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bandes west- und süddeutscher
Vereine für römisch-germanische
Altertumsforschung zur gemeinschaft-
lichen wissenschaftlichen Zusammenarbeit
auf dem römisch-germanischen Forschungs-
gebiete; der Verband zählt bis jetzt 16
Vereine und wird mit seiner ersten Haupt-
versammlung in der Woche nach Ostern
in Trier an die Öffentlichkeit treten. — Der
Verein hat die historischen Kommissionen
in Wiesbaden und Marburg sowie die Ver-
eine in Darmstadt und Würzburg aufge-
fordert, nach Muster des geschichtlichen
Atlas über die Rheinprovinz ein histo-
risches Kartenwerk über Hessen-
Nassau, Grossherzogtum Hessen
und das Aschaffenburger Land ge-
meinschaftlich bearbeiten zu lassen und zu
veröffentlichen und zwar zunächst die
Kartenblätter von 1815, 1813, 1803 und
1789; die Kommissionen bezw. Vereine
haben dem vom Frankfurter Verein vor-
gelegten Plane in seinen Grundzügen zu-
gestimmt und hoffen, die nötigen Mittel
von den staatlichen, provinzialen und kom-
munalen Behörden des Gebietes bewilligt
zu erhalten. Der Bericht fordert die Mit-
glieder des Vereins wie alle Freunde des
alten Frankfurt auf, soweit sie Liebhaber-
Photographen sind, ihre Kunst den ver-
schwindenden oder demnächst umzugestal-
tenden Häusern, Gassen, Strassen
und Plätzen der Altstadt zuzuwenden
und die Bilder der Sammlung des histo-
rischen Museums zu überweisen, um diese
Quelle für die Erkenntnis der städtischen
Vergangenheit wie für den künstlerischen
Genuss an den Bauten unserer Vorfahren
möglichst reichhaltig auszugestalten. Über
die in den 10 wissenschaftlichen Sitzungen
gehaltenen Vorträge ist in diesem Blatte
ausführlich berichtet worden; während 1900
Heft III der Mitteilungen über römische
Funde in Heddernheim erschienen ist, wird
1901 der Band VII der dritten Folge der
Vereinszeitschrift, des Archivs für Frank-
furts Geschichte und Kunst, ausgegeben
werden. — Darauf hielt Herr Professor
0. Donner-von Richter einen Vortrag
über die Bildung der Frankfurter
Malergesellschaft im Jahre 1630.
Bei dem ersten Aufstande der Zünfte gegen
den Rat im Jahre 1355 werden die Maler
mit den Sattlern, Schildern, Kum-
metmachern, Glasern und Barbieren
als Genossen einer und derselben Zunft
erwähnt. Sic verschwinden aber von dem
Jahre 1877 an vollständig aus der Reihe
der organisierten Zünfte und wir hören
von ihnen nichts mehr bis zum Jahre 1613,
in welchem sie in Gemeinschaft mit den
Diamant- und Rubinschneidern eine Ein-
gabe an den Rat machen, um dessen Auf-
forderung an alle bis dahin Nichtzünftigen
zur Bildung von Zünften oder Gesellschaften
zu genügen. Die Verhandlungen mit den
Malern verzögerten sich aber dadurch, dass
zwischen ihnen und den Weissbindern keine
Einigung über Abgrenzung der beider-
seitigen Arbeitsgebiete erzielt werden
konnte; sie wurden gänzlich abgebrochen
infolge der im Mai 1613 erneut und noch
heftiger ausgebrochenen Fettmilchischen
Unruhen, bei deren gewaltsamem Abschluss
durch Hinrichtung der Führer des Auf-
standes auf kaiserliche Verordnung vom
27. Februar 1614 die Auflösung aller Zünfte
befohlen wurde; deren Neuorganisierung
sollte auf anderen Grundlagen als zuvor
stattfinden. Im Jahre 1629 reichten die
Maler eine Supplik an den Rat ein, in
welcher sie ihn um „Artikel" für ihre zu
gründende „Gesellschaft" baten; aber erst
1630 kam etne Vereinbarung mit dem Rat
inbezug auf diese Artikel zustande; sie ist
datiert vom 2. September und besteht aus
15 Artikeln. Da die Maler in ihrer Supplik
an den Rat um Schutz gegen die Kon-
kurrenz in Frankfurt, sich auf haltender,
daselbsf nicht verbürgerter, fremder Maler
gebeten hatten, und dieser ihnen auch von
dem Rat in den Artikeln zugesagt worden
war, so benutzte der Rat dieses Zuge-
ständnis, um den Bittstellern den harten
Artikel 6 aufzunötigen, welcher bestimmt,
dass jeder Maler, der der Gesellschaft
angehören wolle, verpflichtet sein solle
„ein sonderbar Kunststück zu malen und
solches den Bürgermeistern zur Canzlei zu
liefern, wozu ihnen zuvorderst das Maass
der Höhe und Länge, auch die Historien
in der Canzlei angedeutet und gegeben
werden solle." Sein nächster Zweck war
dabei, sich eine billige, neue Dekorierung
