43
190Ö. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.
44
Miniaturen aus Prüm.
(Mit 15 Abbildungen und 2 Initialen.)
722
(Schluß.)
von Bertrada gestiftete,
von König Pippin (753), Karl
dem Großen, Kaiser Lothar und
andern reieh begüterte Abtei
Prüm zeichnete sich vom IX. bis zum XII. Jahrh.
durch wissenschaftlichen Eifer aus. Unter Abt
Marquard (f 853)
wurden zu Prüm für
den Abt Lupus zu
Ferneres, der dort
als Mönch gelebt
hatte, unter andcrm
die Werke des Sueto-
nius und des Flavius
Josephus abgeschrie-
ben.20) Wandalbert
verfaßte dort das
Leben des hl. Goar
und sein berühmtes
Martyrologium(848),
Regino, der 892 bis
80!) als Abt regierte,
seine Chronik und
mehrere theologische
Abhandlungen,
Potho aber um
1152 zwei größere
Werke.21)
Zweifelsohne hat
das Kloster vom VIII,
Jahrh. an bis wenig-
stens ins XIV. gute
Schreiber und Mi-
niatoren besessen.
Ja die Nonnen von
stammen, zuerst ein wertvolles Evangelienbuch
des X. Jahrh., das bereits von Lamprecht und
Keuffer als ehemaliges Eigentum der Kirche
Maria ad martyres bei Trier erkannt worden
ist. Eine von Wyttenbach dem ersten Band
beigefügte Bemerkung hat noch jüngst dazu
verleitet, es bei der Ausstellung zu Düsseldorf
als ein aus Prüm
stammendes Werk
zu bezeichnen.23)
Auch ein Lektio-
nar in der Bibliothek
des Grafen Schön-
born zu Pommers-
felden,dasLamprecht
und andere als eine
Arbeit der Prümer
Mönche ansahen, ist
nach Swarzenski im
X. Jahrh. in Regens-
burg geschrieben
und mit zwei Zier-
seiten ausgestattet
worden.24)
Eine sicher in
Prüm geschriebene
und mit Miniaturen
ausgestattete Hand-
schrift ist das Rc-
gistrum Prumiensc
des KoblenzerStaats-
archivs.25) Es wurde
8. Widmung der Kirche von Prüm.
(Aus dem Priimcr Güterverzeichnis.J
Niederprüm schrieben noch im XV. Jahrh.
Bücher.22) Doch wurden in jüngster Zeit der
Prümer Schreibstube zwei illustrierte Hand-
schriften zugewiesen, die nicht aus derselben
*) Die Initiale ist dem Trierer Tropar entlehnt.
20) Lupi epistola 10. et 91. Ob der von Lupus
erwähnte Maler Hilperich, welcher Tafeln für Seligen-
stadt lieferte, in Prüm lebte, läßt sich aus ep. 60
nicht klar ersehen. Migne, »Patrol. lat.«, CXIX.
453, 521, 566.
21) Marx, »Geschichte des Erzstiftes Trier«, I,
2. Abt. (Trier 1860), 301 f.
'") A. a. O. 479 f. Die Statuten der Benediktine-
rinnen zu Prüm sagten: „Die Werke aber, welche die
Susteren thun sollen,
seynt diese: schnj-den,
nehen, stricken, webpen,
Bucher schrieben.
Das allernützlichste ist das schriben, dan es am aller-
meisten der Geistlichkeit nahet. Und ander noth-
dürftige Dyng sollen sie wirken."
2a) Lamprecht, »Initial-Ornamentik«, (Leipzig
1882), n. 14, S. 27; Keuffer, »Verzeichnis der
Handschriften der Stadtbibliothek zu Trier«, I, (Trier
1888), n. 23, S. 25 f.; »Katalog der kunsthistorischen
Ausstellung zu Düsseldorf», (1904), 2. Aufl., n. 512a,
S. 174.
") »Archiv für ältere deutsche Geschichts-Kunde«,
IX, 534 f; Lamprecht, a. a. O n. 19, S. 27;
»Bibelstudien, Bibelhandschriften und Bibel -
l Mainz«, (Mainz 1901), 122 f., 314 f.;
Falk,
drucke
Swarzenski
1901), 41 f.
f5) Marx, a. a. O. 279 f. und 320; Lamprecht,
»Regensburger Buchmalerei«, (Leipzig
190Ö. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.
