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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 22.1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.14168#0371
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BESPRECHUNGEN.

und Schlichtung, von Bedrängnis und Erlösung«, kurz auf ein eigenes seelisches
Miterleben bedingen.

Hamburg. Margarete Eberhardt.

Lee Edward Travis and Mildred G. Davis, The Relation between Faulty
Speech and Lack of Certain Musical Talents. University of Jowa Stu-
dies in Psychology No. X. Ed. by C. E. Seashore, 1926. IIS.

Flora Mercer Brennan, The Relation between Musical Capacity and Per-
formance. University of Jowa Studies in Psychology No. IX. Ed. by C. E. Sea-
shore, 1926. 49 S.

Die vorstehend genannten Arbeiten dürften dank ihrer Fragestellung über den
engen Kreis der Experimentalpsychologen hinaus Interesse erregen. Bei beiden
handelt es sich um einen Vorstoß in ein noch wenig erforschtes Gebiet; ist doch
zurzeit Genaueres weder über gesetzmäßige Beziehungen zwischen fehlerhaftem
Sprechen und dem Mangel an elementaren musikalischen Fähigkeiten, noch über
die Korrelation zwischen den verschiedenen Komponenten musikalischer Begabung
und den künstlerischen Qualitäten eigenen Musizierens bekannt. Durch systematisch
angestellte und sorgfältig ausgeführte Untersuchungen suchten die Verfasser zu-
nächst den Weg zu weiterer Forschung auf diesen Gebieten zu ebnen. Der Wert
der Arbeiten beruht vor allem auf der zum Teil sehr eingehenden kritischen Dis-
kussion der verwendeten Untersuchungsmethoden und der mit ihrer Hilfe erzielten
vorläufigen Ergebnisse.

Ausgehend von der Tatsache, daß Psychologie und Neurologie einen engen
Zusammenhang zwischen den motorischen Sprach- und Gehörzentren wahrschein-
lich gemacht haben, stellten sich Travis und Davis die Frage, ob bei Menschen,
die an leichteren Sprachstörungen leiden, nicht eine Verminderung oder eine Anor-
malität der Hörfähigkeit nachweisbar sei und suchten sie auf Grund besonderer
Testprüfungen zu beantworten. Da Stimmbildner seit langem betonen, daß — um
gut und korrekt sprechen zu können — ein Mensch fähig sein müsse, Töne nach
Höhe und Intensität voneinander zu unterscheiden und Gehörtes gedächtnismäßig
festzuhalten, so bedienten sich Travis und Davis bei ihren Untersuchungen dreier
von Seashore zum Nachweise elementarer musikalischer Anlagen ausgearbeiteter Tests,
welche die Unterschiedsempfindlichkeit für Tonhöhen und Tonintensitäten und die
Merkfähigkeit für eine zusammenhanglose Tonfolge messen. Durchgeführt wurden
die Testprüfungen an zirka 500 in besonderer Sprachausbildung begriffenen Stu-
denten. Eine erste Gruppe umfaßte die von den Lehrern als »außerordentlich be-
fähigt« bezeichneten Sprecher, eine zweite die »durchschnittlich befähigten«, eine
dritte alle diejenigen Studenten, die entweder wegen eines Aussprachefehlers oder
gewisser Artikulationsschwächen, wegen falscher Atemführung, monotonen Stimm-
klanges oder ähnlichem sich einer besonderen Schulung im Sprechen unterziehen
mußten, oder trotz nicht nachweisbaren Sprachdefekles doch nicht als ausreichend
gute Sprecher angesehen wurden, um in die beiden anderen Gruppen eingeordnet
zu werden.

Die Testprüfung ergab eine deutliche Begabungsdifferenz nur zwischen der
ersten und der dritten Gruppe. Daß es sich hierbei aber tatsächlich um eine Diffe-
renz in bezug auf die untersuchten musikalischen Fälligkeiten, nicht etwa in bezug
auf »Konzentrationsfähigkeit« oder »allgemeine Intelligenz« handelte, konnten Travis
und Davis nachweisen; eine besondere Prüfung der beiden Gruppen mit Intelligenz-
Tests ergab zwar ebenfalls eine Überlegenheit der ersten über die dritte Gruppe,
 
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