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früheren Römerweg gemacht. Im Winkel
zwischen dieser Strasse und dem s. g. „Dei-
desheimer Weg", dicht neben fränkischen
Sarkophaggräbern, die schon vor mehreren
Jahren untersucht wurden, stiess man am
8. Fehl*, auf zwei s. g. Flattenkammern aus
weissem Sandstein. Die in dem Boden bis
auf eine Tiefe von IJ/2 m ausgestochenen
und genau von W. nach 0. orientierten
Gräber bargen je eine Leiche von grosser,
starker Statur. Die nach S. gelegene Kam-
mer enthielt ausser der vollständigen Leiche
nichts Bemerkenswertes. In dem anderen
Grabe lag nach Aussage der Arbeiter ein
Skelett ohne Kopf. Auf und in der Nähe
der Brust lagen: 1. ein eiserner Gürtelha-
ken, 2. ein Riemenbeschläg aus Kupfer, 1.
0,085 m, 3. ein stark mit Silber legierter,
goldener Bracteat (Durchm. 0,033 m), wel-
cher hinten von einem Bronzestreifen ein-
gefasst ist und als Brosche diente. Auf dem-
selben ist eingeprägt ein Kopf mit starkem
Schnurrbart, der mit einem grossen Helm
bedeckt ist. Um denselben läuft ein dop-
pelter Perlrand, innerhalb dessen sich eine
ßchtenzweigartige Bordüre heßndet. In der
Pfalz ist dieser Bracteat ein Unicum. Wir
haben hier ein fränkisches Doppelgrab
vor uns, deren eines wahrscheinlich den
Gatten, das zweite die Gattin barg; es ge-
hört frühestens in das 6., spätestens in das
8. Jahrh. nach Ohr. Das ganze Leichenfeld
bildete den Friedhof für das schon a. 699
in Urkunden unter der Namensform Didi-
nesheim auftretende Deidesheim.')
(Nach ausfürl. Bericht von Dr. Mehlis
im Phäl. Kur. Nr. 22.)
105. Auf dem fränkisch-alemannischen
Totenfeld zu Biebesheim (vergl. Korr. I, 55)
wurden im März die Ausgrabungen von mir
fortgesetzt, jedoch bald wieder eingestellt,
da beinahe sämtliche Gräber durch die Cul-
tur zerstört waren. Nur die s. Seite des
Totenfeldes scheint noch teilweise unberührt
zu sein, war aber bereits besäet und kann
erst nach der Ernte durchforscht werden. —
Es konnten in 5 Reihen nur 9 Gräber nach-
gewiesen werden. Die Reihen liefen von
S.-O. nach N.-W. und waren 3,50 m von
einander entfernt. Die Richtung der Gräber
ging beinahe von S.-W. nach N.-O., ihre
Entfernung von einander variirte zwischen
1,96 und 2,50 m, die Tiefe derselben zwi-
schen 0,25 und 0,55 m. Die Skelette lagen
teils auf dem Rücken, teils auf der Seite.
In 2 Gräbern wurde eine starke Kohlen-
und Aschenschicht gefunden. Die Ausbeute
an Fundstücken war sehr gering: einzelne
Tierknochen (namentlich vom Schwein, Kinn-
backen eines gewaltigen Ebers), viele Scher-
1) H. Seel: „Chronik der Stadt Deidesheim",
S. 26 setzt das erste Vorkommen 72 Jahre zu spät
III T. p. 232 und 234; traditiones p. Wizenburgenses
p. 231 „didines chaime" erste Erwähnung.
ben zerschlagener Thongefasse, ein zier-
liches Glasßäschchen von 0,12 m H., ein
schön verziertes Gürtelbeschläg aus Bronze,
eine eiserne Riemenschnalle, einige Nägel
und zwei stark abgenutzte Feuersteine. —
Vor einigen Jahren wurden am n. Rande
des Totenfeldes verschiedene eiserne und
thönerne Gerätschaften und ein Mörser von
Basalt-Lava aus der Karolingischen Zeit
gefunden, welch letzterer mir für die Ver-
einssammlung gegeben wurde.
[Bericht von Fr. Ko fl er.]
Eine halbe Stunde östl. von Gernsheim 106.
(Distr. Hasselschlag) liegt eine Gruppe von
24 Hügelgräbern, ein aussergewöhnlich gros-
ses in der Mitte. Ums J. 1854 öffnete der
hist. Verein einige Hügel mittelst Durch-
schlag und fand in einem einen Bronze-
Armring und eine Aschenurne. Da aber
der Durchschlag bei dem grössten Hügel
(H 1,80, Umfang 160 m) nicht ganz in der
Mitte geführt war, so untersuchte ich den-
selben von Neuem. Rings um den Hügel
ist die zu dem Aufbau desselben nöthige
Erde ausgehoben und dadurch ein ca. 5 m
br. und 0,40 m tiefer Graben entstanden.
