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Zeitschrift für christliche Kunst — 23.1910

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Baumeister, Wilhelm: Die Stifter des Bartholomäusaltars
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https://doi.org/10.11588/diglit.4155#0249

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361

1910.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

362

des hl. Johannes Ev, den Kelch segnend,
neben der hl. Margaretha, welche mit dem
Kreuz den Drachen beschwört. Nach Boisserees
eigenen Aufzeichnungen2) bemerkt man „links
vom Bartholomäus die Spuren eines über-
übermalten knieenden Donators, die Über-
malung so gut, daß sie als Pentiment be-
trachtet werden kann". Hinter den Figuren
zieht sich ein rotgoldener Brokatteppich her,
während oben eine Distelranke als Abschluß
des Bildes dient. In den oberen Ecken des
Mittelbildes liegen auf dieser Ranke zwei
Donatorenwappen auf. Das links über dem
Bilde der hl. Agnes angebrachte enthält
die in Fig. 1 wiedergegebene Hausmarke in
roter Farbe auf silbernem Grund. Diese ist
als die Marke des Donators anzusehen, wäh-
rend das in der rechten Ecke über der Figur
der hl. Cäcilia angebrachte Schildchen [Fig. 2]
zwei rote Flügel, begleitet in den oberen
Schildecken von je einem
grünen Kleeblatt in silber-
nem Feld, das Wappen der
Donatrix darstellt.

Ebensowenig als es bis-
her möglich war, über den
Namen des Malers Licht
zu verbreiten — die An-
nahme Boisserdes, daß das Bild von Lucas
van Leiden sei, schaltet aus — konnten
die genannten Donatorenwappen gedeutet
werden. Kürzlich gelang es mir jedoch auf
Grund des im Kölner Stadtarchiv befind-
lichen Materials die Hausmarke als die des
reichen Kölner Kaufherrn Amt von Wester-
burg festzustellen, der mit der gleichen Marke
um die Wende des XV. und XVI. Jahrh. eine
Reihe von Rentquittungen besiegelt. Über
die Lebensumstände dieses Mannes unter-
richten einige Daten, die ebenfalls den im
Kölner Archiv aufbewahrten einschlägigen
Quellen wie Schreinsbüchern, Bürgerlisten,
Testamenten usw. entnommen sind.

Amt von Westerburg war kein geborener
Kölner, seine Wiege dürfte — nach seinem
Namen zu schließen — in dem Städtchen
Westerburg im Nassauischen gestanden haben.
1471 erwarb er in Köln das Bürgerrecht, und
es gelang ihm hier durch einen bedeutenden

Fig. i.

Handel mit Eisen und Stahl usw., welche er
besonders aus dem Märkischen und dem
Siegerlande bezog und nach England absetzte,
sowie mit Tuch, welches er von dort zurück-
brachte, große Reichtümer zu erwerben. Schon
bald — im Jahre 1481 — wurde er von Seiten
der Gürtelmacherzunft in den Rat der Stadt
gewählt, dem er bis zum Jahre 1513 ange-
hörte. Er besaß, wie aus den Kölner Schreins-
büchern hervorgeht, in der Pfarre Columba
einen ausgedehnten Grundbesitz, so u. a. das
Haus „zum Grien" auf der Schildergasse nebst
dem anliegenden, ferner das Haus „zum Raben"
vor S. Anton, sowie weitere Anwesen in der
Herzogstraße und Streitzeuggasse. Er war
vermählt mit Druitgen, Tochter des Kölner
Bürgers Mengis von Andernach und der
Katharina, natürlichen Tochter des Doktors
im Kaiserrecht Heinrich Iserenheuft. Dieser
Mengis von Andernach führte, wie aus den
schon erwähnten Rentquit-
tungen ebenfalls hervorgeht,
das auf dem Bilde ange-
brachte Wappen. Er war
1498 tot, und seine beiden
Töchter Druitgen und
Stingen siegeln mit dem
Wappen ihres Vaters: den
beiden Flügeln und den Kleeblättern.

Amts Freigebigkeit für seine Pfarrkirche
beschränkte sich jedoch nicht allein auf die
Stiftung des Bartholomäusaltars, auch zu dem
Umbau der Kirche, der, in der Mitte des
XV. Jahrh. beginnend, sich bis ins XVI.
hineinzog, stellte er seine Mittel zur Verfügung.
Die Schlußsteine mehrerer Joche des süd-
lichen Seitenschiffs tragen seine Hausmarke.
Fernerhin fundierte er eine Memorie an den
von ihm geschenkten Altar, wie aus dem
Testament seiner Enkelin Maria8) hervorgeht,
welche diese Stiftung zum Behuf einer erblichen
wöchentlichen Messe durch 250 Taler ver-
mehrte. Da die genannte Maria im „Voreltern-
grab zu S. Columba" beigesetzt sein will, so ist
als sehr wahrscheinlich anzunehmen, daß Amt
in Columba seine letzte Ruhestätte gefunden hat.
Weiteres über diesen Gegenstand soll an
dieser Stelle veröffentlicht werden.

Köln. "Wilhelm Baumeister.

Fig. 2.

3) Sammlung Boisseree, „Malereien in Deutschland, I ') Stadtarchiv Köln. Testament AV. 279, 1610

Italien usw.", Stadtarchiv Köln. Nr. 14 S. 112. I Juni 3.
 
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