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Zeitschrift für christliche Kunst — 23.1910

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Rahtgens, Hugo: Kölner Architekturbilder in einem Skizzenbuch des XVII. Jahrhunderts, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4155#0038

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37

1910. _ ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.

38

Köln

er Architekturbilder in einem Skizzenbuch des XVII. Jahrhunderts.

(Mit 11 Abbildungen.)

ei den umwälzenden baulichen Ver-
änderungen, die im Laufe des
XIX. Jahrh. ganzen Ortschaften ein
anderes Aussehen gegeben haben

Vorstelluns
geben

eine
daß

and es vielfach allein die alten "Städte- und
Architekturansichten, die uns je nach ihrer
; eijchaffenheit eine mehr oder weniger klare
des ehemaligen Zustandes zu
vermögen. Eine künstlerisch vielleicht
ganz unbedeutende Zeichnung kann dadurch
früher ungeahnte Bedeutung gewinnen,
^!6 auf diese weise zur Lösung topo-
graphischer und bauwissenschaftlicher Fragen
agt, ja, unter Umständen sogar das einzige
atenal hierfür liefert. In dieser Hinsicht

undX ^ bedeutenden Mittel> die im XVL
n XVII. Jahrh. den Stadtprospekten, illu-

n Kosmographien und Reisebeschrei-

ungen zugewandt wur(jen, in unseren Tagen

eine schöne, von ihren Urhebern wohl

fo^T, S6ahnte Rente erzielt> die der Er"
°rschung der Vergangenheit unserer Städte

Baudenkmäler zustatten kommt.
Al» alte Abbildungen sind wir auch an-
gewiesen, um uns den ehemaligen Zustand
W adt wie Köln, die besonders viel von
1 rer früheren Erscheinung in den letzten
undert Jahren eingebüßt hat, zu vergegen-
wärtigen, und es ist hierbei ein günstiges Zu-
sammentreffen, daß gerade Köln auch unge-
wöhnlich reich ist an alten Ansichten der Stadt
°- ihrer Bauwerke und dadurch ein gewisser
rsatz für das Verlorene geboten werden kann.
■ Hilfe der hervorragenden großen Prospekte
^d Pläne des Anton v. Worms (1531), Arnold
Mercator (1571), Wenzel Hollar (1656) und
Reinhardt (1752) neben zahlreichen kleineren
Ansichten ist es in der Tat nicht schwer, sich
das Gesamtbild Kölns zur reichsstädtischen
^eit anschaulich zurückzurufen.

So vortrefflich diese Stadtansichten und
P'äne aber auch in ihrer Art und für ihre
eit sind, für die Rekonstruktion der einzelnen
Bauwerke sind sie doch nur mit großer Vor-
sicht verwertbar. Selbstverständlich konnte nur
ein Teil der Gebäude, soweit sie nicht von
anderen verdeckt wurden oder im Hintergrund
'agen, zur deutlichen Darstellung gebracht
werden, so sehr auch die Zeichner der An-
sichten meist bemüht waren, durch Wahl eines

hohen Standpunktes möglichst viel von den
hervorragenderen Bauten sehen zu lassen;
aber auch hierbei lag eine nach unsern Be-
griffen getreue Wiedergabe des Einzelnen nicht

in der Absicht, teils auch nicht im Vermögen
der Künstler, die im Sinne einer Stilisierung
oft mehr auf die dekorative Wirkung im Stadt-
bilde abzielten wie bei A. v. Worms' Prospekt,
oder sich mit Andeutungen der wesentlichsten
Merkmale begnügten, wenn die Bestimmung
der Lage der Hauptzweck war, wie bei dem
Stadtplan Mercators. Man hat sich auch zu
vergegenwärtigen, wie viele Ungenauigkeiten
und Willkürlichkeiten beim Zusammenstellen
der einzelnen Skizzen zu dem endgültigen
Prospekt oder Plan bei den früheren unvoll-
kommenen technischen Mitteln entstehen
mußten. Immerhin besitzen Woensams' Stadt-
ansicht und der große Hollarsche Stich eine
weitgehende Genauigkeit, kommen aber doch
nur für das vom Deutzer Ufer aus mit geringer
Erhebung des Horizonts sichtbare Rheinpano-
rama in Frage.

Wenn nun auch seit Weyers verdienst-
voller „Sammlung von Ansichten" (1827) eine
Fülle Kölner Architekturaufnahmen zusammen-
getragen ist, so sind wirklich brauchbare vor
dem XIX. Jahrh. doch sehr selten. Auch bei
den. vielen berühmten Kirchenbauten handelt
es sich meist nur um schematisch skizzierte
Miniaturdarstellungen auf Bildern ihrer Patrone.

Da ist es denn ein besonders günstiger
Umstand, daß wiederholt holländische Archi-
tekturmaler des XVII. Jahrh. auf ihren Rhein-
reisen nach Köln kamen und hier Motive für
Bilder sammelten. Bei den nahen Beziehungen,
die seit alters zwischen Köln und den Nieder-
ländern wirtschaftlicher wie künstlerischer Hin-
sicht bestanden, kann es uns ja auch nicht
wundern, unter den zahlreichen flämischen
und holländischen Reisenden, die jährlich
hierher kamen, auch häufig einem Maler zu be-
gegnen. Mußte doch die große rheinische
Metropole mit ihren merkwürdigen alten Bauten
gerade bei Architekturmalern lebhaftes Inter-
esse finden, wenn auch die Niederländer des
XVII. Jahrh. sich in der Regel mit größerer
Vorliebe den sauber gehaltenen, etwas nüch-
ternen holländischen Plätzen und Kirchen zu-
wandten, während das damalige Köln ihnen


 
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