44
Miniaturen aus Prüm.
(Mit 15 Abbildungen und 2 Initialen.)
722
(Schluß.)
von Bertrada gestiftete,
von König Pippin (753), Karl
dem Großen, Kaiser Lothar und
andern reieh begüterte Abtei
Prüm zeichnete sich vom IX. bis zum XII. Jahrh.
durch wissenschaftlichen Eifer aus. Unter Abt
Marquard (f 853)
wurden zu Prüm für
den Abt Lupus zu
Ferneres, der dort
als Mönch gelebt
hatte, unter andcrm
die Werke des Sueto-
nius und des Flavius
Josephus abgeschrie-
ben.20) Wandalbert
verfaßte dort das
Leben des hl. Goar
und sein berühmtes
Martyrologium(848),
Regino, der 892 bis
80!) als Abt regierte,
seine Chronik und
mehrere theologische
Abhandlungen,
Potho aber um
1152 zwei größere
Werke.21)
Zweifelsohne hat
das Kloster vom VIII,
Jahrh. an bis wenig-
stens ins XIV. gute
Schreiber und Mi-
niatoren besessen.
Ja die Nonnen von
stammen, zuerst ein wertvolles Evangelienbuch
des X. Jahrh., das bereits von Lamprecht und
Keuffer als ehemaliges Eigentum der Kirche
Maria ad martyres bei Trier erkannt worden
ist. Eine von Wyttenbach dem ersten Band
beigefügte Bemerkung hat noch jüngst dazu
verleitet, es bei der Ausstellung zu Düsseldorf
als ein aus Prüm
stammendes Werk
zu bezeichnen.23)
Auch ein Lektio-
nar in der Bibliothek
des Grafen Schön-
born zu Pommers-
felden,dasLamprecht
und andere als eine
Arbeit der Prümer
Mönche ansahen, ist
nach Swarzenski im
X. Jahrh. in Regens-
burg geschrieben
und mit zwei Zier-
seiten ausgestattet
worden.24)
Eine sicher in
Prüm geschriebene
und mit Miniaturen
ausgestattete Hand-
schrift ist das Rc-
gistrum Prumiensc
des KoblenzerStaats-
archivs.25) Es wurde
8. Widmung der Kirche von Prüm.
(Aus dem Priimcr Güterverzeichnis.J
Niederprüm schrieben noch im XV. Jahrh.
Bücher.22) Doch wurden in jüngster Zeit der
Prümer Schreibstube zwei illustrierte Hand-
schriften zugewiesen, die nicht aus derselben
*) Die Initiale ist dem Trierer Tropar entlehnt.
20) Lupi epistola 10. et 91. Ob der von Lupus
erwähnte Maler Hilperich, welcher Tafeln für Seligen-
stadt lieferte, in Prüm lebte, läßt sich aus ep. 60
nicht klar ersehen. Migne, »Patrol. lat.«, CXIX.
453, 521, 566.
21) Marx, »Geschichte des Erzstiftes Trier«, I,
2. Abt. (Trier 1860), 301 f.
'") A. a. O. 479 f. Die Statuten der Benediktine-
rinnen zu Prüm sagten: „Die Werke aber, welche die
Susteren thun sollen,
seynt diese: schnj-den,
nehen, stricken, webpen,
Bucher schrieben.
Das allernützlichste ist das schriben, dan es am aller-
meisten der Geistlichkeit nahet. Und ander noth-
dürftige Dyng sollen sie wirken."
2a) Lamprecht, »Initial-Ornamentik«, (Leipzig
1882), n. 14, S. 27; Keuffer, »Verzeichnis der
Handschriften der Stadtbibliothek zu Trier«, I, (Trier
1888), n. 23, S. 25 f.; »Katalog der kunsthistorischen
Ausstellung zu Düsseldorf», (1904), 2. Aufl., n. 512a,
S. 174.
") »Archiv für ältere deutsche Geschichts-Kunde«,
IX, 534 f; Lamprecht, a. a. O n. 19, S. 27;
»Bibelstudien, Bibelhandschriften und Bibel -
l Mainz«, (Mainz 1901), 122 f., 314 f.;
Falk,
drucke
Swarzenski
1901), 41 f.
f5) Marx, a. a. O. 279 f. und 320; Lamprecht,
»Regensburger Buchmalerei«, (Leipzig