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Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst / Korrespondenzblatt — 3.1884

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Nr. 12 (1. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37256#0079
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Stellungen den positiven Ergebnissen der
Arbeit zu, so ist besonders interessant die in
Mochenwangen und Köngen nachgewiesene
Umfassungsmauer der Friedhöfe; so-
dann die sehr verschiedenen Arten der
Bestattung: 1) gemauerte Gräber, zum
Teil mit den Resten mehrerer Toten (da-
hin gehören wohl auch die im 3. Jahres-
bericht. des Rottweiler Archäol. Vereins be-
schriebenen, angeblich deutschen Gräber,
welche sich „über und unter dem Schutt
römischer Gebäude“ fänden); 2j Steinsärge,
Sarkophage; 3) Urnengräber; 4) „einfache
Gräber“, wobei die Reste der Verbrennung
einfach in eine Höhlung im Boden einge-
legt wurden — diese bilden die Mehrzahl
(vgl. auch: „Das Römercastell und das To-
tenfeld in der Kinzigniederung bei Rückin-
gen“, Hanau 1873, S. 23 ff.); 5) Kinder-
gräber ohne Verbrennung. Unter den Bei-
gaben zeichnen sich namentlich die
Bronzegefässe (mit Fabrikmarke) und Glas-
gefässe von Mochenwangen aus. Bemerkens-
wert sind ferner in Köngen die Hufeisen,
deren Ursprung aus römischer Zeit wohl
nicht länger bezweifelt werden kann, und
die Nägel, welche Miller einfach als Sarg-
nägel fasst., wie Ohlenschlager und Dahlem,
während Duncker in der angeführten Schrift
dieselben symbolisch erklärt (S. 24 ff).
Ferner macht der Vf. aufmerksam auf den
charakteristischen Unterschied zwischen dem
obergermanischen Köngen, wo die Krüge,
d. li. einhenklige, dickbäuchige Thongefässe
mit schmalem Boden und Hals, vorherrschen
(daher von ihm „Köngener Krügle.in“ ge-
nannt) , und dem rätischen Heidenheim,
wo jene fehlen, dagegeu viele Grablämp-
chen Vorkommen, teils mit Tier- und andern
Figuren auf der Oberseite, teils mit Stem-
peln unten. Die Schlüsse aber, welche aus
dem häufigeren oder selteneren Vorkommen
gewisser Töpfernamen auf die Wohnsitze
einzelner Töpfer oder auf die Verkehrs-
und Handelsbeziehungen eines Orts wie
Köngen gezogen werden, scheinen uns vor-
läufig noch gewagt, weil das Material noch
sehr unvollständig ist. Scherben sind nach
Ansicht des Vf. auch als solche den Toten
ins Grab geworfen worden, nicht blos von
den bei der Bestattung gebrauchten Ge-
fässen. — Wir fühlen beim Lesen der vor-
liegenden Schrift dem V f. seine Entdecker-
freude nach und teilen sie mit ihm und
können ihn nur freundlich ermutigen, wo
möglich auch die Resultate seiner Forschun-
gen über die römischen Strassen und An-
siedlungen in Oberschwaben eingehender
darzustellen. [F. Haug.]
163. Dr. Stehle, Orts-, Flur- und Waldnamen
des Kreises Thann im Obereisass. Programm
des Real-Progymnasiums zu Thann. 1884.
No. 483. S. 32. — Diese mit grosser Sorg-
falt und Umsicht verfasste Schrift zählt zu
den besten Erscheinungen auf dem Gebiet

der geographischen Onomatologie. Sie ist
ganz gehalten im Geist und Sinn von Ar-
nolds bahnbrechendem Werk „Ansiedlungen
und Wanderungen deutscher Stämme“ ; denn
der V. begnügt sich nicht damit, bei der
Erklärung der Ortsnamen stehen zu bleiben,
sondern zieht aus ihr Schlüsse für die
Kultur- und Landesgeschichte. Demgemäss
gliedert sich die Arbeit in 2 Abschnitte;
der erste behandelt „die Bildungsweise und
Bedeutung der Ortsnamen“, der zweite
„Kulturhistorisches und Ethnologisches.“
Bei der Namenerklärung im ersten Abschnitt
geht der V. mit Recht von den ältesten
urkundlich belegten Namensformen aus,
wobei ihm Stoffel „Topographisches Wörter-
buch des Oberelsasses“ die Grundlage bot.
Die urkundlichen Formen sind meist voll-
zählig gegeben, manche Auslassungen halten
wir für beabsichtigt, weil es wohl dem V. nur
darauf ankam, die zur Erklärung notwen-
digen Formen zu geben. Von der Littera-
tur sind ausser Arnold namentlich benutzt.:
Buck, „Oberdeutsches Flurnamenbuch“,, die
Zeitschrift „Alemannia“ v. Birlinger, Oester-
ley, „Historisch-geograph. Wörterbuch“.
Doch hätte m. E. auch Förstemann her-
beigezogen werden sollen, so veraltet und
überholt er auch in mancher Hinsicht sein
mag; denn manche von dem V. gegebenen
Erklärungen finden sich bereits bei ihm.
Um anderes zu übergehen, sei nur erwähnt,
dass Förstemann (Deutsche Ortsnamen S. 144)
wie V. (S. 7 und 8) Rimbach von rind
ableitet, während Arnold an das keltische
rin denkt. Bei der Erklärung geht V. von
den objektiven, lokativen oder Natur-
namen aus, wie sie vom Wasser, von
Brücke und Au, von Berg und Thal, von
Wald und Feld hergeleitet sind. Daran
schliessen sich (S. 17) die zergangenen
Burgen, unter denen wir Ringelstein ver-
missen.
Hinsichtlich der Erklärungen nur einige
Bemerkungen. Die Form Leinbach statt
Leimbach (S. 6) führt den V. auf die Ab-
leitung von lene = Lawine, während Arnold
(S. 313) auch an lin (linum) denkt. Diese
Erklärung des Vs. ist mir nicht recht wahr-
scheinlich ; vielmehr scheint mir seine erste
Deutung Leimbach = Lehmbach grössere
Berechtigung zu haben. Sollte (S. 7) bei
Burgbach, jetzt Nieder- und Oberburbach,
nicht vielleicht besser statt an ein befestig-
tes Dorf an einen alten Steinring zu denken
sein, eine Befestigungsart, die Burg schlecht-
hin genannt wird? Zu Ranspach (S. 8)
ist noch zu vergleichen Ramengas, wie Nie-
derransbach im Kanton Hüningen urkund-
lich im 10. Jh. liiess, und zu Malmers-
pach (S. 8) das hessische Almershausen
(Arnold S. 398). Die Erklärung von Alen-
born (S. 9) als Brunnen am umzäunten,
geweihten Ort ist sehr ansprechend. Auch
in Hessen kennt man äl (masc. u. neut.), ein-
 
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