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Stadtteil Neuenheim (1898) begannen die
Ausgrabungen auf dem Gelände des
ehemaligen Cementwerkes auf dem linken
Neckarufer, unterhalb der Neuen Brücke
und der einstigen Römerbrücke, gerade
gegenüber dem Neucnbeimer Kastell. Wahr-
nehmungen, die Hr. Brunnenmeister Fritz
beim Legen der Wasserleitung gemacht,
gaben Anlass zu diesen systematischen
Grabungen. 1898 traten nur Spuren mit-
telalterlicher Ziegelstätten zutage.
1899 wurden die Fundamente der
Kirche des 1392 der Stadt Heidelberg
ein verleibten Dorfes Berg beim aufge-
deckt, die einst aus einem mit halbem
Sechseck abschliessenden Chor und mässig
grossem Langbaus bestand. An der Süd-
und Westseite der Kirche fanden sich
christliche Platt engräber, die Platten
ohne Bild noch Schrift. Sorgfältiger Ho-
rizontalabhub förderte innerhalb der Um-
fassungsmauern der Kirche aus den obersten
Kulturschichten mittelalterliche, aus
den mittleren Schichten früh germa-
nische (alamannisch-fränkische), aus den
untersten Schichten umnittelbar auf dem
gewachsenen Boden lagernde neolithische
Scherben zutage, welch letzteie zuerst Hr.
Dr. Schoetensack als solche erkannte. Dass
diese neolithischen Scherben von Wohn-
stätten, nicht von Gräbern herrührten,
ergab die Auffindung einer Trichtergrube
und einer clliptischtn Grube an der Grenze
von Chor und Langhaus sowie einer zwei-
ten elliptischen Grube an der Südmauer
des die Kirche umschliessenden Friedhofes
zur Gewissheit: Am Boden derselben fan-
den sich Steinzeitscherben, Hüttenbewurf,
Feuersteinsplitter, bearbeitete Knochen.
Ein Töpferofen römischer Bau-
art in der Südwestecke des Langhauses
der Bergheimer Kirche Hess römische Sie-
delung an dieser Stelle vermuten. Dass
in Heiz- und Schürraum nur frühger-
manische Scherben gefunden wurden,
zwingt zur Annahme, dass ein Germane
ihn benützt, wohl auch gebaut, dessen
Herdstätte in einer runden Grube zu er-
kennen ist, die dicht südlich der erwähn-
ten neolithischen Trichtergrube aufgedeckt
ward und in ihren Aschenschichten aus-
schliesslich frühgermanische Gefässscher-
ben, ähnlich denen des Töpferofens, grö-
bere und feinere, barg. Auch ein ala-
mannisch-fränkischer Kamm und Thonper-
len fanden sich in bezw. neben der kreis-
runden Grube.
Römische Scherben waren über
das ganze Terrain zerstreut, besonders
I terra sigillata. Gewichtigere Zeugen der
römischen Kultur auf dem linken Neckar-
) ufer traten Mai 1901 unweit der West-
mauer der Bergheimer Kirche zutage:
{ Gelegentlich der Fortführung der Vange-
rowstrasse gen West stiessen die Arbeiter
(noch innerhalb des Bereiches des Berg-
heimer Kirchhofes) auf eine skulpierte
Platte. Dank sofortiger Benachrichtigung
konnte der Berichterstatter feststellen, dass
sie die Deckplatte eines christlichen
Plattengrabes bildete und dass sie wie
die beiden seitlichen Platten grosse, durch
Bild und Schrift bedeutende, ziemlich gut
erhaltene römische Grabmäler waren.
Über sie wird an anderer Stelle
dieser Zeitschrift berichtet.
Frühjahr 1900 wurden fast gleichzeitig
fünf spätbronzezeitliche Brandbe-
stattungen festgestellt, die beweisen,
dass im Speyerer Stadtteil, dicht ne-
ben der Speyerer Strasse, einer Römer-
strasse, und im Neucnbeimer Stadt-
teil auf und zwischen der Werderstrasse
und der Moltkestrasse ein bronzezeit-
licher Urnenfriedhof liegt.
Für die Hallstattzeit liegt bis jetzt
nur ein Einzelfund vor in Gestalt, eines
vor etwa 30 Jahren im Bergheimer
Stadtviertel gefundenen, jetzt in Karls-
ruhe bewahrten Ringes.
LaTene-Sch erben ergaben sich auf
dem Boden des städt. Gas- und Elektrici-
tätswerkes. Sie rühren vermutlich von
Wohnstätten her. Vielleicht gehört zu ihnen
der La Tene-Friedhof, der aus zwei
Skelettgräbern zu erschliessen, die schon
1883 in einer Sandgrube an der Eppel-
heimer Landstrasse gefunden und deren
Beigaben in die Mannheimer Sammlung
gewandert sind.
