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Zeitschrift für christliche Kunst — 18.1905

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Kisa, Anton Carel: Die gravierten Metallschüsseln des XII. und XIII. Jahrhunderts, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4575#0134
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233

1905.— ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 8.

234

D'e Naoen in den Medaillons der fünf äußeren
Rosenblätter lauten: Malitia, immunditia,
eorietas, castitas, fr aus, emulatio, contentio
peccatum, dolus, odium, peccatum, dolus,
trishtia, disciplitia, continenlia — also gute
und schlechte Eigenschaften durcheinander.
Offenbar hat der Graveur nicht nur kein Latein
verstanden, sondern auch nicht lesen können
und die von einem Schriftkundigen vorge-
schriebenen Namen verständnislos durcheinander
geworfen.

Zu den sechs genannten Schüsseln kommen
noch folgende gleichartige:

Schüssel im Provinzialmuseum zu Hannover,
früher im Weifenmuseum zu Herrenhausen.8)
Gefunden 1819 im

Festungsgraben zu
Stade, der älteste der
artige Fund, von dem
man weiß. Bronze
(Kupfer und Zinn,
wenig Zink, Blei, Ei-
sen) mit Resten von
Vergoldung. Mittel-
figur mit zwei Broten,
gekrönt, bezeichnet su-
perbia, umgeben von

einem doppelten
Strickreif. Die vier
Seitenfiguren, davon
eine gekrönt, bezeich-
net idolatria, ira, in-
vidia, luxuria und von
leicht eingeritzten
Kreisbogen umrahmt. Über ihnen eine fächer-
förmig ausgebreitete Blume, ein Ornamentmotiv,
das oft wiederkehrt. Im Zwickelornament
wiederholt die Namen odium, dolus, peccatum,
ringsum ein leichter Kreisbogen. Am Rande
Strickreif und Grasbüschel.

Schüssel in der Universitätssammlung von
Lund in Schweden.9) Gefunden wahrscheinlich
in oder bei Lund, 1899 in das Museum ge-
kommen. Bronze mit Resten von Vergoldung.
Dekoriert wie die vorige. Von Aufschriften
lesbar an den Brustbildern ira, idolatria, in-
vidia, am Rande odium, dolus, peccatum.

8) Briefliche Mitteilungen und eine Pause der
Schüssel verdanke ich dem Direktorial - Assistenten
des genannten Museums, Herrn Bunde. Beschreibung
bei Grempler a. a. O. — Ohne Beschreibung er-
wähnt von Frimmel und Bethune a. a. O.

9) Grempler a. a. O.

Eine zweite Schüssel derselben Sammlung
(Abb. 4). 1900 auf dem Grundstücke des
ehemaligen Klosters und der Kirche St. Jakob
in Lund gefunden.10) Mittelfigur mit Schleier
und Kreisnimbus, zwei Bücher in Händen, be-
zeichnet humilitas, umgeben von doppeltem
Strickreif. Die vier Seitenfiguren, von Halb-
kreisen umrissen, gleichfalls mit Schleier und
Nimbus, bezeichnet fides, spes, Caritas, patientia.
Die Blumen der Zwickelornamente fächerartig
ausgebreitet, wie auf dem Exemplar in Hanno-
ver, darin viermal wiederholt odium, peccatum,
dolus. Am Rande Strickreif und mit der
Perlpunze eingeschlagene runde und dreieckige
Häufchen von Punkten.

Vier gravierte und
35 unverzierte Bronze-
schüsseln, gefunden
1842 zu Pöddels in
Esthland.n) Von je-
nen kam eine in das
Museum zu Dorpat
eine andere an den
sächsischen Altertums-
verein zu Dresden. Sie
stimmen in der De-
koration mit der vo-
rigen im wesentlichen
überein. Die sehr
schlecht geschriebenen
und schwer leserlichen
Bezeichnungen beider
lauten hudra (wahr-
scheinlich ist superbia
gemeint), spes, idolatria, inves (invidiaj, ira
Im Ornamente odium, peccatum, dolus.

Schüssel im ungarischen Nationalmuseum
zu Ofen - Pest.12) Fundort unbekannt, 1869
erworben und von Romer veröffentlicht. Der
früher erwähnten Münchener sehr ähnlich. Die
fünf Figuren haben Kreisnimben und die Na-
men umilitas, fides, spes, karilas, patientia.

Drei gravierte Bronzeschüsseln, gefunden
1853 am Holstentor in Lübeck, im dorti-
gen Gewerbemuseum verwahrt. Sie sind unter-
einander sehr verschieden. Die eine zeigt in
doppeltem Vierpaß (aus Kreisbogen) fünf weib-
liche Gestalten mit Krone und Kreisnimbus.18)

10) Ders. a. a. O.

n) Ders. a. a. O.

13) Ders. a. a. O.

13) Ders. a. a. O.
 
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