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linie in der Verlängerung der Mainlinie
von Steinlioim-Kesselstadt nacli Friedberg
führte. Dafür wurde auch ein weiterer
Anhalt gefunden in der Aufdeckung einer
von Mittelbuchen her über Wilhelmsbad
nach dem Main bei Philippsruhe verlaufen-
den Römerstrasse, von der eine Neben-
strasse von Wilhelmsbad nach dem Salis-
berg abzweigt, deren Körper ebenfalls
noch unter dem Boden der Kesselstädter
Äcker aufgefunden werden konnte. Die
Existenz einer Übergangsstelle über den
Main bei Philippsruhe ist zweifellos, doch
machten es Untersuchungen wahrscheinlich,
dass, sie nur in einer Furt bestanden
hat. Dagegen war der Main am Knie bei
Hanau überbrückt. Es wurde am 2. No-
vember bei der Vertiefung der Landungs-
stelle am Mainkanal genau gegenüber der
Stelle des hessischen Ufers, wo vor 10
Jahren römische Fundamente aufgedeckt
wurden, ein aus einer Packung derber Ba-
salthausteine und Letten nebst eingeramm-
ten Pfählen, die durch Querbalken verbun-
den sind, gebildeter Pfeiler angeschnitten.
Die Konstruktion des Pfeilers, die Be-
schaffenheit und Grösse der durch und
durch tief schwarz gefärbten Eichenpfähle
und Balken, vor allem auch die Form und
Grösse der gefundenen Pfahlschuhe stimm-
ten genau mit den an den Rümerbrücken
bei Mainz und Grosskrotzenburg gemach-
ten Beobachtungen überein. Es ist ein
glückliches Zusammentreffen, dass das Be-
dürfnis der Baubehörde eine weitere Ver-
folgung der Entdeckung geradezu fordert.
Doch dürfen wir wohl die Hoffnung aus-
sprechen, dass auch abgesehen davon die
beiden beteiligten Staaten dem Hanauer
Geschichtsverein eine weitere Verfolgung
der hochinteressanten Untersuchung er-
leichtern werden. — Bei Kesselstadt wurde
abgesehen von einer Anzahl röm. Funda-
mente auch nördlich vom Dorfe ein Grä-
'berfeld mit den bekannten Urnen und
Totenlampen aufgefunden, so dass bereits
wichtige Anhaltspunkte für die Bestim-
mung der Topographie gewonnen sind und
■sich dem Hanauer Verein hier vor den
Thoren der Stadt ein neues hoffnungsvolles
Gebiet für seine Thätigkeit eröffnet. So-
weit Zeit und Wetter es gestatten, werden
— 248 —
die Ausgrabungen noch in diesem Herbste
fortgesetzt. (Hanauer Ztg.)
Frankfurt a. IW. Vor wenigen Tagen starb 182.
hier eine alte Frau, die ausser geringen
Habseligkeiten eine alte aus Eisenblech ge-
fertigte Kiste mit der Aufschrift: „Familie
Heilbusch 1574“ hinterlies3. In der rosti-
gen, aber noch sehr starken Kiste fand
man Papiere aus den Jahren 1574, 1598,
1607, 1618, 1625, 1648, viele aus den
Jahren 1700—1800 und einige aus diesem
Jahrhundert. Der Inhalt der Briefe und
Schriften betraf hauptsächlich Familien-
Angelegenheiten der nun ausgestorbenen
Familie Heilbusch. Ausser den Briefen fan-
den sich auch andere Dinge, z. B. sieben
Päckchen. Das älteste trug die Jahreszahl
1609 u. die Aufschrift: „Magdeburg. Linnen
mit Blut vomb Paul Römder hingerichtet.“
Auch in drei andern fanden sich Tücher,
welche mit dem Blute Hingerichteter ge-
tränkt waren. Zwei andere Packete ent-
hielten ein Kruzifix und eine Bibel aus
dem Jahre 1621. Das letzte Packet barg
mehrere alte Münzen aus den Jahren 1506
bis 1789. Die Kiste wurde mit unversehr-
tem Inhalt an die von der letzten Eigen-
tümerin angegebene Adresse gesandt.
Aus der Pfalz, 4. Okt. Unter der Lei- 183.
tung von Dr. Mehlis wurde Ende Septem-
ber eine gegenüber von Waldfischbach in
Westrich gelegene Grabhügelgruppe
untersucht. Dieselbe besteht aus drei
grossen Hügeln an der Benneberger Dell.
