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Zeitschrift für christliche Kunst — 19.1906

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Bogner, Heinrich: Über die Emporen in christlichen Kirchen der ersten acht Jahrhunderte
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https://doi.org/10.11588/diglit.4095#0083

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1906. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4.

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pole, die Emporen nur durch das Altarhaus
unterbrochen werden. — Weiterhin glaubt de
Vogüe nicht fehl zu gehen, wenn er vermutet,
daß die Kirche zu Bosrah Emporen gehabt
habe.30) De Vogüe"s Annahme steht freilich in
Widerspruch mit der anderer Schriftsteller, wo-
nach Galerien in Syrien ganz gefehlt hätten.31)
Die Kirchen zu Nico med ia und Antiochien
hatten nach der Beschreibung des Eusebius
eine ausnehmende Höhe, waren also wohl mit
Hauptkuppeln versehen, die von zweistöckigen
Abseiten umgeben wurden.82)

Ebenso war jedenfalls der sich dem
basilikalen Teile anschließende Rundbau der
Heiliggrabkirche zu Jerusalem ge-
staltet/13) — Wenn auch der Bautypus Raven-
nas, sonst so sorgfältig mit griechischen Ingre-
dienzien durchsetzt, die Emporen nicht adop-
tiert hat, so fehlen sie doch nicht in der präch-
tigen Grabkirche S. Vitale, wo der ganze
Bau mit Ausnahme der Chornische zweige-
schossig ist.34) In Mailand hat die südlich
von S. Lorenzo gelegene, noch vollständig er-
haltene Kapelle San Aquilino, die mut-
maßlich das zur Hauptkirche gehörige Bapti-
sterium war, im zweiten Geschoß einen den
Mittelraum umgebenden Umgang.35) Ebenso
verhielt es sich mit dem in Ruinen liegenden
Baptisterium zu Aquileja, welchesHübsch
noch für vormittelalterlich hält.8ü) — Ist San
Giovanni in fönte in Florenz, über dessen
Entstehunciszeit urkundliche Nachrichten noch

30) Vgl. Vogüe M. de, »Syrie centrale etc.«
T. prem. et tome sec. (Paris 1865 bis 1877) p. 392;
Restaur. u. Durchschn. d. Kathedr. v. Bosrah PI. 18
S. 64. — Lübke W., »Gesch. d. Archit.« 3 verm.
Aufl. (Leipzig 1865) 3. 245 setzt diesen Bau ins
Jahr 512.— Vgl. auch Dehio u. v. Bezold S. 35.

31) Vgl. Krauß, I. Bd. S. 292.

32) Vgl. Hübsch S. 76; — Vogüe S. 13; —
Krauß, I. Bd. S. 363; — Schnaase C, »Gesch.
d. bild. K.€, III. Bd. (Düsseldorf 1869) S. 21; —
Förster E, »Gesch. d. ital. K.« 1. Bd. (Leipzig
1869) S. 101; — Müller K. Otfr., »Kunstarch.
Werke« V. Bd. (Berlin 1873) S. 103;— v. Quast,
»Die altchristl. Bauw. v. Ravenna v. V. bis IX. Jahrh.«
(Berlin 1812) S. 30.

8S) Vgl. Dehio u. v. Bezold S. 35. Daselbst
„rohe" Planskizze. — Krauß, I. Bd. S. 366.

34) Vgl. Dehio u. v. Bezold S. 28; — Krauß,
I. Bd. S. 358; — v. Quast S. 49.

36) Hübsch (S. 122 PI. XIII Fig. 2 u. 6) schreibt
diese Kapelle dem VI. Jahrh. zu — Vgl. Rahn
S. 57; — Förster S. 128; — v. Reber, »Kunst-
gesch. d. Mittel.« S. 147.

36) Vgl. Hübsch S. 27 Anm. 3 PI. III Fig. 1
u. PI. IV Fig. 10.

nicht aufgefunden worden sind, wirklich ein
vormittelalterlicher Bau, so muß er auch hier
genannt werden.37)

Rahn38) spricht ferner von einem zwei-
geschossigen Umgang in S. Sepolcro bei
St. Stefano zu Bologna39) und selbstver-
ständlich befand sich ein solcher und zwar rings-
umlaufend nach dem Vorgang der heiligen
Grabkirche in San Tomaso in Almenno.40)
— Unter der Voraussetzung, daß die Gründung
der ehemals an der Ostseite der St. Cassius-
oder Münsterkirche in Bonn a. Rh. ge-
legenen St. Martinskirche wirklich vor die
hier festgesetzte Zeitschranke fällt, muß auch
dieser Bau aufgezählt werden.41) Denn bei
Hüffer heißt es: „Oberhalb des gewölbten
Ganges war eine Emporkirche. Durch kleine
Bogen, die zu zwei und zwei mit einem
Säulchen in der Mitte über den Säulen-
stellungen angebracht waren, sah man von da
in den mittleren Raum hinab. Die Stiege zu
der Emporkirche befand sich am Eingang der
Halbkuppel, in welcher ostwärts der Altar
stand." — Zwar als letzter, doch nicht als ge-
ringster Bau ist das karolingische Münster
(Pfalzkapelle) zu Aachen zu nennen,
dessen nahe Vollendung Alkuin in einem Brief
vom Jahre 797 erwähnt.42) Die Emporen waren

3") vgl- ebendas. S. 43 u. 44; — Vgl. auch
Kugler Frz., »Handbch. d. Kunstgesch.« (Stutt-
gart 1842) S. 434 § 2.

88) Vgl. Rahn S. 153.

39) Vgl. Osten Friedr. Taf. 37 u. 38; —
Rahn S. 153; — Unger, »Über die christl. Rund-
und Oktogonbauten« (Jahrb. d. V. v. Altertumsfrd.
im Rheinl.) Heft 41 v.J. 1806 S. 37.— Vgl. Dehio
u. v. Bezold S. 544.

40) Osten Friedr. (»Die Bauwerke in der
Lombardei vom VII. bis zum XIV. Jahrh.« Darm-
stadt Taf. 43, 44 u. 45) ist im Zweifel, welcher
Zeit er diesen Bau zuschreiben soll, der Longo-
bardenzeit oder mit Lupi d. Frankenzeit, keinesf. jed.
wie Sacchi d. ersten vier christl. Jahrh. — Dar-
tein F. de (»Etüde sur l'archit. lombarde et sur
les orig etc.« Paris 1865 bis 1882 S. 387 bis 394)
dehnt die Erbauungszt. bis auf d. XII. Jahrh. aus. —
Agincourt S. de (»Hist. of Art by its monum. etc.«
Vol. I Archit. London 1847 S. 24 Fig. 16 u. 17)
spricht v. VI , VII. u. VIII. Jahrh.

41) Vgl. Hüffer Herrn., »Die alte Martinskirche
in Bonn u. ihre Zerstörung« (Jahrb. d. Ver. v. Alter-
tumsfrd. im Rheinl.) Heft 38 v. J. 1864 S. 149. —
Vgl. Rahn S. 155; — Agincourt Taf. 8; —
Boisser6e S , »Denkmale der Bauk. vom VII. bis
XIII Jahrh. am Niederrhein«. 2. mit Zus. vers Ausg.
(München 1844) S. 1 u. 2.

42) Vgl. Haagen Friedr., »Gesch. Aachens v.
s. Anf. bis z. Ausgg. d. sächs. Kaiserh.« (1024)
 
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