Zu den bereits erwähnten Zeugnissen
für früh germanische Siedelung auf der
Heidelberger Mark gesellten sich zwei ein-
fach ausgestatt.ete Gräber, die 1899 auf
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Stadtteil Neuenheim (1898) begannen die
Ausgrabungen auf dem Gelände des
ehemaligen Cementwerkes auf dem linken
Neckarufer, unterhalb der Neuen Brücke
und der einstigen Römerbrücke, gerade
gegenüber dem Neucnbeimer Kastell. Wahr-
nehmungen, die Hr. Brunnenmeister Fritz
beim Legen der Wasserleitung gemacht,
gaben Anlass zu diesen systematischen
Grabungen. 1898 traten nur Spuren mit-
telalterlicher Ziegelstätten zutage.
1899 wurden die Fundamente der
Kirche des 1392 der Stadt Heidelberg
ein verleibten Dorfes Berg beim aufge-
deckt, die einst aus einem mit halbem
Sechseck abschliessenden Chor und mässig
grossem Langbaus bestand. An der Süd-
und Westseite der Kirche fanden sich
christliche Platt engräber, die Platten
ohne Bild noch Schrift. Sorgfältiger Ho-
rizontalabhub förderte innerhalb der Um-
fassungsmauern der Kirche aus den obersten
Kulturschichten mittelalterliche, aus
den mittleren Schichten früh germa-
nische (alamannisch-fränkische), aus den
untersten Schichten umnittelbar auf dem
gewachsenen Boden lagernde neolithische
Scherben zutage, welch letzteie zuerst Hr.
Dr. Schoetensack als solche erkannte. Dass
diese neolithischen Scherben von Wohn-
stätten, nicht von Gräbern herrührten,
ergab die Auffindung einer Trichtergrube
und einer clliptischtn Grube an der Grenze
von Chor und Langhaus sowie einer zwei-
ten elliptischen Grube an der Südmauer
des die Kirche umschliessenden Friedhofes
zur Gewissheit: Am Boden derselben fan-
den sich Steinzeitscherben, Hüttenbewurf,
Feuersteinsplitter, bearbeitete Knochen.
Ein Töpferofen römischer Bau-
art in der Südwestecke des Langhauses
der Bergheimer Kirche Hess römische Sie-
delung an dieser Stelle vermuten. Dass
in Heiz- und Schürraum nur frühger-
manische Scherben gefunden wurden,
zwingt zur Annahme, dass ein Germane
ihn benützt, wohl auch gebaut, dessen
Herdstätte in einer runden Grube zu er-
kennen ist, die dicht südlich der erwähn-
ten neolithischen Trichtergrube aufgedeckt
ward und in ihren Aschenschichten aus-
schliesslich frühgermanische Gefässscher-
ben, ähnlich denen des Töpferofens, grö-
bere und feinere, barg. Auch ein ala-
mannisch-fränkischer Kamm und Thonper-
len fanden sich in bezw. neben der kreis-
runden Grube.
Römische Scherben waren über
das ganze Terrain zerstreut, besonders
I terra sigillata. Gewichtigere Zeugen der
römischen Kultur auf dem linken Neckar-
) ufer traten Mai 1901 unweit der West-
mauer der Bergheimer Kirche zutage:
{ Gelegentlich der Fortführung der Vange-
rowstrasse gen West stiessen die Arbeiter
(noch innerhalb des Bereiches des Berg-
heimer Kirchhofes) auf eine skulpierte
Platte. Dank sofortiger Benachrichtigung
konnte der Berichterstatter feststellen, dass
sie die Deckplatte eines christlichen
Plattengrabes bildete und dass sie wie
die beiden seitlichen Platten grosse, durch
Bild und Schrift bedeutende, ziemlich gut
erhaltene römische Grabmäler waren.
Über sie wird an anderer Stelle
dieser Zeitschrift berichtet.
Frühjahr 1900 wurden fast gleichzeitig
fünf spätbronzezeitliche Brandbe-
stattungen festgestellt, die beweisen,
dass im Speyerer Stadtteil, dicht ne-
ben der Speyerer Strasse, einer Römer-
strasse, und im Neucnbeimer Stadt-
teil auf und zwischen der Werderstrasse
und der Moltkestrasse ein bronzezeit-
licher Urnenfriedhof liegt.
Für die Hallstattzeit liegt bis jetzt
nur ein Einzelfund vor in Gestalt, eines
vor etwa 30 Jahren im Bergheimer
Stadtviertel gefundenen, jetzt in Karls-
ruhe bewahrten Ringes.
LaTene-Sch erben ergaben sich auf
dem Boden des städt. Gas- und Elektrici-
tätswerkes. Sie rühren vermutlich von
Wohnstätten her. Vielleicht gehört zu ihnen
der La Tene-Friedhof, der aus zwei
Skelettgräbern zu erschliessen, die schon
1883 in einer Sandgrube an der Eppel-
heimer Landstrasse gefunden und deren
Beigaben in die Mannheimer Sammlung
gewandert sind.
Zu den bereits erwähnten Zeugnissen
für früh germanische Siedelung auf der
Heidelberger Mark gesellten sich zwei ein-
fach ausgestatt.ete Gräber, die 1899 auf