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Schutzwehr der Stadt mochte entstanden
sein.
Geschichtliche Nachrichten gehen über
diese Fragen keinen genügenden Aufschluss.
Von sonstigen Beglaubigungen können nur
die Zinnensteine mit der bezeichnenden
Weise ihrer Ausstattung in Betracht kom-
men. Bleibt somit im ganzen nur die Be-
schaffenheit der Mauer in ihren Eigentüm-
lichkeiten als Schlüssel zur Lösung der
Frage.
Beginnen wir mit den oberen und jüng-
sten Teilen der Mauer, so hatten wir bei
den eben abgebrochenen, östlichen Teilen
vielfach verdicktes Mauerwerk, das wohl
mit den militärischen Bauten des vorigen
Jahrhunderts entstanden war. Überhaupt
hot der unlängst beseitigte Mauerzug bis
auf etwa 1 m und weniger über der heuti-
gen Bodenlage wenig Besonderheiten; an-
ders der noch stehende, westliche Teil.
Hier ist der obere Teil der Mauer aus
rauh gerichteten, aber schichtrecht ver-
mauerten Bruchsteinen hergestellt, wobei
stellenweise ein Wechsel von Läufern und
Bindern eingehalten, aber zumeist doch
vernachlässigt ist. An der unteren Grenze
dieses Mauerwerks sitzen die Zinnensteine;
darunter folgt der aus Bautrümmern her-
gestellte Satz.
Die bezeichnete Art von geschichtetem
Bruchsteinmauerwerk kommt, nach der Ge-
wohnheit der hiesigen Gegend, am Schluss
des 12. Jahrhunderts vor, setzt sich ins
13. Jahrhundert fort und verschwindet, nach
meinen Beobachtungen, spätestens mit der
Frühzeit des 14. Jahrhunderts. Beispiele
finden sich am Ostchore des Domes, an
dem Patrizierhause „zum Stein“, am „Er-
bacher Hof“ u. s. f. Auch die an der Nord-
seite der Stadt erhaltenen Teile der Stadt-
mauer in ihren älteren wohl um 1200 auf-
geführten Beständen weisen eine lagerhafte
Behandlung des Mauerwerks auf. Allein
dieser mit äusserst knappen Mitteln und
anscheinend mit älteren Materialien her-
gestellte Mauerzug unterscheidet sich auf-
fallend von der derben, breiten Behand-
lungsweise derEisgrubmauer. Was gar aus
dem 15. Jahrhundert an Wehrbauten hier
erhalten ist, steht in materieller und for-
maler Hinsicht weit tiefer und liefert auf
den ersten Anblick den durchschlagenden
Beweis, dass die Eisgrubmauer einer an-
deren viel älteren Zeit entstammt. Die
zwischen Alt- und Neustadt und in der
Rheinstrasse noch vorhandenen Reste der
Stadtmauer zeigen ein lüderliches Hand-
werk, das mit jedem Brocken vorlieb nahm
und auf eine nur einigermassen sorgliche
Mauerung nicht im entferntesten bedacht
war: es war mehr ein Concret als eine
Mauer.
Die Mauer am Eisgrubweg ist damit
in ihren oberen und jüngeren Teilen sicher
in die Zeit zu versetzen, als die Umschlies-
sung nach der Ermordung des E B. Ar-
nold von Selehofen wieder durfte ergänzt
werden (1200). Da die Zinnensteine in
der Grenze zwischen diesem und dem tu-
multuarischen Teil der Mauer eingefügt
sind, und die höchst charakteristisch durch-
gebildete Schriftform, eine sehr anfängliche
Unziale, mit der fraglichen Zeit durchaus
im Einklang steht, so bin ich zur Annahme
geneigt, das Versetzen der Zinnensteine
mit dem Weiterbau der Mauer in Verbin-
dung zu bringen, so dass damit der Aus-
gangspunkt der Wiederherstellung festge-
legt und zugleich die Pflicht der Ausmärker
auf alle Zeit urkundlich bestimmt worden.
Die Vermauerung der Zinnensteine hat so-
nach mit den älteren Beständen der Mauer
nichts zu thun und beeinflusst eben darum
auch in keiner Weise deren Beurteilung.
Was nun die unteren Reste der Mauer
betrifft, so hat der Abbruch der bereits
gefallenen Teile eine grosse Menge römi-
scher Reste ergeben. In der Mehrzahl wa-
ren es Bautrümmer, Hausteine, welche die
Spuren früherer Verwendung, namentlich
den s. g. Wolf zum Versetzen aufwiesen.
Sie alle waren in der Aussenseite vermauert,
so dass sie den Fuss und den unteren Teil
der Mauer beträchtlich verstärkten. Dane-
ben fanden sich Profilstücke, Karnies mit
Platte, Pilaster oder Quader mit angear-
beiteter Halbsäule, weiterhin kleinere und
grössere Inschriftsteine vor, endlich, bei
Erbauung der mittleren Häuser, in der
Tiefe im Kern des Mauerwerks sogar zahl-
reiche Reste von dekorativen Skulpturen.
Bei dem Ausbruch ergab sich, dass die
Werkstücke sämtlich glatt vor dem Fisch-
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Schutzwehr der Stadt mochte entstanden
sein.