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bandes west- und süddeutscher
Vereine für römisch-germanische
Altertumsforschung zur gemeinschaft-
lichen wissenschaftlichen Zusammenarbeit
auf dem römisch-germanischen Forschungs-
gebiete; der Verband zählt bis jetzt 16
Vereine und wird mit seiner ersten Haupt-
versammlung in der Woche nach Ostern
in Trier an die Öffentlichkeit treten. — Der
Verein hat die historischen Kommissionen
in Wiesbaden und Marburg sowie die Ver-
eine in Darmstadt und Würzburg aufge-
fordert, nach Muster des geschichtlichen
Atlas über die Rheinprovinz ein histo-
risches Kartenwerk über Hessen-
Nassau, Grossherzogtum Hessen
und das Aschaffenburger Land ge-
meinschaftlich bearbeiten zu lassen und zu
veröffentlichen und zwar zunächst die
Kartenblätter von 1815, 1813, 1803 und
1789; die Kommissionen bezw. Vereine
haben dem vom Frankfurter Verein vor-
gelegten Plane in seinen Grundzügen zu-
gestimmt und hoffen, die nötigen Mittel
von den staatlichen, provinzialen und kom-
munalen Behörden des Gebietes bewilligt
zu erhalten. Der Bericht fordert die Mit-
glieder des Vereins wie alle Freunde des
alten Frankfurt auf, soweit sie Liebhaber-
Photographen sind, ihre Kunst den ver-
schwindenden oder demnächst umzugestal-
tenden Häusern, Gassen, Strassen
und Plätzen der Altstadt zuzuwenden
und die Bilder der Sammlung des histo-
rischen Museums zu überweisen, um diese
Quelle für die Erkenntnis der städtischen
Vergangenheit wie für den künstlerischen
Genuss an den Bauten unserer Vorfahren
möglichst reichhaltig auszugestalten. Über
die in den 10 wissenschaftlichen Sitzungen
gehaltenen Vorträge ist in diesem Blatte
ausführlich berichtet worden; während 1900
Heft III der Mitteilungen über römische
Funde in Heddernheim erschienen ist, wird
1901 der Band VII der dritten Folge der
Vereinszeitschrift, des Archivs für Frank-
furts Geschichte und Kunst, ausgegeben
werden. — Darauf hielt Herr Professor
0. Donner-von Richter einen Vortrag
über die Bildung der Frankfurter
Malergesellschaft im Jahre 1630.
Bei dem ersten Aufstande der Zünfte gegen
den Rat im Jahre 1355 werden die Maler
mit den Sattlern, Schildern, Kum-
metmachern, Glasern und Barbieren
als Genossen einer und derselben Zunft
erwähnt. Sic verschwinden aber von dem
Jahre 1877 an vollständig aus der Reihe
der organisierten Zünfte und wir hören
von ihnen nichts mehr bis zum Jahre 1613,
in welchem sie in Gemeinschaft mit den
Diamant- und Rubinschneidern eine Ein-
gabe an den Rat machen, um dessen Auf-
forderung an alle bis dahin Nichtzünftigen
zur Bildung von Zünften oder Gesellschaften
zu genügen. Die Verhandlungen mit den
Malern verzögerten sich aber dadurch, dass
zwischen ihnen und den Weissbindern keine
Einigung über Abgrenzung der beider-
seitigen Arbeitsgebiete erzielt werden
konnte; sie wurden gänzlich abgebrochen
infolge der im Mai 1613 erneut und noch
heftiger ausgebrochenen Fettmilchischen
Unruhen, bei deren gewaltsamem Abschluss
durch Hinrichtung der Führer des Auf-
standes auf kaiserliche Verordnung vom
27. Februar 1614 die Auflösung aller Zünfte
befohlen wurde; deren Neuorganisierung
sollte auf anderen Grundlagen als zuvor
stattfinden. Im Jahre 1629 reichten die
Maler eine Supplik an den Rat ein, in
welcher sie ihn um „Artikel" für ihre zu
gründende „Gesellschaft" baten; aber erst
1630 kam etne Vereinbarung mit dem Rat
inbezug auf diese Artikel zustande; sie ist
datiert vom 2. September und besteht aus
15 Artikeln. Da die Maler in ihrer Supplik
an den Rat um Schutz gegen die Kon-
kurrenz in Frankfurt, sich auf haltender,
daselbsf nicht verbürgerter, fremder Maler
gebeten hatten, und dieser ihnen auch von
dem Rat in den Artikeln zugesagt worden
war, so benutzte der Rat dieses Zuge-
ständnis, um den Bittstellern den harten
Artikel 6 aufzunötigen, welcher bestimmt,
dass jeder Maler, der der Gesellschaft
angehören wolle, verpflichtet sein solle
„ein sonderbar Kunststück zu malen und
solches den Bürgermeistern zur Canzlei zu
liefern, wozu ihnen zuvorderst das Maass
der Höhe und Länge, auch die Historien
in der Canzlei angedeutet und gegeben
werden solle." Sein nächster Zweck war
dabei, sich eine billige, neue Dekorierung