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Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst / Korrespondenzblatt — 11.1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.37290#0015
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— 5 —
dass die Römer das von mehreren präliis- !
torischen Mainarmen durchflossene Gebiet
der heutigen Stadt unangebaut gelassen
und im weiten Rogen umgangen hätten.
Dass dem nicht so sei, hatten dem Redner
die Ergebnisse der Ausgrabungen bei Hanau
zur Gewissheit erhoben, ehe noch die Auf-
findung der Reste auf dem Frankfurter
Romhügel im Jahre 1889 jener Annahme
für immer ein Ende machten und die
Existenz einer rechtsmainischen Uferstrasse,
welche er von Hanau aus bis dicht vor
die Thore Frankfurts bereits verfolgt hatte,
als selbstverständlich erscheinen Hessen.
Inzwischen hatten auch andere Um-
stände die Aufmerksamkeit auf die Main-
linie und die Mündung der Nidda gelenkt.
Jakobi hatte Spuren älterer Strassen bei
der Saalburg entdeckt, die nicht auf Hed-
dernheim, sondern auf Höchst hinwiesen.
Auf dasselbe Ziel führte die vom Redner
in Gemeinschaft mit Professor Riese auf-
gefundene Strassenlinie nördlich von Rö-
delheim. (Vgl. Korrbl. IX, Xr. 63). Die
weiteren Nachforschungen in der Gemar-
kung des letztgenannten Ortes führten
im Herbst 1891 zur Auffindung oder viel-
mehr Wiederauffindung eines von Herrn
Ortsrichter Cretzsclunar bereits vor fast
fO Jahren entdeckten aber unbeachtet ge-
bliebenen römischen Pfahlwegs durch die
Kiddasümpfc, der sowohl durch seine Kon-
struktion — die Pfahlköpfe, Schwellen,
Knüppel und Faschinen fanden sich unter
einer fast 3 m starken Lehmschicht wohl
erhalten — als auch, weil er die Existenz
einer geradlinigen Strassenverbindung von
Praunheim über den Ebel nach dem durch
b unde von Stempeln der 14. und 22. Legion
bekannten „Heidenschloss“ im Niederwald
westlich von Nied beweist, von hohem In-
teresse ist.
Ren an dieser Trümmerstätte vorüber-
führenden Vizinalweg vonNied nach Boclccn-
heini hatte man bereits früher wegen der
bei den genannten Orten und am Römer-
hofe gefundenen Reste als Teil einer von
Xied nach Bergen führenden römischen
Strasse angesehen (v. Coliausen, der rüm.
Grenzwall S. 289; Hammeran, Urgeschichte
S- 27), doch ohne eine westliche Fortsetz-
ung nach Mainz zu suchen, statt deren

man sich mit nördlichen Anschlussstücken
an die Elisabethenstrasse begnügte. Man
legte ihr aus dem früher erwähnten Grunde
nur sekundäre Bedeutung bei und suchte
die Hauptverbindungsstrasse von Mainz nach
dem Kinziggebiete über Heddernheim-
Bergen, (von Cohausen a. a. 0. S. 290 ft’.).
Ras mag für die Zeit nach Anlegung des
Grenzwalls richtig sein, gewiss aber nicht
für die Periode der ersten Okkupation, für
welche man eine direkte Verbindung von
Mainz über Höchst und Frankfurt nach
Kesselstadt annehmen musste, wenn deren
deutliche Spuren auch nicht gefunden
wären. Rer Charakter der Trümmerstätte
am „Heidenschloss“ und der bei ihr sich
vereinigenden Strassen von Nied und Rö-
delheim, sowie der weitere Verlauf der
letzteren ist noch zu untersuchen. Ihre
geradlinige Verlängerung würde zum Main
bei Schwanheim führen, wo man im Jahre
1872 Reste einer römischen Brücke ge-
funden zu haben glaubte, ohne dass jedoch
die Stelle bis jetzt genauer untersucht
worden wäre. Zu der älteren Strasse
Höchst-Heddernheim dürfte das gefundene
Stück nicht gehören.
Der Bockenheim-Xieder Vizinalweg er-
reicht bei dem letztgenannten Ort die Brücke,
auf welcher die heutige Mainzer Chaussee
die Nidda kurz vor ihrer Mündung über-
schreitet. Die Ausgrabungen haben ergeben,
dass dasselbe der Fall war bei der rechts-
mainischen Römerstrasse Mainz-Frankfurt.
Zu beiden Seiten dieser Brücke sind nun
auf dem rechten Niddaufer, gegenüber
dem Dorfe, zu dem aber das ganze Feld
bis an die ersten Häuser von Höchst ge-
hört, die früher erwähnten Funde gemacht
worden, die, wie Hammeran bei der sorg-
fältigen Zusammenstellung der älteren Be-
richte hervorhebt, „alle auf ein Terrain
beschränkt zu sein schienen, das dicht am
Niddaufer liegt“ (S. 93), während über
Funde von dem westlicheren Teile des
fraglichen Feldes und aus dem Weichbild
der Stadt Höchst keine zuverlässigen Nach-
richten in die Öffentlichkeit gedrungen
waren. Wiederholte Begehungen des Ter-
rains hatten den Redner aber zu der Über-
zeugung gebracht, dass die Äcker südlich
und nördlich der Mainzer Chaussee bis
 
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