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Zeitschrift für christliche Kunst — 14.1901

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Oidtmann, Heinrich: Die Schweizer Glasmalerei vom Ausgange des XV. bis zum Beginn des XVIII Jahrh., [2]: Nach ihren Denkmälern und den neuesten Forschungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4055#0096
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1901. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 5.

138

1495 verlieh der Rath von Luzern dem
Dekan Albert von Bonstetten in Einsiedeln
für die Widmung der Geschichte der Burgunder-
kriege ein von Wolfgang Intaler hergestelltes
Glasgemälde.*) In dem nämlichen Jahre schenkte
Bern Fenster in Bruder Clausens Kapelle, ver-
muthlich für Vermittelung des Einsiedlers auf
dem Tage von Stans. Besonders freigebig war
man gegen neu erworbene Landschaften; dort-
hin stiftete man bereitwillig sein Wappen, um
deren Zugehörigkeit zur Herrschaft äufserlich
zu kennzeichnen.

Der Rath von Luzern verausgabte laut Seckelamls-
rechnungen für Fenster und Wappen 1560 die Summe
von 329 Pfd. 1592 159 Gulden, 1610 207, 1613 297»
1620 391, 1624 367 Gulden. Nach dem Schweiz.
Bauernkrieg (1653) sanken diese Ausgaben; gleich-
wohl wurden in einzelnen Jahren ansehnliche Beträge
für „Ehrenwappen" gezahlt, 1680 230 Gulden, 1680
215, 1698 220 Gulden, bis endlich 1715 dieser
Posten vollständig aus den Staatsrechnungen ver-
schwand. (>Glasgem. im Rathhause Luzern« S. 7).
— Schwyz hat laut Landesrechnungen in dem Zeit-
raum von 1554 bis 1680 nicht'weniger als 400 Fenster
und Wappen bezw. den Kostenbetrag für solche ge-
stiftet. Vor allen anderen zeichnete Zürich sich
durch aufserordentliche Freigebigkeit aus; hier voll-
zog der Rath in der Blüthezeit ungefähr 20 bis 30
Schenkungen jährlich.

Aufser den gegenwärtigen Kan tonshaupt-
orten schenkten die anderen Städte und
Städtchen. Landschaften, Landvogteien
und Landgemeinden schlössen sich sofort
der schnell eingebürgerten Sitte an. Den
gröfseren Plätzen folgten die kleineren Ort-
schaften und die Dörfer. Zur Schaar der bereits
genannten Bittsteller gesellten sich die städtischen
Angestellten, Bürgermeister, Schultheifsen, Amt-
männer, Stadtschreiber, Seckelmeister, Land-
vögte, Untervögte, Pannerherrn u. s. w. Neben-
her schenkten einzelne Aemter und Sonder-
verwaltungen so u. a. das Bauamt zu Zürich.
Gewöhnlich entsprach der Inhalt der Gesuche
nebst deren Bewilligungen den Tagsatzungs-
bescheiden. Jedenfalls war die Erlangung der
Schilde kleinerer Städte leichter als die Ge-
währung seitens der Tagsatzung. Aarau schenkte
1546 einem Bürger Fenster von wägen das er
zugmeister ist, einem anderen von wägen das
er m. h. zinsman gsin. 1548 bedenkt Zofingen,
welche Stadt, nebenbei bemerkt, hohe Beträge

*) Schreiben an den Abt von 1494 veröffentl. in
»Mittheil, des hist. Vereins des Kantons Schwyz« (1885)
4. Heft S. 39.

für diese Sitte verausgabt,5) einem Bürger zu
Ölten von wägen gutter nachpurschafft; Zürich
gab nach Meyer 1603 ein Fenster mit dem
Wappen Luxen Müller zu Wattwyl im Toggen-
burg in syn nüwe Behusung, „allda ein grofser
Pafs", und 1642 6 Pfd. nebent der Stadt Ehren-
wappen Herrn Erni Hermann von Samen zu
Unterwaiden ob dem Wald, so ein Behusung
hat, darinnen der Kauflüthen und Krämeren
Zusammenkunft gehalten wird, uf Anleitung
etlicher Herren Kauflüthen und Krämeren allhir,
so in Unterwaiden handelnd. Solothurns und
Freiburgs Schenkungen gehen laut diesbezüg-
lichen Aufzeichnungen ins XV. Jahrh. zurück.

Eine Anzahl Städtescheiben steht zu Stein
am Rh., in Unterstammheim, auf der Stadtbiblio-
thek zu Zofingen, in Wettingen, unter den
Murenser Scheiben zu Aarau, in den Samm-
lungen zu Zürich, Basel, Frauenfeld, Bern, Wyl,
Solothurn und anderwärts. Häufig sind Konstanz-
scheiben, zwei aus dem Anfang des XVI. Jahrh.
im Museum zu Basel,6) mehrfach begegnen uns
Baden, Bremgarten, Frauenfeld, Mellingen u. a.
Eine Bruggscheibe aus 1568 zu Bern.

„Die gemein landvogty zu Frauenfeld 1517"
mit den Wappen der regierenden Orte im Thur-
gau, aus der Sammlung Vincent für das Landes-
museum erworben, Kreuzigungsgruppe und
Krönung Mariae, ist farbig wiedergegeben im
Vincentschen Katalog. Die Landschaft Trachsel-
wald von 1523 in der Kirche zu Ursenbach.
Im Landesmuseum sind ferner vertreten die
Landschaft March, das Amt Entlebuch, die Herr-
schaft Grüningen, das Amt Nidau, die einzelnen
Bünde von Graubünden u. a., in St. Gallen
das Land Gaster 1588, im histor. Verein zu
Schwyz das Land Schwyz von 1597. „Das Land
Schwitz" und „das Land Unterwaiden nitt vnd
ob dem Kernwald" haben 1598 die Scheibe
mit dem Begräbnifs Mariae nach Rathhausen
gestiftet, wo aufser den geistlichen Spendern
7 Stände, 3 Aemter, 5 Städte und 23 Einzel-
personen ihre Scheiben beigesteuert haben.
Im Museum zu Bern der Pannerträger der
Landschaft Saanen (1566) aus der Kirche zu
Lenk, wo 1879 der Pannerträger der Land-

*) Vgl. über die Ausgaben Zofingens Dr. Hans
Lehmann „Die Fenster, und Wappenschenkungen
der Stadt Zofingen". »A. f. schw. A.« (1897 u. 98).

6) Abgeb. .Zeitschr. f. ehr. Kunst« IV. Tafel zu
Seite 169; hier auch die Prachtscheibe mit dem
h. Mauritius von 1510 und die Züricher Doppel-
scheibe, Christus mit den Züricher Patronen 1517.
 
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