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Zeitschrift für bildende Kunst — 2.1867

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Mündler, Otto: Einige Worte über Dr. Ernst Förster's "Raphael"[2]
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Korrespondenz. Portugiesische Briefe
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https://doi.org/10.11588/diglit.71569#0282

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Korespondenzen.

bild umgewandelt worden. — Und hiermit mag es, mit Uebergehung einiger anderer Kleinigkeiten,
genug sein. Daß erst nach dem Erscheinen des zweiten (und letzten) Bandes ein endgiltiges Urtheil
über das fragliche Werk gefällt werden kann, braucht kaum wiederholt zu werden.

Korrespondenzen.
Portugiesische Briefe.
in.
Alcoöaea, MaLalha.
(Schluß.)
Batalha selbst ist durch das schöne Werk Murphy's bekannt, eine ausführliche Beschreibung
daher überflüssig, auch würde eine solche sehr schwer sein, denn der bezaubernde Eindruck, den die
Ueberfüllung reichster Ornamentik hervorbringt, läßt sich überhaupt durch Worte nicht wiedergeben.
Bemerkungen über Einzelnes dürften gleickwohl nicht ohne Interesse bleiben. Die Kirche datirt von
1440 und ihr Stil ist im Wesentlichen der der Blütezeit der Spätgothik, wenn auch mit Modifika-
tionen im Detail, welche wie überall in Jberien durch maurische Reminiscenzen bedingt sind.
Gerade diese erhöhen aber den Reiz der lustigen Bögen und feinen Säulenbündel. Es ist das über-
müthige Spiel einer angeregten Phantasie, die den Stein wie das feinste Gewebe behandelt, das unter
Ranken, Zackenornamenten, Spitzen und durchbrochenen Knänfen frei in die Luft hinaufwächst.
Das Innere ist nur 216 Fuß lang, bei einer Höhe von 90 Fnß, erscheint aber nm Vieles höher und
wenn der Gesammteindruck auch nicht so großartig ist, wie z. B. bei dem Kölner Dom, so kann man
ihn wohl reicher und zierlicher nennen. Das Innere übertrisst an Wirkung Alles, was man sonst in
dieser Beziehung in Europa zu bewundern pflegt. Die reiche architektonische Gliederung der bis in's
Einzelnste ausgeführten Fayade nnd Seitenwände giebt lehrreiche Aufschlüsse darüber, wie viel die
Gothik in dieser Richtung wagen konnte. An der Südseite der Kirche ist der Eingang zu der Kapelle
do Fundador, dem eigentlichen Mausoleum, denn die Capella Jmperfeita, die man gewöhnlich mit
diesem Namen bezeichnet, wurde ja nie vollendet. Die Kapelle do Fundador ist im Quadrat angelegt,
inwendig aber durch 8 Pseiler, die in Spitzbogen auslaufen, tempelartig eingetheilt. Diesen Mit-
telbau krönt eine Laterne, deren Durchmesser 40 Fuß mißt. Nichts kann die Schönheit dieses Kunst-
werkes würdig ausdrücken; denn eine geschickt angewandte Bemalung der zackigen Spitzbögen läßt
ihre einzelnen Theile auf das Glücklichste Hervortreten. Dadurch wird trotz der reichen Ausschmückung
das Auge nicht ermüdet, sondern gleitet in wohlthuender Harmonie bis in die verschwindende Spitze
des luftigen Baues. Diese Kapelle enthält die letzten Reste der Glanzepoche Portugals. Man sieht
hier in kleinem Ranm die Namen vereinigt, die einst die ganze Welt zur Bewunderung fortrissen,
das Einzige, was Portugal noch aus einer Zeit besitzt, zu deren Höhe es sich niewieder aufschwingen wird.
Im Mittelbau liegen auf hohen Sarkophagen der König Joäo (4 1434) nnd die Königin Philippa
von Lancaster (i 1416). An den Seiten stehen unter gothischen Blendbögen die reichgearbeiteten
Gräber ihrer Kinder und Enkel. Hier ruhen vor Allem Dou Fernando, der standhafte Prinz, der
nach siebenjähriger Gefangenschaft unter den Mauren als Märtyrer starb und Don Henrique, der See-
fahrer, welcher die Reihe der Weltentdecker mit der Auffindung des Cap Verde eröffnete. Ueber den
Särgen befanden sich berühmte Malereien des Gran Vasco, die leider, wie vieles Andere in dieser
Kirche, von den Franzosen zerstört wurden. Jetzt erwirbt sich der König Don Fernando das große
Verdienst, eine jährliche Summe zur Restaurirung der Bauten von Batalha aufzuwenden, eine
Liberalität, die man in Portugal selbst gar nicht anerkennt. An der nördlichen Seite der Kirche liegen
die beiden großen Klöster, ebenfalls aus dem XV.Jahrh., aber, wie das Ganze, von Don Manoel wieder-
hergestellt. Der Saal des Kapitels enthält ein großes Palmendach, einfachster und darum edelster
Wirkung. Es fchwebt ohne Stützpunkt in der Mitte, frei durch seine eigene Schwere gehalten.
Zwei Mal stürzte es zusammen, bis, der Ueberlieferung nach, ein blinder Baumeister es zum dritten Male
 
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