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Zangemeister, Karl
Zur Geschichte der grossen Heidelberger, sog. Manessischen Liederhandschrift (aus: Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst , 7.1888, S. 326 - 376) — Trier, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.3975#0003
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326

K. Zamremeistcr

der weiteren, der nach dem Ort ihrer Entstehung, ist es aber erforder-
lich, das Wesentlichste liier zu erwähnen.

Die Schriftzüge weisen den Codex der ersten Hälfte des 14. Jahr-
hunderts an; damit stimmt das, was wir über die Lebenszeit der in
dieser Sammlung enthaltenen Dichter wissen, und wir gewinnen aus den
hierauf bezüglichen Daten noch eine genauere Zeitbestimmung. Zu
unterscheiden ist hierbei zwischen dem Grundstock von etwa 110 Dichtern
und den allmählich eingefügten Nachträgen der Werke von weiteren
30 Sängern und Bildern. Unter jenen Dichtern nun reichen einige
mit ihrer poetischen Thätigkeit oder (da sich diese oft nicht genau
datieren lässt) mit ihrer Lebenszeit in den Anfang des 14. Jahrhunderts
hinüber: Konrad von Kilchberg (1286 —1315), Konrad der
Schenk von Landegg (1271 —1306)l) und Johannes Hadlaub.
Über den Letzteren sind wir besonders gut unterrichtet, und, wie unten
erwähnt werden wird, ist derselbe für diese unsere Liedersammlung von
ganz besonderem Interesse. Nach seinen eigenen Gedichten, welche uns
nur dieser Codex aufbewahrt hat, verkehrte er in Zürich am „Hofe" des
Rüdiger Manesse II., welcher am 5. September 1304 starb (s. G. Wyss
in dem später zu erwähnenden Werke). In einem seiner Lieder spricht
Hadlaub von dem Sohne dieses Rüdiger „dem Küster" als einem be-
reits Verstorbenen. Damit ist Johannes Manesse geineint, welcher nach
Wyss S. 1! am 20. Mai 1297 als custos oder- thesaurariits, d. h. Be-
wahrer des Kirchenschatzes des Cliorherrenstifts zu Zürich, gestorben
ist, — Unter den Persönlichkeiten, welche Hadlaub bei Erzählung seiner
Liebesgeschichte erwähnt und deren Unterstützung er sich in Zürich
bei dem Werben um die Huld einer hochgeborenen Dame zu erfreuen
hatte, kommen ausser jenem Rüdiger Manesse selbst u. A. vor: 1) Leut-
hold von Regensberg, welcher noch 1325 lebte; 2) Rudolf von
Landenberg (1297 und 1314 in' Urkk. nachweisbar; f 1318);
3) der Fürstbischof von Konstanz, Heinrich von Klingenberg. Dieser
bedeutende Mann war früher Kanzler Rudolfs von Habsburg gewesen
und hatte eine, leider verloren gegangene, Geschichte der Grafen von
Eabsburg geschrieben. (Lorenz, Geschichtsquellen 3. A. I S. 74). Fürst-
bischof von Konstanz war er von 1293—1306; 4) dessen Bruder
Albrecht (in Urkk. 1300 K'.'JI. f 1324). Vgl. Bartsch SM.
S. CLXNXV tt'. Di^-^hvftViiden Gedichte Hadlaubs fallen also in
diese Jahre 1293^-1306, bezw. nach 1297.

') Bartsch
S. CXXVIH ff."

Licderd, 2. A. IS79 s. LXX: Schweizer Minnes. 1886
 
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