Ich liess im Osten vom Rande aus nach
dem Plateau des Hügels auf 16 m L. u. 10 m
Br. bis zum gewachsenen Boden eingraben.
Die Sohle war bedeckt mit einer Schicht
von Moos und Waldgras. 1,50 m von der
Mitte fanden sich 2 Oberbeine eines grös-
seren Vogels, ein besporntes Hahnbein, ei-
nige Wirbel und das Gebiss eines Hundes,
ein Schweinekinnbacken, einige Rückenwir-
bel eines Hirsches in stark verwestem Zu-
stande ; etwas weiter nördlich Reste von
menschlichen Gebeinen, eine grössere Masse
von Kohlen, dicht dabei Überreste von Ober-
beinen eines Menschen und ein 0,065 m 1.,
0,02 m br. und 0,015 m d. Steinkeil oder
Meisel aus Nephrit (?) mit schön zuge-
schliß'enen Breitseiten und messerscharfer
Schneide, ein Stückchen blaugrauer bolus-
artiger Erde, ein Backenknochen, sowie
Bruchstückchen verschiedener Thongefässe.
2,50 m südlich davon fanden sich Scherben,
Kohlenstücke und Reste von schwannnwei-
chen Knochen. Im Boden zeigten sich al-
lerwärts kleine Gefässbruchstücke. — Ein
2-, in der Nähe des beschriebenen von mir
geöffneten Hügel (von 16 m Durchm., 1,10
m positiver H.) enthielt nur winzige Thon-
gefässfragmente. [Bericht von Fr. Kofler.]
In Ptarrhofen bei Nastätten hat Oberst 107.
v. Cohausen aus Wiesbaden in diesen Ta-
gen alte germanische Familiengräber frei-
gelegt. In Form eines Vierecks umgiebt
ein noch gut erhaltener Wall 76 Grabhügel
von je 3—15 m Durchm.
Hr. Mainz. Bei den Canalbauten kam im 108.
vergangenen Jahr ein von Keller in den
Bonner Jahrb. 72 besprochener Stein zum
Vorschein, der noch die untere Hälfte von
der Darstellung eines römischen Legionärs
früheren Römerweg gemacht. Im Winkel
zwischen dieser Strasse und dem s. g. „Dei-
desheimer Weg", dicht neben fränkischen
Sarkophaggräbern, die schon vor mehreren
Jahren untersucht wurden, stiess man am
8. Fehl*, auf zwei s. g. Flattenkammern aus
weissem Sandstein. Die in dem Boden bis
auf eine Tiefe von IJ/2 m ausgestochenen
und genau von W. nach 0. orientierten
Gräber bargen je eine Leiche von grosser,
starker Statur. Die nach S. gelegene Kam-
mer enthielt ausser der vollständigen Leiche
nichts Bemerkenswertes. In dem anderen
Grabe lag nach Aussage der Arbeiter ein
Skelett ohne Kopf. Auf und in der Nähe
der Brust lagen: 1. ein eiserner Gürtelha-
ken, 2. ein Riemenbeschläg aus Kupfer, 1.
0,085 m, 3. ein stark mit Silber legierter,
goldener Bracteat (Durchm. 0,033 m), wel-
cher hinten von einem Bronzestreifen ein-
gefasst ist und als Brosche diente. Auf dem-
selben ist eingeprägt ein Kopf mit starkem
Schnurrbart, der mit einem grossen Helm
bedeckt ist. Um denselben läuft ein dop-
pelter Perlrand, innerhalb dessen sich eine
ßchtenzweigartige Bordüre heßndet. In der
Pfalz ist dieser Bracteat ein Unicum. Wir
haben hier ein fränkisches Doppelgrab
vor uns, deren eines wahrscheinlich den
Gatten, das zweite die Gattin barg; es ge-
hört frühestens in das 6., spätestens in das
8. Jahrh. nach Ohr. Das ganze Leichenfeld
bildete den Friedhof für das schon a. 699
in Urkunden unter der Namensform Didi-
nesheim auftretende Deidesheim.')
(Nach ausfürl. Bericht von Dr. Mehlis
im Phäl. Kur. Nr. 22.)
