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Zeitschrift für christliche Kunst — 19.1906

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Beissel, Stephan: Miniaturen aus Prüm, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4095#0040

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45

1906.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.

46

1222 verfaßt von Caesarius, der ehedem Abt
von Prüm gewesen war, seine Würde nieder-
legte und in Heisterbaeh mit dem berühmten
Caesarius von Heisterbach als Cistercienser
lebte. Der Verfasser gibt unter Benutzung
älterer Quellen ein Verzeichnis der Güter und
Rechte Prüms. Das Werk ist, wie die letzte
Miniatur dartut, nach des Caesarius Tode
unter dessen zweiten Nachfolger, Friedrich
von der Leven (1220 bis 1245) abgeschrieben
und mit Miniaturen versehen worden. In der
ersten Miniatur wid-
men,wie Abbildung 8 *)
dartut, König Pippin
und Kaiser Karl der
Große dem Erlöser die
Kirche von Prüm.

Auf Pippins Inschrift-
band stehen die Worte:
Dne. dileximus decorem
domus tue et locum habi-
tationis glorie tue et ad
serviendum nomini tuo
ecclesiam primum funda-
vimus et pluribus posses-
sionibus ac libertate dona-
vimus necnon et ipsam
cum personis (etc ).

Karls Inschrift sagt:
Per tempora futura hae-
redibus nostris usque in
finem Romani imperii pro-
tegendam et conservan-
dam scripto atque nostris
privilegiis commisimus.

Der Erlöser antwortet:
Venite benedicti patris mei,
possidete regnum, quod
vobis paratum est ab
origine mundi. Quod uni
ex minimis meis fecistis,
mihi fecistis (Matth. 25,
34 et 40).

Die zweite Minia-
tur (Abb. 9) zeigt, wie zwei Benediktiner den
Kaiser Lothar, welcher 855 in Prüm Mönch
wurde, aber schon nach sechs Tagen (am
29. September) starb und im Chore der Abtei-
kirche bestattet wurde, ins Grab legen. Ein
Bischof segnet die Leiche ein.

Aus dem Buche, das ihm ein Diakon entgegen-
hält, liest er die Worte: Anima domni Lotharii im-
peratoris, fratris nostri, requiescat in pace. Amen.

Abb. 9. Begräbnis Lothars.
(Aus dem Prümer Güterverzeichnis.)

a. a. O. n. 117 und 118. Ein Abdruck des Regi-
strum bei Hontheim, » Historia Trevirensisc I.,
(Augustae Vind. 1750), 661 s.

*) Alle Abbildungen sind nach Aufnahmen des
P. Jos. Braun hergestellt.

Hinter dem Diakon steht Abt Kgil mit
einem Hirtenstabe, von fünf Mönchen liegleitet.
In der dritten Miniatur wird der hl. Bene-
dikt verehrt vom Abte Friedrich von der Leyen
(t 1245) und von Caesarius, dem Verfasser
des Registrum, der unten in halber Gestalt
aus dem Grabe sich erhebt (Abb. 10).

Unter der Miniatur steht der Name des Abtes:
Fridericus peccator atque abbas Prumiensis ecclesie
sive monasterii. Durch sein Inschriftsband lieht er:
Ora pro me, beate pater Benedicte, ut quod possi-
bilitas mea minus habet (?) possibile, gracie sue ad-
jutorio Dominus Deus dig-
netur supplere et me ad
vitam eternam perducere.
Amen.

Cesarius, quondam
abbas, pie memorie: Deus
propitius esto mihi pec-
catori. Der hl. Benedikt
sagt dem Abte: Frater,
studeas, magis prodesse,
quam preesse, quia qui
bene ministrat, bonum
gradum sibi acquirit.
Neben der Miniatur stehen
beim hl. Benedikt die
Worte: Sanctus Benedic-
tus, monachorum preeip-
uus atque sanetissimus.

Etwa drei oder vier
Jahrzehnte älter als das
Registrum ist das
Chartularium Pru-
miense in der Stadt-
bibliothek zu Trier.
Wegen der vergolde-
ten, gravierten Platten

seines Einbandes
wurde es ehedem Liber
aureus Prumiensis ge-
nannt. Es enthält Ab-
schriften der Prümer
Urkunden, zeigt in Federzeichnungen Herrscher
aus dem Stamm der Merovinger und Karo-
linger, sowie in einer größeren Miniatur2'5)
Papst Nikolaus und Kaiser Ludwig den From-
men, welche nebeneinander thronen, indem sie

26) Die Miniatur des Chartular zu Trier hat Ram-
boux in seinen »Beiträgen zur Kunstgeschichte des
Mittelalters« (Cöln 1860), veröffentlicht. Sie ist nach
dessen Zeichnung gegeben in Mariott, »Vestiarium
christianum«, (London 1868), pl. XXXIX. Die Deckel
des Chartular sind abgebildet bei Ernst aus'm
Weerth, »Kunstdenkmäler in den Rheinlanden» III.,
(Bonn 1868), Tafel 61. Über die Handschrift, vgl.
Schorn, »Eiflia sacra« IL, (Bonn 1889), 399.
 
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