Der mittlere hat 12,80 m und 14,80 m
Durchmesser bei 2,15 m Höhe. Unter ei-
nem Mantel aus Rasen und Sand von 3/i m
Dicke befand sich in diesem ein künst-
liches Gewölbe, aus 12 Steinschichten be-
stehend. Die Steine waren meistens un-
behauen, einzelne zeigten Spuren von Be-
arbeitung. An einzelnen Stellen innerhalb
des Gewölbes lagen Holzkohlen, unterhalb
des Baues fand sich in einer Tiefe von
2,10 m eine grössere Brandschicht, jedoch
ohne Beigaben. V2 1™ südwestlich davon
liegt eine isolierte Höhe oberhalb des alten
Dörfchens Burgalben, welches schon in
Urkunden des 12. Jahrh. als Eigentum
des Grafen Siegebert im Untersaargau er-
scheint. Diesen Hügel umzieht eine aus
rollen Blöken und Wacken bestehende Be-
linie in der Verlängerung der Mainlinie
von Steinlioim-Kesselstadt nacli Friedberg
führte. Dafür wurde auch ein weiterer
Anhalt gefunden in der Aufdeckung einer
von Mittelbuchen her über Wilhelmsbad
nach dem Main bei Philippsruhe verlaufen-
den Römerstrasse, von der eine Neben-
strasse von Wilhelmsbad nach dem Salis-
berg abzweigt, deren Körper ebenfalls
noch unter dem Boden der Kesselstädter
Äcker aufgefunden werden konnte. Die
Existenz einer Übergangsstelle über den
Main bei Philippsruhe ist zweifellos, doch
machten es Untersuchungen wahrscheinlich,
dass, sie nur in einer Furt bestanden
hat. Dagegen war der Main am Knie bei
Hanau überbrückt. Es wurde am 2. No-
vember bei der Vertiefung der Landungs-
stelle am Mainkanal genau gegenüber der
Stelle des hessischen Ufers, wo vor 10
Jahren römische Fundamente aufgedeckt
wurden, ein aus einer Packung derber Ba-
salthausteine und Letten nebst eingeramm-
ten Pfählen, die durch Querbalken verbun-
den sind, gebildeter Pfeiler angeschnitten.
Die Konstruktion des Pfeilers, die Be-
schaffenheit und Grösse der durch und
durch tief schwarz gefärbten Eichenpfähle
und Balken, vor allem auch die Form und
Grösse der gefundenen Pfahlschuhe stimm-
ten genau mit den an den Rümerbrücken
bei Mainz und Grosskrotzenburg gemach-
ten Beobachtungen überein. Es ist ein
glückliches Zusammentreffen, dass das Be-
dürfnis der Baubehörde eine weitere Ver-
folgung der Entdeckung geradezu fordert.
Doch dürfen wir wohl die Hoffnung aus-
sprechen, dass auch abgesehen davon die
beiden beteiligten Staaten dem Hanauer
Geschichtsverein eine weitere Verfolgung
der hochinteressanten Untersuchung er-
leichtern werden. — Bei Kesselstadt wurde
abgesehen von einer Anzahl röm. Funda-
mente auch nördlich vom Dorfe ein Grä-
'berfeld mit den bekannten Urnen und
Totenlampen aufgefunden, so dass bereits
wichtige Anhaltspunkte für die Bestim-
mung der Topographie gewonnen sind und
■sich dem Hanauer Verein hier vor den
Thoren der Stadt ein neues hoffnungsvolles
Gebiet für seine Thätigkeit eröffnet. So-
weit Zeit und Wetter es gestatten, werden
— 248 —
die Ausgrabungen noch in diesem Herbste
fortgesetzt. (Hanauer Ztg.)
Frankfurt a. IW. Vor wenigen Tagen starb 182.
hier eine alte Frau, die ausser geringen
Habseligkeiten eine alte aus Eisenblech ge-
fertigte Kiste mit der Aufschrift: „Familie
Heilbusch 1574“ hinterlies3. In der rosti-
gen, aber noch sehr starken Kiste fand
man Papiere aus den Jahren 1574, 1598,
1607, 1618, 1625, 1648, viele aus den
Jahren 1700—1800 und einige aus diesem
Jahrhundert. Der Inhalt der Briefe und
Schriften betraf hauptsächlich Familien-
Angelegenheiten der nun ausgestorbenen
Familie Heilbusch. Ausser den Briefen fan-
den sich auch andere Dinge, z. B. sieben
Päckchen. Das älteste trug die Jahreszahl
1609 u. die Aufschrift: „Magdeburg. Linnen
mit Blut vomb Paul Römder hingerichtet.“
Auch in drei andern fanden sich Tücher,
welche mit dem Blute Hingerichteter ge-
tränkt waren. Zwei andere Packete ent-
hielten ein Kruzifix und eine Bibel aus
dem Jahre 1621. Das letzte Packet barg
mehrere alte Münzen aus den Jahren 1506
bis 1789. Die Kiste wurde mit unversehr-
tem Inhalt an die von der letzten Eigen-
tümerin angegebene Adresse gesandt.
Aus der Pfalz, 4. Okt. Unter der Lei- 183.
tung von Dr. Mehlis wurde Ende Septem-
ber eine gegenüber von Waldfischbach in
Westrich gelegene Grabhügelgruppe
untersucht. Dieselbe besteht aus drei
grossen Hügeln an der Benneberger Dell.
Der mittlere hat 12,80 m und 14,80 m
Durchmesser bei 2,15 m Höhe. Unter ei-
nem Mantel aus Rasen und Sand von 3/i m
Dicke befand sich in diesem ein künst-
liches Gewölbe, aus 12 Steinschichten be-
stehend. Die Steine waren meistens un-
behauen, einzelne zeigten Spuren von Be-
arbeitung. An einzelnen Stellen innerhalb
des Gewölbes lagen Holzkohlen, unterhalb
des Baues fand sich in einer Tiefe von
2,10 m eine grössere Brandschicht, jedoch
ohne Beigaben. V2 1™ südwestlich davon
liegt eine isolierte Höhe oberhalb des alten
Dörfchens Burgalben, welches schon in
Urkunden des 12. Jahrh. als Eigentum
des Grafen Siegebert im Untersaargau er-
scheint. Diesen Hügel umzieht eine aus
rollen Blöken und Wacken bestehende Be-