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Zeitschrift für christliche Kunst — 23.1910

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Braun, Joseph: Nochmals das Gewebe aus dem Sarkophag des hl. Paulinus
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4155#0238

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349

1910. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 11.

350

Stoffe allem Anschein nach bei einer damals
zu Trier vollzogenen Neubettung, wie übrigens
auch schon in Nr. 9 bemerkt wurde.

Ob die Kreuzchen auf den beiden Stoffen
im symbolischen Sinne aufzufassen sind oder
lediglich als Ornament, muß dahingestellt
bleiben. Symbolische Kreuzchen auf Geweben,
die zu religiös-christlichen Zwecken gebraucht
wurden, hätten um das Ende des IV. Jahrh.

sicher nichts Befremdliches. Indessen liegt
darum noch keine Notwendigkeit vor, die
Kreuzchen auf den Trierer Stoffen symbolisch
zu deuten. Immerhin legt der Zweck, für
den diese verwendet wurden, den Gedanken
wenigstens recht nahe, daß es sich bei den
Kreuzen um etwas mehr, als um bloßes Orna-
ment handelt.

Rom. Jos. Braun, S. J.

Bücherschau.

Geschichte der Kunst in Nord-Italien von
Conrado Ricci, Generaldirektor der Altertümer
und schönen Künste in Rom. Mit 770 Abbildungen
und 4 Farbentafeln. — Julius Hoffmann in Stutt-
gart 1911. — (Preis in Leinen geb. 6 M.)
Im Anschluß an das hier (XXII. 254) besprochene
prächtige Buch von Armstrong über die „Geschichte
der Kunst in Großbritannien und Irland" läßt der rührige
Verlag das vorliegende, ebenfalls in 4 Sprachen ge-
druckte Buch erscheinen. — Obwohl dem unvergleich-
lichen Reichtum Oberitaliens an Kunstwerken eine
wahre Überfülle von Literatur über diese entspricht,
so ist doch das vorliegende Buch nichts weniger als
überflüssig. Es hat den Vorzug großer Vollständig-
keit, scharfer Charakteristik und glücklichster Gruppierung
des Riesenstoffes, dessen Spitzen bezeichnet sind durch
die ungemein zahlreichen kleinen, aber schaifen Ab-
bildungen, die dem schönen, sehr wohlfeilen Leinen-
bande die Handlichkeit in keiner Weise beeinträchtigen.

— Nicht in der herkömmlichen Weise folgt die Dar-
stellung der historischen Entwicklung, sondern mehr
in der lokalen Zusammenfassung, aus der sich 25 Ka-
pitel ergeben. Das erste behandelt Ravenna und die
byzantinische Kunst, während Venedig 6 Kapitel um-
faßt, von denen 2 der Architektur und Skulptur, 4 der
Malerei bis zum XIX. Jahrh. gewidmet sind. — Padua
und Mantua teilen sich in ein Kapitel; Verona, Vicenza,
Brescia und Bergamo desgl; Mailand und die Lombardei
beanspruchen hingegen 5 Kapitel; die nur durch ein
dem Leonardo da Vinci geweihtes unierbrochen werden.

— Die piemontesische und liturgische Kunst füllen
je 2 Kapitel, so daß der große, ein Viertel des Ganzen
einnehmende Rest auf die fi Kapitel der Emilia ent-
fällt. — Daß die Malerei überall sich in den Vorder-
grund drängt, versteht sich von selbst, aber Architektur
und Plastik, von denen überall die Darlegung ausgeht,
erleiden dadurch keine Einbuße. — Nur der souveränen
Beherr.-chung des Stoffe* ist die Schärfe der Analyse
zu danken, und mit dieser Schärfe ist wiederum die
Wärme gepaart, die den Leser in die Begeisterung von
selbst mithineinzieht, vor den Abbildungen, und gewiß
erst recht vor den Originalen, d. h. als Reisebegleiter.

Seh nütgen.

Geschichte der Goldschmiedekunst auf
technischer Grundlage. — Einführung
(Doppelheft.) Von Marc Rosenberg. — Keller
in Frankfurt a. M. 1910. (Pr. — M.)

Dieses Einführungsheft hatte trotzdem seinen Vor-
läufer. Er besteht in dem hier (XX. 382/83) be-
sprochenen Heft über Niello als das VII. Kapitel
des längst mit Sehnsucht erwarteten Gesamtwerkes.

— Durch vieljähriges Studium hat der Verfasser sich
bekanntlich auf diesem seinem Gebiete Erfahrung und
Urteil in ungewöhnlichem Maße errungen, und daß
die gerade diesem Kunstzweige besonderes Interesse
entgegentragende Mitwelt davon profitieren möchte, ist
begreiflich Wo die Techniken so vorherrschen, wie
hier, ist Information um so dringlicher, je schwerer
sie unter der Hand zu gewinnen ist. — Das. mit
157 sehr scharfen Textillustrationen, die in
ihrer Eigenartigkeit nur durch gang besondere Ver-
bindungen zu erlangen waren, glänzend ausgestattete
Heft zerfällt in die 4 Abteilungen: Material,
Feingehalt, Werkstätte, Hilfsarbeiten, die
186 Folioseiten in ungefähr gleichmäßiger Verteilung
füllen. Zuerst wird über das' Gewinnen der Edel-
metalle und ihre Eigenschaften berichtet. Sodann über
die Legierung und Stempelung, ein dem Verfasser be-
sonders geläufiges Gebiet. — Des Fernern über des
Goldschmieds Handwerkszeug, insoweit es mehr all-
gemeiner Natur ist, nicht gerade ganz speziellen Tech-
niken zukommt (deren Behandlung den einzelnen Ka-
piteln bezw. Heften vorbehalten bleibt.) — Endlich
werden das Löten, Nieten usw. und Vergolden erklärt.

— Wie groß die Unkenntnis auf diesem Gebiete ist,
da Bedürfnis und Gelegenheit zur Beobachtung in den
Werkstätten verhältnismäßig selten, hit wohl jeder
Museumsleiter und Sammler oft genug erfahren. Fast
niemals stieß ich in meiner Sammlung auf einen
Kenner der Probiernadel und des Probiersteins, ob-
wohl dieselben noch vor 50 Jahren bei den Gold-
schmieden im Gebrauch waren, kaum je auf einen
Kenner der Drahtleere, des Sekkenzuges und sonstigen
handwerklichen Apparats, wie er längst auch aus den
Goldschmiedeateliers verschwunden ist. — Über alle
diese und viele andere Dinge gibt der Verfasser klare,
durch zahlreiche charakteristiche Abbildungen erläuterte
Auskunft, so daß sein Buch in den Fachkreisen und
deren Anbang vielfache Beachtung finden wird, das
Bedürfnis steigernd noch dessen Fortsetzung.

Schniitgen.

Düsseldorfer Bilderbibel. Verlag Schwann.

Diese vierte (vorletzte) Lieferung, des hier wie aller-
seits aufs wärmste empfohlenen Tafelwerks für den
 
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