thiger, natürlicher Haltung, wohl die schönste Gewandfigur dieserArt.