105. Auf dem fränkisch-alemannischen
Totenfeld zu Biebesheim (vergl. Korr. I, 55)
wurden im März die Ausgrabungen von mir
fortgesetzt, jedoch bald wieder eingestellt,
da beinahe sämtliche Gräber durch die Cul-
tur zerstört waren. Nur die s. Seite des
Totenfeldes scheint noch teilweise unberührt
zu sein, war aber bereits besäet und kann
erst nach der Ernte durchforscht werden. —
Es konnten in 5 Reihen nur 9 Gräber nach-
gewiesen werden. Die Reihen liefen von
S.-O. nach N.-W. und waren 3,50 m von
einander entfernt. Die Richtung der Gräber
ging beinahe von S.-W. nach N.-O., ihre
Entfernung von einander variirte zwischen
1,96 und 2,50 m, die Tiefe derselben zwi-
schen 0,25 und 0,55 m. Die Skelette lagen
teils auf dem Rücken, teils auf der Seite.
In 2 Gräbern wurde eine starke Kohlen-
und Aschenschicht gefunden. Die Ausbeute
an Fundstücken war sehr gering: einzelne
Tierknochen (namentlich vom Schwein, Kinn-
backen eines gewaltigen Ebers), viele Scher-
1) H. Seel: „Chronik der Stadt Deidesheim",
S. 26 setzt das erste Vorkommen 72 Jahre zu spät
III T. p. 232 und 234; traditiones p. Wizenburgenses
p. 231 „didines chaime" erste Erwähnung.
ben zerschlagener Thongefasse, ein zier-
liches Glasßäschchen von 0,12 m H., ein
schön verziertes Gürtelbeschläg aus Bronze,
eine eiserne Riemenschnalle, einige Nägel
und zwei stark abgenutzte Feuersteine. —
Vor einigen Jahren wurden am n. Rande
des Totenfeldes verschiedene eiserne und
thönerne Gerätschaften und ein Mörser von
Basalt-Lava aus der Karolingischen Zeit
gefunden, welch letzterer mir für die Ver-
einssammlung gegeben wurde.
[Bericht von Fr. Ko fl er.]
Eine halbe Stunde östl. von Gernsheim 106.
(Distr. Hasselschlag) liegt eine Gruppe von
24 Hügelgräbern, ein aussergewöhnlich gros-
ses in der Mitte. Ums J. 1854 öffnete der
hist. Verein einige Hügel mittelst Durch-
schlag und fand in einem einen Bronze-
Armring und eine Aschenurne. Da aber
der Durchschlag bei dem grössten Hügel
(H 1,80, Umfang 160 m) nicht ganz in der
Mitte geführt war, so untersuchte ich den-
selben von Neuem. Rings um den Hügel
ist die zu dem Aufbau desselben nöthige
Erde ausgehoben und dadurch ein ca. 5 m
br. und 0,40 m tiefer Graben entstanden.
Ich liess im Osten vom Rande aus nach
dem Plateau des Hügels auf 16 m L. u. 10 m
Br. bis zum gewachsenen Boden eingraben.
Die Sohle war bedeckt mit einer Schicht
von Moos und Waldgras. 1,50 m von der
Mitte fanden sich 2 Oberbeine eines grös-
seren Vogels, ein besporntes Hahnbein, ei-
nige Wirbel und das Gebiss eines Hundes,
ein Schweinekinnbacken, einige Rückenwir-
bel eines Hirsches in stark verwestem Zu-
stande ; etwas weiter nördlich Reste von
menschlichen Gebeinen, eine grössere Masse
von Kohlen, dicht dabei Überreste von Ober-
beinen eines Menschen und ein 0,065 m 1.,
0,02 m br. und 0,015 m d. Steinkeil oder
Meisel aus Nephrit (?) mit schön zuge-
schliß'enen Breitseiten und messerscharfer
Schneide, ein Stückchen blaugrauer bolus-
artiger Erde, ein Backenknochen, sowie
Bruchstückchen verschiedener Thongefässe.
2,50 m südlich davon fanden sich Scherben,
Kohlenstücke und Reste von schwannnwei-
chen Knochen. Im Boden zeigten sich al-
lerwärts kleine Gefässbruchstücke. — Ein
2-, in der Nähe des beschriebenen von mir
geöffneten Hügel (von 16 m Durchm., 1,10
m positiver H.) enthielt nur winzige Thon-
gefässfragmente. [Bericht von Fr. Kofler.]
In Ptarrhofen bei Nastätten hat Oberst 107.
v. Cohausen aus Wiesbaden in diesen Ta-
gen alte germanische Familiengräber frei-
gelegt. In Form eines Vierecks umgiebt
ein noch gut erhaltener Wall 76 Grabhügel
von je 3—15 m Durchm.
Hr. Mainz. Bei den Canalbauten kam im 108.
vergangenen Jahr ein von Keller in den
Bonner Jahrb. 72 besprochener Stein zum
Vorschein, der noch die untere Hälfte von
der Darstellung eines römischen Legionärs