Geschichtliche Nachrichten gehen über
diese Fragen keinen genügenden Aufschluss.
Von sonstigen Beglaubigungen können nur
die Zinnensteine mit der bezeichnenden
Weise ihrer Ausstattung in Betracht kom-
men. Bleibt somit im ganzen nur die Be-
schaffenheit der Mauer in ihren Eigentüm-
lichkeiten als Schlüssel zur Lösung der
Frage.
Beginnen wir mit den oberen und jüng-
sten Teilen der Mauer, so hatten wir bei
den eben abgebrochenen, östlichen Teilen
vielfach verdicktes Mauerwerk, das wohl
mit den militärischen Bauten des vorigen
Jahrhunderts entstanden war. Überhaupt
hot der unlängst beseitigte Mauerzug bis
auf etwa 1 m und weniger über der heuti-
gen Bodenlage wenig Besonderheiten; an-
ders der noch stehende, westliche Teil.
Hier ist der obere Teil der Mauer aus
rauh gerichteten, aber schichtrecht ver-
mauerten Bruchsteinen hergestellt, wobei
stellenweise ein Wechsel von Läufern und
Bindern eingehalten, aber zumeist doch
vernachlässigt ist. An der unteren Grenze
dieses Mauerwerks sitzen die Zinnensteine;
darunter folgt der aus Bautrümmern her-
gestellte Satz.
Die bezeichnete Art von geschichtetem
Bruchsteinmauerwerk kommt, nach der Ge-
wohnheit der hiesigen Gegend, am Schluss
des 12. Jahrhunderts vor, setzt sich ins
13. Jahrhundert fort und verschwindet, nach
meinen Beobachtungen, spätestens mit der
Frühzeit des 14. Jahrhunderts. Beispiele
finden sich am Ostchore des Domes, an
dem Patrizierhause „zum Stein“, am „Er-
bacher Hof“ u. s. f. Auch die an der Nord-
seite der Stadt erhaltenen Teile der Stadt-
mauer in ihren älteren wohl um 1200 auf-
geführten Beständen weisen eine lagerhafte
Behandlung des Mauerwerks auf. Allein
dieser mit äusserst knappen Mitteln und
anscheinend mit älteren Materialien her-
gestellte Mauerzug unterscheidet sich auf-
fallend von der derben, breiten Behand-
lungsweise derEisgrubmauer. Was gar aus
dem 15. Jahrhundert an Wehrbauten hier
erhalten ist, steht in materieller und for-
maler Hinsicht weit tiefer und liefert auf
den ersten Anblick den durchschlagenden
Beweis, dass die Eisgrubmauer einer an-
deren viel älteren Zeit entstammt. Die
zwischen Alt- und Neustadt und in der
Rheinstrasse noch vorhandenen Reste der
Stadtmauer zeigen ein lüderliches Hand-
werk, das mit jedem Brocken vorlieb nahm
und auf eine nur einigermassen sorgliche
Mauerung nicht im entferntesten bedacht
war: es war mehr ein Concret als eine
Mauer.
Die Mauer am Eisgrubweg ist damit
in ihren oberen und jüngeren Teilen sicher
in die Zeit zu versetzen, als die Umschlies-
sung nach der Ermordung des E B. Ar-
nold von Selehofen wieder durfte ergänzt
werden (1200). Da die Zinnensteine in
der Grenze zwischen diesem und dem tu-
multuarischen Teil der Mauer eingefügt
sind, und die höchst charakteristisch durch-
gebildete Schriftform, eine sehr anfängliche
Unziale, mit der fraglichen Zeit durchaus
im Einklang steht, so bin ich zur Annahme
geneigt, das Versetzen der Zinnensteine
mit dem Weiterbau der Mauer in Verbin-
dung zu bringen, so dass damit der Aus-
gangspunkt der Wiederherstellung festge-
legt und zugleich die Pflicht der Ausmärker
auf alle Zeit urkundlich bestimmt worden.
Die Vermauerung der Zinnensteine hat so-
nach mit den älteren Beständen der Mauer
nichts zu thun und beeinflusst eben darum
auch in keiner Weise deren Beurteilung.
Was nun die unteren Reste der Mauer
betrifft, so hat der Abbruch der bereits
gefallenen Teile eine grosse Menge römi-
scher Reste ergeben. In der Mehrzahl wa-
ren es Bautrümmer, Hausteine, welche die
Spuren früherer Verwendung, namentlich
den s. g. Wolf zum Versetzen aufwiesen.
Sie alle waren in der Aussenseite vermauert,
so dass sie den Fuss und den unteren Teil
der Mauer beträchtlich verstärkten. Dane-
ben fanden sich Profilstücke, Karnies mit
Platte, Pilaster oder Quader mit angear-
beiteter Halbsäule, weiterhin kleinere und
grössere Inschriftsteine vor, endlich, bei
Erbauung der mittleren Häuser, in der
Tiefe im Kern des Mauerwerks sogar zahl-
reiche Reste von dekorativen Skulpturen.
Bei dem Ausbruch ergab sich, dass die
Werkstücke sämtlich glatt vor dem Fisch-