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Zeitschrift für christliche Kunst — 21.1908

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Creutz, Max: Rheinische Goldschmiedeschulen des X. und XI. Jahrhunderts, [2]: Prüm, Trier und Echternach
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https://doi.org/10.11588/diglit.4126#0123
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209

1908. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.

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Rheimser Schule des IX. Jahrh. angetreten.
Besonders die Zellenschmelztechnik des Mai-
länder Paliotto, den er auf seiner italienischen
Reise wohl selbst gesehen hatte, nahm er wieder
auf und brachte sie in Deutschland zu einziger
Blüte.

Eine ähnliche Feinheit des Emails findet
sich wieder auf dem Einband eines Metzer
Evangeliars der Pariser Nationalbibliothek, das
im übrigen in der Mitte eine Elfenbeinplatte
mit der Kreuzigungsgruppe im
Stile der Metzer Elfenbein-
schule in einem Kranze von
Edelsteinen zeigt. Die Fas-
sung der Edelsteinen ist be-
merkenswert, weil ähnlich ge-
faßte Steine auch bei der
Wiener Kaiserkrone wieder-
kommen und es wahrschein-
lich wird, daß dieses kost-
bare Werk der Goldschmiede-
kunst nicht von sarazenischen
Künstlern, wie bisher be-
hauptet, sondern von rheini-
schen Goldschmieden ausge-
führt wurde.

In ähnlicher Weise wie
auf dem Gothaer Codex Per-
len aneinander gereiht und
auf den Seiten des Andreas-
kastens Bögen aus Perlen-
schnüren gebildet sind, ist auch
die Krone mit Bögen aus
Perlenschnüren bedeckt, die
die Inschrift ergeben: Chuon-
radus Dei Gratta Romanorum
Imperator Augustus. Es kann
nur Konrad IL gemeint sein,
der nach einer Urkunde
einer Trierer Kirche eine Schenkung machte,
also zu Trier in besonderer Beziehung stand.
Die Fassung der Steine des Bügels und
die Ornamentik der Verzierungen ist mit der
Ornamentik anderer Trierer Arbeiten gleich-
falls verwandt. Dazu kommt noch eine be-
sondere Art der Technik, bei der die zur
Aufnahme der Glassteine nötigen Vertiefung
durch leichte Treibarbeit in die Goldplatte
eingeschlagen oder gesetzt werden. Diese
schwierige Art des Zellenschmelzes ist nach
v. Falke (a. a. O.) außer an der Kaiserkrone
noch bei den Zellenschmelzen der Langseiten

Abb. 6

des Trierer Andreasaltars, den Mathildenkreuzen
in Essen und an der Severinusplatte in Köln
geübt- worden. Alle diese Momente sprechen
für den rheinischen Ursprung dieses Haupt-
stückes der Goldschmiedekunst.

Zum Trier-Echternacher Kreise gehört auch
die laschenförmige Willibrodiarche zu Emmerich
mit feinem Filigran und den Evangelisten-
symbolen in getriebener Arbeit und auf der
Rückseite eine Rotkupferplatte die in Schmelz-
firnis Christus am Kreuz und
die Evangelistensymbole zeigt.
In der enggestrichelten, male-
rischen Gewandbehandlungdes
Figürlichen und den Flügeln
des Engels und Adlers leben
noch karolingische Traditio-
nen, die von Rheims her in
Echternach und Trier auf
fruchtbaren Boden fielen. Die
lebhaft bewegten und trefflich
gezeichneten Tiere selbst
zeigen in der weichen Be-
handlung die hohe Vollendung
eines Meisterateliers. Fassung
der Steine und Filigranbil-
dungen sind verwandt mit dem
noch zu besprechenden Lothar-
kreuze des Aachener Dom-
schatzes. Die Arbeit ist noch
ein Werk des X. Jahrh.

Für diese Zeit der künst-
lerischen Übung besonders
charakteristisch ist, daß Namen
von Bischöfen, wie Egbert von
Trier, als die großen Förderer
der Zeit genannt worden, denn
es bedurfte bei der noch herr-
schenden Unsicherheit des
künstlerischen Könnens eines reichen und um-
fassenden Wissens, um Werkstätten und Tech-
niken ins Leben zu rufen und zu erhalten, und
erst im Ende des XL Jahrh. und im XII. Jahrh.
begegnen wir Künstlern von ausgesprochener
individueller Prägung. Der bedeutendste dieser
Künstler ist der Benediktinermönch Rogerus
von Helmershausen, der an die Werkstattradi-
tionen der einzelnen rheinischen Klosterschulen
anknüpft, sie zusammenfaßt und seine eignen
Erfahrungen in Sachsen in zahlreichen Werk-
stätten wieder aufleben läßt. (Forts, folgt.)
Köln. Max Creutz.

Elferjbeinpyxis im Domschatze
zu Köln.
 
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