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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 14.1920

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Klein, Robert: Heinrich Theodor Rötschers Theorie der Schauspielkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.3620#0150
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VI.

Heinrich Theodor Rötschers Theorie
der Schauspielkunst.

Von
Robert Klein.

Heinrich Theodor Rötscher wurde am 20. September 1802 zu
Mittenwalde im Brandenburgischen geboren. Er besuchte das König-
liche Gymnasium zu Berlin und ließ sich 1821 an der Berliner Uni-
versität einschreiben, wo er besonders Boeckh und Hegel hörte. Zwei
Semester studierte er in Leipzig. Er promovierte im August 1825 mit
einem philologisch-philosophischen Werk über Aristophanes. Die Fort-
setzung dieses Buches diente ihm als Habilitationsschrift. Vom Sommer
1826 bis Februar 1830 hielt er Vorlesungen an der Universität in Berlin,
dann wurde er Professor am Gymnasium in Bromberg, wo er 15 Jahre
tätig war. 1845 folgte er einem Ruf als Theaterkritiker an die Haude-
und Spenersche Zeitung nach Berlin und schrieb für dieses Blatt bis
1863 die Theaterbesprechungen. Ein Schlaganfall setzte dann seinem
weiteren regelmäßigen Wirken ein Ende. Er starb am 8. April 1871.

Rötscher gehörte zur Gruppe jener Gelehrten, in denen das Be-
dürfnis lebendig war, entgegen dem Subjektivismus romantischer Kritik
objektive Maßstäbe an das Kunstwerk heranzutragen. Diese Bewegung
entstand etwa um 1828 und hatte besonders Gans, Rosenkranz und
Hotho zu ihren Vertretern. Aus ihr heraus erwuchsen die Jahrbücher
für wissenschaftliche Kritik, zu deren eifrigen Mitarbeitern Rötscher
zählt. Das damals besonders ausgeprägte Streben nach Systematik
läßt es verständlich erscheinen, daß auch der Vorwurf der Schauspiel-
kunst als Gegenstand geordneter und philosophischer Darstellung lockte,
und so ließ Rötscher, Theaterfreund von frühester Jugend auf und
aufgewachsen im theaterhungrigen Berlin in der Zeit von 1841 bis 1846,
ein dreibändiges Werk erscheinen über die Kunst der dramatischen
Darstellung. Das Buch war nicht als Lehrbuch der künstlerischen
Technik gedacht, sondern es war Selbstzweck. Es zeichnet sich durch
umfassende Disposition und wirkliches Kunstverständnis aus. Es ist
in der dialektischen Methode geschrieben und weist alle Vorzüge
und Nachteile dieser Darstellungsform auf. Es bringt Wahrheiten, die
 
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