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Zeitschrift für christliche Kunst — 23.1910

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Rahtgens, Hugo: Kölner Architekturbilder in einem Skizzenbuch des XVII. Jahrhunderts, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4155#0039

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39

1910.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.

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altmodisch und vernachlässigt erscheinen mußte,
mehr nach unseren Begriffen malerisch.

Schon der älteste der großen holländischen
Landschafter, Jan van Goyen, muß in Köln
gewesen sein, da eine Ansicht des nördlichen
Teiles der Stadt mit der Gereonskirche im
Vordergrund von ihm aus der Zeit von 1630—50
herrührt1).

Eine Anzahl um 1670 entstandener Kölner
Architeklurbilder malten die Brüder Job und
Gerrit Berckheyde, zu denen sie die
Studien auf ihrer Reise nach Heidelberg an
den Hof des Kurfürsten von der Pfalz gemacht
haben werden2).

Um dieselbe Zeit, vielleicht 1667s), kam
Jan van der Heyden nach Köln. Ein Ge-
mälde von ihm in der Wiener Liechtenstein-
galerie stellt die Kölner Pantaleonskirche, mit
den Ruinen des Klosters Weidenbach davor,
dar; zwei andere, in London befindliche,
Straßenbilder mit dem Kölner Dom und der
Dompropstei4). Auch in der Petersburger
Eremitage sind von ihm zwei Ansichten aus
Köln B).

Auf vielen dieser Bilder sind die dar-
gestellten Gebäude freilich nur als Motiv ver-
wertet, während die Umgebung bald mehr,
bald weniger frei komponiert ist. So ist vor der
Apostelkirche auf dem Gemälde Berckheydes
in Florenz (s. Anm. 2) die ehemalige südlich
neben dem Chor der Gereonskirche gelegene
Vorhalle zur Darstellung gebracht, wie sie Berck-
heydes Kölner Bild der letzteren Kirche zeigt.
Auf dem Schweriner Bild der Apostelkirche
ist dagegen links ein romanischer Bau sicht-
bar, zudem die südliche Vorhalle von S.Marien
im Kapitol das Motiv gegeben hat. Auf dem
Gemälde aus der Sammlung Königswarter bil( len

') Das Original in der Nationalgalerie zu Budapest.
Eine photographische Nachbildung im Kölner histo-
rischen Museum (Eigelstein).

2) Es sind dies drei Gemälde mit der Apostelkirche
(im Kölner historischen Museum, der Großherzoglichen
Galerie in Schwerin und den Uffizien in Florenz«,
eines mit S. Gereon und S. Christoph (Köln, histo-
risches Museum) und eins — frei komponiert — mit
S. Aposteln und S. Pantaleon (ehemalige Sammlung
Königswarter). Die beiden Kölner Bilder sind mit
J. Berck Heyde signiert.

3) Diese Jahreszahl trägt sein Gemälde mit der
Düsseldorfer Jesuiten- (jetzt Andreas-) Kirche im Haag:
Düsseldorfer Jahrb. 6 S. 181.

4) Photographien dieser und der genannten Berck-
heydeschen Bilder im Kölner historischen Museum.

6) Wurzbach, »NiederländischesKünstlerlexikon«
I S. 686.

die Kirchen S. Aposteln und Pantaleon nur
den Hintergrund eines idealen Platzes, auf
dem ein Hochkreuz — wohl das Godesberger —
steht. Ähnliches läßt sich auf Gemälden des
Jan v. d. Heyden beobachten. Diese Maler
werden auf ihren Reisen die betreffenden Bau-
werke skizziert und danach später zu den
Gemälden zusammengestellt haben.

Ungefähr in die Zeit des Kölner Aufent-
halts der Berckheyde und des Jan v. d. Heyden,
nämlich zwischen 1651 und 1670, fällt die An-
fertigung eines Skizzenbuchs mit Architektur-
ansichten, das kürzlich für das Historische
Museum der Stadt Köln aus Privatbesitz er-
worben und für diese Stadt von besonderem
Werte ist durch 26 Ansichten Kölner Bau-
werke, darunter mehrerer nicht mehr vor-
handener.

Das Skizzenbuch ist in Schweinsleder ge-
bunden, mit zwei Riemchen zum Schließen und
enthält 92 Blätter, 15X20 cm groß, von denen
71 mit meist in schwarzer Tusche ausgeführten
Ansichten bemalt sind. Die Blätter sind,
mit Ausnahme einiger Doppelseiten, einzeln
zusammengeheftet. Die Gleichartigkeit des
Papiers6) sowie die Ausführung der Skizzen,
die nur in dem Grade der angewandten Sorg-
falt schwankt, und die örtliche Zusammen-
gehörigkeit der offenbar auf einer Rheinreise
gesammelten Ansichten lassen aber schließen,
daß die Blätter auch ursprünglich zusammen-
gehörten und von demselben Zeichner her-
rühren.

Von Seite 6—53 sind fast alle Ansichten
bezeichnet: Seite 6—13 und Seite 31 ganz
oder fast ganz ausgeschrieben J. Finckenbaum
deliniavit (bzw. fecit), sonst nur der abgekürzte
Familienname, zweimal mit einem V (S. 21
Vincke: bav; S. 32 Vinck: 6a), im übrigen stets
mit F; S. 15 vor dem abgekürzten Namen
Finckenbaum das Monogramm J^-> (?).

Als Ausgangspunkt für die Datierung dient
die mehrfach dargestellte Ansicht von Emmerich,
bei welcher der Helm der Aldegundiskirche
fehlt: er war durch einen Blitzschlag 1651
zerstört7). Als terminus ante quem ist die

6) Nur einige Zwischenblätter sind einem Rech-
nungsbuch mit anderer Paginierung entnoir.men, im
übrigen wiederholen sich dieselben Wasserzeichen an
den verschiedensten Stellen.

7) Clernen, »Kunstdenkmäler des Kreises Rees«
S. 26. — Auf der Stadtansicht von 1647 in Merians
Topogr. Westphaliae ist die Turmpyramide noch zu
sehen; die jetzige wurde erst 1854 ausgeführt.
 
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