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Zeitschrift für christliche Kunst — 23.1910

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Braun, Joseph: Die spätrömischen Stoffe aus dem Sarkophag des hl. Paulinus zu Trier
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Bücherschau
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283

1910. _ ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 9.

284

Eine mikroskopische Untersuchung der noch
vorhandenen Reste des Fadens ergab, daß
derselbe aus einem feinern Häutchen, also
nicht aus Seide, Wolle oder ähnlichem Material
bestanden haben muß, und daß er aller Wahr-
scheinlichkeit nach von violettpurpurner Farbe
war. Die Fabrikmarke, deren Übereinstim-
mung mit den römischen Töpfer- und Ziegel-
marken offensichtlich ist, beweist mit Sicher-
heit, daß die in und am Schrein des hl. Pau-
linus gefundenen Stoffe noch der spätrömischen
Zeit angehören, eine Tatsache, die für die
Geschichte der Textilkunst, wie kaum gesagt
zu werden braucht, von größter Tragweite
ist. Denn nun besitzen wir ja in jenen beiden
Geweben gemusterte Stoffe, die, weil durch
das beste Merkmal, die Fabrikmarke, als
römisch erwiesen, uns die bis jetzt fehlende
sichere Unterlage für Beurteilung und Da-
tierung anderer ähnlicher Textilien bieten.
Indessen auch nach einer zweiten Seite hin
ist der Fund für die Geschichte der Textilien
von hervorragender Bedeutung. Wir wissen

nämlich jetzt eben durch die Fabrikmarke
des einen Stoffes FLORENTIA OFFICINA,
daß zu der Zeit, der unsere Stoffe angehören
werden, d. i. zur Zeit, da der Leib des Heiligen
nach Trier gebracht wurde, also um das
Ende des IV. Jahrh. n. Chr., zu Florenz eine
rege Seidenmanufaktur bestanden haben muß,
und daß es sonach nicht mehr ausschließlich
orientalische Seidenstoffe waren, was man da-
mals im Abendland verwertete, sondern auch
abendländisches Fabrikat. Denn wir werden
das „Florentia" der Marke wohl nur auf die zu
jener Zeit schon bedeutende Stadt am Arno
beziehen können. Für die Geschichte der Über-
tragung der Reliquien Paulins endlich dürfte
aus dem Umstände, daß die Gewebe von und
aus dem Schreine des Heiligen allem Anschein
nach aus Florenz stammen und nicht aus
dem Orient, also abendländischen Ursprungs
sind, wohl nicht ohne Gründe gefolgert werden,
daß nach Ankunft des Leibes des hl. Paulinus zu
Trier eine Neubettung desselben dort statthatte.
Luxemburg. Jos. Braun S. J.

Bücherschau.

Christus, des Heilands Leben, Leiden, Sterben und
Verherrlichung in der bildenden Kunst aller Jahr-
hunderte von Dr. Walter Rothes. Mit 196
Abbildungen im Text und 5 Farbendruckbildern. —
J. P. Bachern in Köln 1910. (Pnis in Kaliko mit
Golddruck 10 M.)
Im Anschluß an „Die Madonna", die schnell
eine zweite Auflage erreichte, legt der Verfasser in
ähnlicher Anordnung dieses Werk vor, ein reich
illustriertes Lebensbild des Heilands mit Ausschluß
seiner bereits durch „Die Madonna" vorgeführten Kind-
heit. — Hervorragende Bilder alter und neuer Zeit,
vornehmlich Gemälde, im ganzen gut wiedergegeben,
meistens in Form von Textillustrationen, bilden die
Grundlage für die Beschreibung, die warm gehalten,
dem Heiland gerecht wird, wie den Künstlern, die
sich von ihm haben inspirieren lassen. ■— Auf diesem
Wege wird das Buch zu einer erhebenden, erbaulichen
Lektüre, zugleich zu einer Art volkstümlicher Kunst-
geschichte. Als Einleitung erscheint das I. Kapitel,
„Der Christustypus", als Abschluß das VIII.
Kapitel „Der Erlöser in der Allegorie", Da-
zwischen werden „Des Heilands Erdenwandel"
von seiner Taufe an, also seine Wunder und Lehren,
sodann „Der Heiland vor dem Leidensweg",
„Das bittere Leiden", „Christus am Kreuz",
„Vesperbilder", „Jesu Verherrlichung" vor-
geführt. — Die hierfür ausgewählten Darstellungen
reichen bis in die Katakomben zurück und bis in die
neueste Zeit hinein, unter Bevorzugung der italienischen
Renaissaucemeister und der neuen christlichen Maler-

schulen. Aus beiden begegnen nicht nur die bekannten
Bilder, sondern auch manche mehr entlegene und schon
deswegen willkommenere. Nach dieser Richtung hin
hätte des Ungewöhnlichen noch mehr geboten werden
können, namentlich aus dem Bereiche der altdeutschen
Gemälde mit Einschluß der Miniaturen, sowie der
Plastik in Holz und Elfenbein, wodurch von selbst
das frühere Mittelalter stärker zur Geltung gekommen
wäre; daß dafür auch das Volk zu gewinnen ist, kann
keinem Zweifel unterliegen. — In dem einleitenden
Kapitel hätten auch Fragen mehr allgemeiner Art vor-
gelegt werden können, in Bezug auf welche Antwort
nicht so leicht geboten wird, trotz ihrer Wichtigkeit.
Die Atti ibute des Heilands: Mandorla, Kreuznimbus usw.,
seine Kleidung usw. scheinen auf der Oberfläche zu
liegen und zählen trotzdem nicht zum gebräuchlichen
Lehrstoff. — Auch dem allerheiligsten Herzen Jesu
hätten Bilder und Belehrung gewidmet werden
können. — Da das vorliegende Buch in seiner Aus-
stattung ansprechend, in seiner Form handlich, durch
seinen frommsinnigen Inhalt gewinnend ist, so ist ihm
der Erfolg seines Vorläufers nicht nur zu wünschen,
sondern wohl auch gesichert. Schnütgen.

Das Leben Maria. Bilder von Ph. Schumacher,

Text von Victor Kolb S. J. — Allgemeine Verlags-

. Gesellschaft m. b. H. in München. (Pr. ca. 20.— M.)

Die Illustrationsart Schumachers: auf jeder Seite der

farbigen Darstellung den erklärenden Text in Form

eines Einsatzes oder eines Bejsatzes innerhalb der

farbigen Einfassung beizufügen, hat viele Vorzüge, und
 
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