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Zeitschrift für christliche Kunst — 19.1906

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Schulz, Fritz Traugott: Von der historischen Ausstellung in Nürnberg, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4095#0145

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215

1906.— ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.

216

sich ein sechsblättriges Glied
mit senkrechten, in Vier-
pässen durchbrochenen Rän-
dern. Auf demselben ruhen
tauförmig umrandete Me-
daillons, welche in filigra-
nierter Arbeit reich verziert
sind. Diese besteht in
kleinen tauförmig umrande-
ten Kreisen, welche zu man-
nigfachen geometrischen Fi-
guren (Vierpässen in Kreisen,
Sechspässen in Kreisen und
Sparren) vereinigt sind. Zwei
der Medaillons sind mit farbig
emaillierten Wappen ausge-
füllt. Die Handhabe ist sechs-
kantig mit tauförmigen Mittel-
graten, welche auf einen
sechsseitigen Knauf auf-
stoßen. Der Nodus ist oben
und unten mit ovalen Figu-
ren belebt, welche ähnliche
Filigranarbeit wie die Me-
daillons am Fuß aufweisen.
Auch ist er mit sechs birnen-
förmigen Zapfen besetzt. Die
unten gerundete Cuppa wird
von sechs filigranverzierten
Lanzettblättern gehalten,
deren Spitzen einen Kranz
mit aufrecht stehenden, frei gearbeiteten
Blättern tragen. Nach oben ladet die Cuppa
in leichtem Schwung aus.
Das Prinzip des Sebalder
Kelches erscheint also hier
in freierer, mehr aufge-
löster Form. Dort Schwere
und Wucht der Masse,
hier mehr Zierlichkeit und
Feinheit der Detailbildung.
(Siehe Katalog Nr. 98 und
102.) Von den übrigen
Kelchen aus dem Anfang
des XVI. Jahrh. verdient
noch ein solcher vom Jahre
1520 aus der Kirche in
Kraftshof (Katalog Nr.
90) eine kurze Hervor-
hebung. Sein sechsteiliger
Fuß ist nämlich mit den
gravierten Darstellungen
Christi als Schmerzens-

Abb. 3. St. Bartholomäus
aus Wöhrd.

Abb. 4.

mannes, der Maria, d's Jo-
hannes, des Christophorus,
der Barbara und Katharina
geschmückt. Der Kelch trägt
das Beschauzeichen und das
Kressische Wappen. Das
XVII. Jahrh. wird durch fünf
Beispiele aus den Jahren 1644,
1650, 1660, 1670 und aus
seiner letzten Zeit repräsen-
tiert. Die Widmungs - In-
schrift an dem Kelch vom
Jahre 1644 macht diesen als
eine Arbeit des sonst un-
bekannten Goldschmiedes
Heinrich Arnolt wahr-
scheinlich. Die übrigen
Kelche tragen als Zierat auf-
gelegtes Ranken-, Blumcn-
und Blattwerk in silberge-
triebener Arbeit von guter
dekorativer Wirkung. Was
das XVIII. Jahrh. anbelangt,
so wird hier die Entwicke-
lung bis zum Jahre 1766 fort-
geführt. Die Gattung der
Krankcnkelche ist hier durch
einen solchen vom Jahre 1733
aus der Kirche in Wöhrd
und einen anderen aus etwa
der gleichen Zeit aus der
Kirche in Förrenbach vertreten, welche
durch hübsche Gravierung ausgezeichnet sind.
Die Gruppe der Abend-
m a h 1 s k a n n e n.deren Zahl
sich auf neun beläuft, hat
in den Kannen aus der
Egidienkirche inNürn-
berg und aus der Johan-
niskirche in Ansbach

ihre hervorragendsten
Stücke. Erstere ist eine
Arbeit des Wolf Roten-
beck, der 1602 Meister
wurde. (Rosenberg Nr.
l.'iOOa.) Letztere wurde
laut Inschrift im Jahre 1653
von Johann Lorenz Reh-
men, F. B. Rat und Assessor
des Kaiserl. Landgerichts,
gestiftet. Als Meistermarke
ist ein H mit einem an
den rechten Stamm ange-

Lorettoglöckchen aus der Reichen
Kapelle in München.
 
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