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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 16.1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.3618#0251
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BESPRECHUNGEN. 245

sind in hohem Maße geeignet, der großen, unbestechlich ernsten Kunst des alten
Quattrocentisten neue Freunde und Verehrer zuzuführen.

Berlin-Westend. Edmund Hildebrandt.

B. Läzär, Die Maler des Impressionismus. 2. Aufl. Leipzig und Berlin,
■ Teubner, 1919. (Aus Natur- u. Geisteswelt, 395. Bändchen.)
Die 2. Auflage, in der Läzärs Büchlein über die französischen Impressionisten
heute vor uns liegt, ist gegenüber der eisten kaum verändert worden. Läzär hat
seine Betrachtungen nur um einen kleinen Absatz bereichert, der sich mit der Kunst
Trübners, Corinths und Slevogts befaßt, und hat in sein Abbildungsmaterial eine
Slevogtsche Lithographie und Corinths Porträt des Grafen Keyserlink aufgenommen.
Wer Läzärs Büchlein auch nur aufmerksam durchblättert, wird dem Verfasser
ein persönliches Verhältnis zu seinem Gegenstand, eine intuitive Einfühlungsgabe
in die Werke der behandelten Meister und endlich eine gewisse Lebendigkeit und
Farbigkeit des Vortrags nicht absprechen können. Aber er wird schon nach den
ersten 20 Seiten ein wesentliches Element jeder Einführung — und um eine solche
handelt es sich hier — vermissen: nämlich eine klare Gliederung und Verarbeitung
des Stoffes zu einem logisch befriedigenden Zusammenhang. Konsequenz ist offen-
bar nicht die Stärke des Verfassers. Es genügt, dies an einem Beispiel zu zeigen.
S. 16 heißt es von Courbet: >Die Vorgänger Courbets stellten die Natur durch
Häufung von Detailbeobachtungen . . . dar . .. Courbet hingegen sah, daß die Natur
einheitlich ist, daß eines das andere beeinflußt, daß Farbe auf Farbe, und daß Licht,
Beleuchtung und Entfernung gleicherweise auf die Farbe wirken. Courbet sah
die Dinge zusammen in der Einheit. Und auf S. 19 wird Courbet mit
folgenden Worten charakterisiert: ;Seine Art zu sehen ist analytisch, von Detail zu
Detail fortschreitend, jeden Teil besonders erschauend.«

Unter den sechs Kapiteln, auf welche der Stoff verteilt ist, scheint mir das erste
am wenigsten gelungen zu sein. Dem am Eingang gemachten Versuch, die Mannig-
faltigkeit künstlerischer Begabungen auf die zwei Grundtypen des mit abstrakter und
des mit konkreter Phantasie begabten Künstlers zurückzuführen, kann ich deshalb nicht
2ustimmen, weil er mir in der vorgeschlagenen Form zu unbestimmt, zu einseitig
formuliert und darum zu eng erscheint. Ich kann auch nicht finden, daß die Ge-
sinnung dieser Typen im Verlauf der Betrachtung zu einer Klärung oder Vertiefung
der Probleme führt. Dadurch allein aber würde ihre Aufstellung in einem solchen
Büchlein erst gerechtfertigt sein. In bezug auf die Vorläufer des Impressionismus
würde ich vor der von Läzär gewählten biographischen Methode eine solche bevor-
zugt haben, die die Vorbereitung des Impressionismus an einem ausgezeichneten
Gegenstand, z. B. der Landschaft, aufgezeigt hätte.

Das zweite Kapitel ist Manet gewidmet. Es beginnt mit der Schilderung des
frühen, noch stark auf Courbet und dessen Errungenschaften fußenden Künstlers.
Unter anderem werden Manets >Desmoisclles- am Ufer der Seine als ein sicheres
Zeugnis seiner nahen Beziehung zu Courbet in Anspruch genommen. Neben
Courbet sind es niederländische, vor allem aber italienische, spanische und späterhin
aUch japanische Einflüsse, die stilbildend auf Manet gewirkt haben. Spuren dieser
fremden Elemente treten noch in den beiden Hauptwerken seiner Frühperiode, der
Olympia und dem Frühstück im Freien deutlich hervor; aber ebenso entschieden
Werden in ihnen Merkmale einer eigenen Stilbildung klar. Läzär glaubt sie in der
Loslösung von der selbst bei Courbet immer noch mit auf plastische Werte gerich-
'efen Auffassung zu einer rein optischen Kunstanschauung zu finden, die, wie wir
 
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