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Zeitschrift für christliche Kunst — 19.1906

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Schulz, Fritz Traugott: Von der historischen Ausstellung in Nürnberg, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4095#0144

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213

1906. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.

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Lorenz und Katharina versehen. Die Zapfen
des Nodus enthalten in Email die nach unten
gerichteten Buchstaben des Namens Jesus
(»ZIICSVS«). Der gleiche Name ist oben
an der Handhabe ange-
bracht, während unten
»MAR IAH« zu lesen ist.
Der Kelch ist 17,5 cm
hoch. Noch ein anderer
Kelch des XV. Jahrh. weist
das Beschauzeichen auf.
Er gehört in die Kirche
zu Kraftshof, die durch
den Reichtum ihrer Innen-
ausstattung und durch die
befestigte Kirchhofanlage
unter den Kirchen Mittel-
frankens eine hervorragende
Stelle einnimmt. DieCuppa
hat ausgesprochene Trich-
terform. Die Zapfen des
Nodus sind je mit den
Buchstaben ihs versehen,
welche wir auch oben an
der Handhabe finden, wäh-
rend unten an derselben
Maria zu lesen ist. Der
Fuß ist ganz glatt und trägt
als einzigen Schmuck das in Email auf einem
Schildchen angebrachte Wappen des Freiherr-
lich Von Kressischen Geschlechtes, des Stifters
und Erbauers der Kirche, über
die es noch heute in alter Weise
das Patronat ausübt. Die übrigen
Kelche des XV. Jahrh. entbehren
eines Zeichens, welches auch zu
Anfang des XVI. Jahrh. durchaus
noch nicht regelmäßig vorkommt.
Einer davon soll noch besonders
erwähnt werden. Auch er rührt
aus der Kirche in Kraftshof
her. (Siehe Katalog Nr. 95 mit
Abb.) Die Cuppa hat die übliche
Trichterform. Die sechs rauten-
förmigen Zapfen des Nodus zeigen
in teilweise erhaltener Email-
fassung gravierte Köpfe. Der
Fuß ist mit fünf Medaillons belegt, in denen
ebenfalls in Emailfassung die Evangelisten-
symbole und das Agnus dei. Dazwischen
befinden sich in getriebener Arbeit Distel-
blätter und dreiteilige andere Blätter. Aus
dem Anfang des XVI. Jahrh. sind es in erster

Abb. 1. Kelch aus St. Sebald in Nürnberg

Abb. 2. Ciborium aus St
Johannis in Ansbach.

Linie die beiden Prachtkelche aus der Sebal-
duskirche in Nürnberg und aus der
an Gold- und Silbergeräten ziemlich reichen
Kirche in Mögeldorf, welche unsere Auf-
merksamkeit in erhöhtem
Maße in Anspruch nehmen
dürfen. Es ist erforderlich,
daß ich sie wegen des
Reichtums und der Art
ihrer Ausbildung etwas ge-
nauer beschreibe. Der Fuß
des Kelches der Sebal-
duskirche (vergl. Abb. 1)
ist sechsfach gegliedert und
leitet mit sechsteiliger Kehle
in die sechsseitige Hand-
habe über. Fuß und Kehle
sind mit mannigfach ver-
schlungenem, durchbrochen
gearbeitetem Ranken- und
Astwerk belegt. Das untere
Wulstglied des Fußes über-
ziehen fortlaufende Ranken.
Der aufrechtstehende Rand
darüber ist frei durch-
brochen. Auch der schwer-
geformte Nodus und die
untere halbkugelige Hälfte
der oben leicht ausladenden Cuppa weisen
reich verschlungenen Rankenschmuck auf. Die
verzierten Teile des Kelches sind zur Er-
höhung der Wirkung mit roten
Steinchen besetzt. Die Technik
des silbervergoldeten Kelches ist
nach jeder Hinsicht hin eine
brillante und glänzende. Dazu
dürfte es kaum ein ähnliches
Seitenstück zu ihm geben. Ein
Zeichen trägt der Kelch nicht.
Auch der ihn an Feinheit der
Einzelausbildung noch über-
ragende Kelch aus der Kirche
in Mögeldorf vom Jahre 1520
entbehrt noch eines solchen.
Dabei macht sich hier in der
Anbringung von Zieraten schon
ein weises Maßhalten bemerkbar.
Der Fuß ist wiederum sechsteilig und unten
glatt, um dann in steiler Kehle anzusteigen.
In dieselbe ist folgende Inschrift eingraviert:

IMPEN MGRI EMERICI DEBELA WAR

ANO DNI 1.5.2.6. Über der Kehle erhebt
 
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