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Zeitschrift für christliche Kunst — 10.1897

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Schnütgen, Alexander: Das goldene Buch der Stadt Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.3832#0114
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Abhandlungen.

„Das goldene Buch der Stadt Köln."

Mit Lichtdruck (Tafel IV.)

ler neue Silberschatz der Stadt
Köln ist kürzlich um „das gol-
dene Buch" vermehrt worden,
einen ganz in vergoldetes Silber
gefafsten Festkodex, der von
den hohen Gästen der Stadt
die Namen aufnehmen soll. Für den Schmuck
der Vorderseite empfahl sich die getriebene
Darstellung eines der drei Empfänge, welche
die Stadt in ihrem alten grofsen Festsaal den
drei Kaisern Friedrich III., Maximilian I.,
Karl V. bereitet hatte, und nachdem dafür
mit Recht der mittlere bestimmt war, der ge-
legentlich des Reichstages 1505 stattfand, er-
gab sich für die Ausführung von selbst der
spätgothische Stil. Der Wunsch, die ganze
Fassung in Gold erstrahlen zu lassen, verlangte
leider Verzicht auf den Silberton, daher zur far-
bigen Abwechselung um so mehr durchsichtiges
Email wie abgetönte Unterlage für das durch-
brochene Ornament. Für die Rückseite, welche
gleichfalls metallisch zu behandeln war, empfahl
sich der ausgesägte, farbig unterlegte Platten-
schmuck, den auch die Alten mit Vorliebe
verwandten (»Zeitschr. für christl. Kunst« Bd. I,
S. 26, Bd. III, S. 181). Diesen Grundzügen pafste
Hofgoldschmied Gabriel Hermeling seinen
Entwurf an, von dessen in jeder Hinsicht ge-
lungenen Ausführung der hier beigegebene Licht-
druck glänzendes Zeugnifs ablegt. Ich veröffent-
liche die feingegliederte Decke um so lieber, als
sie, ein Lichtpunkt in dem kunstgewerblichen
Schaffen unserer Tage, zugleich für ähnliche Auf-
gaben, namentlich liturgische Prachteinbände,
die dankbarsten Muster bietet.

Das ausschliefslich durch Hammer und Punzen
gewonnene Relief der (35 cm hohen, 26V2 cm
breiten) Vorderseite zeigt im Hintergrunde den
Rathhausthurm und den Gürzenich, vor dem
Maximilian im römischen Kaiserornat von den
beiden Bürgermeistern der Stadt empfangen wird.
Unter einem weit ausladenden, von vier Edel-
knappen getragenen Baldachin steht, fast voll-
rund, der Kaiser, hinter ihm in künstlerisch ab-
gewogener, fein sich abstufender Reliefirung

das aus dem Schleppträger, Reichsbannerträger,
Fanfarenbläsern, Rittern und Hellebardieren be-
stehende Gefolge. Auch in der städtischen
Gruppe fehlt das Banner nicht, und dazwischen
werden im Fond die Bürger durch Zunftgenossen
mit ihren Fahnen vertreten. Ein säulen-
getragener Bogen mit verschnittenen Ranken-
zügen rahmt und bekrönt die ganze, überaus
sorgsam ciselirte Szene, welche ein Sockel trägt
mit dem in Reliefschmelz aufs feinste gestimmten,
von Löwe und Greif gehaltenen Stadtwappen.
Die beiden oberen, mit dem deutschen und preufsi-
schen Wappenschildchen versehenen Zwickel
schliefsen das innere Rechteck ab, welches einer
besonders kräftigen Einfassung bedurfte. Diese
besteht zunächst in einer geflochtenen Kordel,
sodann in reichem, krausem Astwerk, nach dem
Vorbilde der Ausstattung an der Scheide des
Ceremonienschwertes im Kölner Dom (»Zeit-
schrift für christl. Kunst« Bd. III, S. 297). Die
in ovaler Verschlingung gegossenen, mit auf-
gebuckelten Blättern und Fruchtknoten ver-
lötheten Ranken verbinden sich in einfachster
Technik zu reichster Wirkung und bilden mit
den getriebenen Eckrosetten eine um so be-
friedigendere Einrahmung, als das untergelegte
röthliche Leder auch hier das sonst allzustark
glänzende Gold durch Farbe mildert. — Viel
einfacher und flacher mufste natürlich die Rück-
seite behandelt werden, und für das dem Rechteck
der Vorderseite entsprechende Mittelfeld em-
pfahl sich in der ihm eigenthümlichen strengen
Stilisirung der Doppeladler mit der eingravirten
Figur des kölnischen Bauern. Die Art, wie durch
die in geschickter Vertheilung ausgesägten Durch-
brechungen das auch hier untergeschobene röth-
liche Leder zur farbigen Geltung kömmt, wieder-
holt sich in dem ähnlich behandelten Laub-
fries. Der gewölbte 4 cm breite Rücken ist
durch stark markirte Bünde in fünf geome-
trisch gemusterte Felder zerlegt, von denen
die drei gröfseren mittleren je eine ausge-
schnittene aufgestiftete Krone zeigen, das obere
in derselben Technik mittO, das untere 1897.
Die Schliefsen sind in den Kölner Farben
streifenweise emaillirt und mit der ausgeschnitte-
nen aufgehefteten Minuskelinschrift rtlactf Sollen

verziert.

SchnUtgen.
 
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