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Zeitschrift für christliche Kunst — 23.1910

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Endres, Joseph Anton: Der Nebenraum der St. Wolfgangskrypta zu St. Emmeram in Regensburg
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Baumeister, Wilhelm: Die Stifter des Bartholomäusaltars
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https://doi.org/10.11588/diglit.4155#0248

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359

1910.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

360

er selbst wurde mit Weihwasser behandelt
und zwar in jener gründlichen Weise, die an
eine gerade in der Gegenwart häufige Be-
handlung von Geisteskranken erinnert. „An
vielen Orten, sagt Franz (571), wurde der Be-
sessene in einen Bottich mit Weihwasser ge-
setzt, dann angekleidet und exorzisiert". Ein
solches Verfahren ist vom hl. Norbert be-
kannt. Er ließ ein Mädchen und ein anderes
Mal einen Jüngling einfach in Weihwasser
setzen 7).

Großes Vertrauen genoß der hl. Hidulf,
der im Kloster Moyenmoutier seine letzte
Ruhestätte gefunden hatte, bei den Ener-
gumenen. Hier „hielt man für diese Unglück-
lichen in einem Oratorium stets einen mit
Weihwasser gefüllten Bottich bereit, in welchen
man sie hineintauchte"8).

Das Gesagte mag genügen, um auf die
Bestimmung des bisher so mysteriösen Raumes
neben der Krypta von St. Wolfgang einen
Schluß zu ziehen. In der Krypta selbst haben
wir das Grab eines sehr verehrten Heiligen,
der in allen möglichen Anliegen angerufen

') Franz, a. a. O. S. 551.
8) Franz, a. a. O S. 555.

wurde9). Unmittelbar daneben liegt ein „locus
secretus", der sich für die geschilderte Behand-
lung der Kranken mit Weihwasser vor der
eigentlichen Beschwörung wie geschaffen er-
wies. In der großen mit Blei ausgekleideten
Kufe konnten die Kranken gebadet werden.
Die kleineren Tröge boten Weihwasser, um
die Kleider zu besprengen, wenn sie nicht
ebenfalls dem ersteren Zwecke dienten. Kurz,
der Raum im Erdgeschosse des turmartigen
Bauteiles am Westchor von St, Emmeram
scheint für die Zwecke des mittelalterlichen
Exorzismus eingerichtet gewesen zu sein. Die
Mensa, mit welcher die voreilige Phantasie die
rechteckige Kufe nur allzuleicht überdeckt
denkt, war nie vorhanden. Die Nische hat
mit einer Altarnische nichts zu tun, sondern
wurde nur aus dem praktischen Grunde aus-
gebrochen, um durch die größere Kufe den
Verkehr in dem ohnehin beschränkten Raum
nicht noch mehr zu beengen.

Regensburg. J. A. Endres.

9) Daß auch Energumenen durch die Fürbitte des
hl. Wolfgang Hilfe erhofften, bezeugt der Biograph des
Heiligen, Otloh von St. Emmeram, sofern das erste
Wunder, das er in seiner Wolfgangsbiographie mit-
zuteilen weiß, sich an einem Energumenen zutrug.
Siehe »Acta Sanctor. Boll. Nov.« 11, 1 p. 582.

Die Stifter des Bartholomäusaltars.

(Mit 2 Wappenschildchen.)

u denjenigen Meisterwerken der
kölnischen Malerschule, welche
als beredtes Zeichen bürgerlichen
Frommsinnsund heimischen Kunst-
fleißes vor Zeiten Kölns Kirchen schmückten,
gehört auch der sog. Bartholomäusaltar. Der-
selbe befand sich ehemals in der Columba-
kirche zu Köln, für welche er gestiftet worden
war, und bildete hier Jahrhunderte lang eine
Zierde des Gotteshauses, bis er dem ver-
änderten Geschmack der Zeit weichen mußte.
1809 wurde Melchior Boisseree auf das Kunst-
werk aufmerksam, das er dem Lucas van Leiden
zusprach. Aus seinen nachgelassenen Schriften1)
geht hervor, daß er das Stück „eines der
Schönsten, die vielleicht überhaupt von ihm
existiren", für 8 Louisd'or erwarb — „freilich
wußte kein Mensch was es war" setzt er
hinzu. Bei diesem Kauf dürfte er sich wohl

') Sammlung Boisseree, Stadtarchiv Köln, Kasten VII,
Brief Heidelberg 1816 März 23.

der Mitwirkung des ehemaligen Kaplans an
S. Columba Jos. Müller bedient haben, der
den Gebrüdern Boisseree beim Aufspüren
vergessener Kunstschätze so wertvolle Bei-
hilfe leistete. Als 1827 die Boissereesche
Sammlung an den König Ludwig von Bayern
verhandelt wurde, ging auch der Bartholomäus-
altar in dessen Besitz über und er bildet
heute eine wertvolle Zierde der alten Pinakothek
zu München.

Seinen Namen trägt der Altar von der
Hauptfigur auf dem Mittelbilde des Triptychons,
dem hl. Bartholomäus, welcher mit seinen Attri-
buten, dem Buch und dem Messer dargestellt
ist. Zu seiner Linken steht die hl. Agnes mit
Palme und Buch, zur Rechten die hl. Cäcilia,
auf einer von einem Engel gehaltenen Orgel
spielend. Der rechte Flügel trägt die Bilder
der hl. Christina mit Mühlstein und Pfeilen
sowie des hl. Jacobus d. J. mit Keule und
Buch, der linke Flügel dagegen die Darstellung
 
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