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Zeitschrift für bildende Kunst — 2.1867

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P., L.: Theodor Kalide's Bacchantin
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https://doi.org/10.11588/diglit.71569#0195

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Theodor Kalide's Larchantin.
Mit Abbildung.

as seiner Zeit so viel besprochene, berühmte und verlästerte Werk
des 1863 verstorbenen Meisters ist seit einigen Monaten in Ber-
, , lin wieder öffentlich ausgestellt und erweckt lebhaft die Eriune-
'" rnng an seinen originellen und reichbegabten Autor. Von andern Bildungs-
und Kunstgenossen, welchen eine harmonischere Organisation nnd glücklichere
äußere Umstände, als die ihm gewordenen, es vergönnten, ihre Kraft an zahl-
reichen, großen, monumentalen, volksbeliebten Schöpfungen auszuprägen, ist
Kalide's Name einigermaßen in Schatten gestellt worden, so daß er sich nicht
' sentsernt einer ähnlichen Popularität rühmeu darf, wie Kiß, Drake, Rietschel
sie zu erwerbeu wußteu. Ein Theil der Grüude, welche das verhindertem liegt
in dem seltsamen und verwegenen Werk, das unsere Zeichnung wiederzugeben versucht,
erkennbar nnd offen genug zu Tage. Aber gleichzeitig briugt anch gerade dieses Werk
dem Beschauer zum Bewußtsein, welch' eine Fülle wahrhaft genialer künstlerischer Schöpfer-
kraft, welche trotzige Eigenart in diesem Bildhauer lebte, über wieviel Wissen von der
Natnr nnd technisches Können in der Formung des lebendigen Körpers nnd der Behand-
lung des Marmors er unbedingt gebot. Wie diese Grnppe nnu vor nns steht in all
ihrer Schönheit nnd all ihrer Wunderlichkeit, wird sie nns erst recht verständlich, wenn
wir auf Kalide's Entwicklungsgang zurückblicken, welcher ihn zu eiuer solchen Anschauungs-
weise und Kunstrichtung, wie die hier ausgesprochene, hingesührt hat.
Wie Kiß stammt Theodor Erdmann Kalide aus den oberschlesischen Bergwerkdistrikten.
In Königshütte, wo sein Vater als Königlicher Hütteninspektor fnngirte, ist er 1801 geboren.
Znm Berns des Vaters bestimmt, machte er seit 1816 seine ersten praktischen Studien in
der Köuigl. Eisengießerei bei Gleiwitz. Hier vielfach zur Thätigkeit in den Modellirwerk-
stätten derselben herangezogen, entwickelte sich seine Lust uud Fähigkeit für plastisches Ge-
stalteu so eutschiedeu, daß Gottfried Schadow durch kleine Modelle von seiner Hand, die
er zu sehen bekam, bestimmt wurde, den jungen Mann in seine Werkstatt zu Berliu auf-
zunehmeu, um ihn sür die Skulptur auszubilden. Den Unterricht Schadow's vertauschte
er später mit dem Christiau Rauch's, der bald geuug dem großeu Taleut das rechte Feld
zu seiner selbständigen Bethätigung anzuweisen wußte. Früh schou richtete sich dasselbe
mit entschiedener Vorliebe auf das Mächtige, Kühne, Energische und Charaktervolle in
Formen und Bewegungen; und vor Allem war es die Thiernatur, für deren plastische
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