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Zeitschrift für christliche Kunst — 18.1905

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Braun, Joseph: Filetarbeiten im Kgl. Bayerischen Nationalmuseum zu München
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https://doi.org/10.11588/diglit.4575#0126
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219

1905.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.

220

einem Altartuche oder an einem Superpelliceum
verwenden und zwar an letzterem in Form eines
Einsatzes, also unten begrenzt durch einen
schmalen Linnenstreifen. Das Muster kehrt
in steter Folge, wenngleich in umgekehrter
Stellung immer wieder. Es ist ganz in Linnen-
stich ausgeführt, wobei in die Maschen je zwei
Fäden in die Länge und in die Höhe ein-
gezogen sind. Das geometrische Muster des
den Einsatz oben und unten begleitenden Börd-
chens ist teils im Stopfstich, teils im Schlingen-
stich gearbeitet. Mit dem Stoff ist der Einsatz
verbunden durch paarweise nebeneinander
angebrachte sogenannte geschlungene Stäbchen,
deren Zwischenräume mit Schlingstichen aus-
gefüllt sind. Trt.-+-B, , .



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Auch die unter
(Abb. 2) abgebil-
dete Spitze ist
fast vollständig
im Linnenstich
ausgeführt, und
zwar sind bei

diesem auch
hier in die ein-
zelnen Maschen
je zwei Fäden
hoch und quer
eingeführt. Im
Stopfstich sind
nur die kleinen,
von der Haupt-
ranke absprin-

, . ... <i. Abb. 3. b.

genoen Auslau-
fer gearbeitet. Die irn Linnenstich hergestellten
Beeren haben dadurch ihre Rundung erhalten,
daß nach Aussackung des Kerns um diesen
ein Faden zweimal herumgezogen wurde. Als
Abschluß ist der Spitze an einer Seite eine
geklöppelte sog. Rembrandtspitze angesetzt,
die indessen auf der Abbildung, welche nur
die Filetarbeit wiederzugeben bezweckte, aus-
gelassen wurde.

Bei der Filetspitze(Abb.Sa) ist der Filetgrund
in Doppeldurchbrucharbeit, d. i. durch Aus-
ziehen von je fünf Ketten- und Einschußfäden
hergestellt. Dabei wurden wie bei den Reti-
cellaarbeiten, die die Maschen bildenden stehen-
gebliebenen Ketten- und Einschußfäden, soweit
sie nicht von dem Muster verdeckt wurden,
mit einem feinen weißen Zwirn umnäht. Das
Dessin, ein streng stilisiertes und geometrisch
umgebildetes vegetabilisches Motiv, ist ganz im

Stopfstich gearbeitet. Das Original ist als Spitze
behandelt und an der einen Langseite mit
einem Ansatz in Klöppelarbeit besetzt. Es
empfiehlt sich indessen beim Kopieren mehr
als Einsatz. Dabei wird man zweckmäßiger-
weise als Grund ein feines Filet statt eines in
der Durchbruchtechnik hergestellten Netzgrundes
verwenden.

Sehr gefällig ist Spitze (Abb.3^). Ungleich
reicher als a, ist sie nicht minder harmonisch und
klar wie diese entwickelt. Der Filetgrund besteht
bei ihr aus einer Art derber, weitmaschiger
Gaze; das Muster ist im Stopfstich eingezogen.
Eigenartig, aber nicht unschön sind die Zacken,
mit denen die Spitze abschließt. Sie sind

aus demselben
(Grunde wie die
Spitze gearbei-
tet. Zunächst
wurde im Stopf-
stich das lilien-
artige Dessin
ausgeführt, wel-
ches die Zacken
füllt und zu-
gleich ihre Form
bestimmt, dann
wurde durch
Einziehen von
etwa drei Fäden
der Rand gebil-
det und schließ-
lich, nachdem
dieser unter
kleiner Bogenknöt-
chen mit Schlingstichen übernäht worden war,
der überschüssige Grund weggeschnitten.
Will man die Spitze, die man besser über
einen Filetgrund arbeitet, ohne die Zacken
ausführen, so besetze man dieselbe entweder
mit einem leichten gehäkelten oder geklöppelten
gezackten Spitzchen, oder behandle sie nach
Art eines Einsatzes, indem man sie mit einem
schmalen Linnenstreifen abschließen läßt.

Sehr reich ist die Spitze (Abb.4) und zwar so-
wohl was das Motiv als die beim Einsticken
des Musters angewendeten Stiche betrifft. Den
Grund bildet ein feines Filet, dessen Maschen-
weite etwa 3 mm beträgt. Die Einarbeitung
des Musters erfolgte in der Weise, daß zunächst
die Ranken, und zwar ohne strenge Rücksicht-
nahme auf die Maschen, im Stopfstich aus-
geführt wurden. Dann wurden die einzelnen

Abb. 4.

gleichzeitiger Bildung
 
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