50 ERICH EVERTH.
unbedeutendere Bilder ja immer noch zu schade, um schlecht gehängt
zu werden.
Manche Gänge können ebenso wie sonstige unvermeidliche Durch-
blicke klug behandelt werden, indem man besondere Werke dadurch
auszeichnet, daß man sie schon von weitem her im Durchblick sehen
läßt und auf sie vorbereitet, den Besucher einstellt, so daß er mit
einiger Spannung sich einem solchen Bilde nähert. Das Ganze wird
wieder zusammengehalten zu einem Raumerlebnis J). Und wenn der
Besucher vor das ausgezeichnete Bild tritt, wird er länger als wohl
sonst davor bleiben, weil er an einem Ziel zu sein meint. Natürlich
kann er dann leicht enttäuscht sein. Unter allen Umständen sollte ver-
mieden werden, daß Bilder, die man schon durch die Tür erblickt, von
der Tür zum Teil verdeckt werden, sonst ist der Magazineindruck
wieder da. Ferngehalten wird er eben auch, wenn man beim Hängen
die Bilder mit den räumlichen Verhältnissen zusammenkomponiert.
Darüber ist noch mehr zu sagen.
Einzelraum und Bilder. Ich gebe einige Beispiele. Es wird
sich empfehlen, die Hauptbilder in einem länglichen Saal an die breite
Seite zu bringen, denn man stellt sich zunächst der größeren Seite
gegenüber ein, und es wird schwer halten, von vornherein für ein Bild
an der Schmalseite dieselbe Aufmerksamkeit zu erzielen, man wird sich
an der Breitseite ruhiger niederlassen.
Einen besonders einleuchtenden Fall des Komponierens von Raum
und Bildern bietet der Zyklus. Das Wort heißt Kreis; da ist zu-
nächst möglich, daß der inhaltlich in sich zusammenhängende Zyklus,
dessen Ende also auf den Anfang hinweist, wirklich im Kreise ange-
ordnet wird, nämlich in einer Rotunde. Im Leipziger Museum
hängen die Odysseekartons von Preller, in gleichen Rahmen und in
einer Reihe, in einer solchen Rotunde — sofort hat man beim Ein-
treten die Gewißheit, daß man einen Zyklus vor sich hat. Dieser wirkt
ganz in sich zusammengeschlossen, und die betrachtsame Ruhe des
Beschauers ist vollkommen. Es ergibt sich »Konzentration« in jedem
Sinne, das ganze System scheint um einen Mittelpunkt geordnet zu
sein (und nach Schmarsow kann man bei einem Zyklus auch von
Kosmos reden, eine Bezeichnung, die nach ihm den Gedanken an die
zusammenhaltende Gravitation nahe lege). Jedenfalls, wo ein runder
') Gewisse Bilder anderseits, denen man eine schlagende, frappierende Wirkung
zuspricht, werden umgekehrt am besten dem Betrachter möglichst überraschend
gegenübergestellt werden. Man kann dazu freilich vielleicht wenig anderes tun als
solche lange Vorbereitung vermeiden.
unbedeutendere Bilder ja immer noch zu schade, um schlecht gehängt
zu werden.
Manche Gänge können ebenso wie sonstige unvermeidliche Durch-
blicke klug behandelt werden, indem man besondere Werke dadurch
auszeichnet, daß man sie schon von weitem her im Durchblick sehen
läßt und auf sie vorbereitet, den Besucher einstellt, so daß er mit
einiger Spannung sich einem solchen Bilde nähert. Das Ganze wird
wieder zusammengehalten zu einem Raumerlebnis J). Und wenn der
Besucher vor das ausgezeichnete Bild tritt, wird er länger als wohl
sonst davor bleiben, weil er an einem Ziel zu sein meint. Natürlich
kann er dann leicht enttäuscht sein. Unter allen Umständen sollte ver-
mieden werden, daß Bilder, die man schon durch die Tür erblickt, von
der Tür zum Teil verdeckt werden, sonst ist der Magazineindruck
wieder da. Ferngehalten wird er eben auch, wenn man beim Hängen
die Bilder mit den räumlichen Verhältnissen zusammenkomponiert.
Darüber ist noch mehr zu sagen.
Einzelraum und Bilder. Ich gebe einige Beispiele. Es wird
sich empfehlen, die Hauptbilder in einem länglichen Saal an die breite
Seite zu bringen, denn man stellt sich zunächst der größeren Seite
gegenüber ein, und es wird schwer halten, von vornherein für ein Bild
an der Schmalseite dieselbe Aufmerksamkeit zu erzielen, man wird sich
an der Breitseite ruhiger niederlassen.
Einen besonders einleuchtenden Fall des Komponierens von Raum
und Bildern bietet der Zyklus. Das Wort heißt Kreis; da ist zu-
nächst möglich, daß der inhaltlich in sich zusammenhängende Zyklus,
dessen Ende also auf den Anfang hinweist, wirklich im Kreise ange-
ordnet wird, nämlich in einer Rotunde. Im Leipziger Museum
hängen die Odysseekartons von Preller, in gleichen Rahmen und in
einer Reihe, in einer solchen Rotunde — sofort hat man beim Ein-
treten die Gewißheit, daß man einen Zyklus vor sich hat. Dieser wirkt
ganz in sich zusammengeschlossen, und die betrachtsame Ruhe des
Beschauers ist vollkommen. Es ergibt sich »Konzentration« in jedem
Sinne, das ganze System scheint um einen Mittelpunkt geordnet zu
sein (und nach Schmarsow kann man bei einem Zyklus auch von
Kosmos reden, eine Bezeichnung, die nach ihm den Gedanken an die
zusammenhaltende Gravitation nahe lege). Jedenfalls, wo ein runder
') Gewisse Bilder anderseits, denen man eine schlagende, frappierende Wirkung
zuspricht, werden umgekehrt am besten dem Betrachter möglichst überraschend
gegenübergestellt werden. Man kann dazu freilich vielleicht wenig anderes tun als
solche lange Vorbereitung vermeiden.