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Zeitschrift für christliche Kunst — 23.1910

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Braun, Joseph: Die englischen Alabasteraltäre
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https://doi.org/10.11588/diglit.4155#0166

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und Felsen sind schwarz oder dunkelgrün
gestrichen, aber belebt mit kleinen verschieden-
farbigen Rosettchen, die aus fünf oder sechs
um einen größeren Punkt als Zentrum grup-
pierten Punkten bestehen. Die Unterseite der
Kleider hat, zum Unterschied von der unbe-
malten Oberseite und zur besseren Hervor-
hebung dieser letzteren, einen roten Farben-
auftrag erhalten. Rot sind auch wohl bei
Engeln die Flügel. Weihrauchfässer und
Kronen pflegen vergoldet zu sein; vergoldet
ist ferner das Haar der Frauen und das
des Heilandes. Die Gesichter sind in der
Regel unbemalt, nur daß der Bart wohl durch
einen gern ins Violette gehenden Anstrich
gekennzeichnet wird. Als Schmuck der Klei-
dung dient allenfalls ein leichtes, goldenes
Streumüsterchen, namentlich bei derGewandung

schrift Archaeologia4), aus der Feder St. John
Hopes, auf die wir hier der Kürze halber ver-
weisen. Denn nicht sie" sind es eigentlich,
die uns hier interessieren, sondern diejenigen
Reliefs, welche einst zu Altaraufsätzen gehörten
und durch ein freundliches Geschick beim
Untergang derselben vor dem eigenen Unter-
gang glücklich bewahrt wurden. Es sind das
bei weitem die meisten.

Vollständige Alabasteraltaraufsätze haben
sich nur in sehr beschränkter Zahl erhalten.
In Deutschland werden solche nie zahlreich
gewesen sein, da hier im späten Mittelalter
die Herstellung von Holzaltären in vollster
Blüte stand, und darum für Altarretablen
wenig Bedürfnis für Import von außen her
bestand. Was in deutschen Sammlungen sich
an Alabasterreliefs befindet, dürfte meist erst

Abb. 1.

der Gottesmutter, sowie ein schmales Gold-
börtchen, das den Saum umzieht.

Was die einstige Verwendung der Tafeln
anlangt, so mögen einzelne derselben als
Schmuck von Grabmonumenten oder Lettnern
gedient haben. Alabastermonumente wurden
im XIV. und XV. Jahrh. namentlich in Eng-
land zahlreich angefertigt, von denen manche
noch jetzt vorhanden sind8). Eine Anzahl
anderer Tafeln bildet das Mittelstück von
Devotionsaltärchen. Es sind die Reliefs,
welche das Haupt des hl. Johannes des Täufers
darstellen. Die Flügel dieser Altärchen hatten
die halbe Breite der Tafel und waren mit
Malereien verziert. Eine eingehende, sehr
lehrreiche Untersuchung über diese Alabaster-
tateln mit dem Haupt des hl. Johannes des
Täufers findet sich in der englischen Zeit-

3) Vgl. »Archaological Journal« X (London 1853)
S. 116 ff. und LXI (London 1904) S. 221 ff.

durch den modernen Antiquitätenhandel auf
deutschen Boden gekommen sein. Einen
vollständigen Altaraufsatz mit Alabasterreliefs
hütet noch die St.-Marien-Kirche zu Danzig.
Der Schrein zeigt drei Reliefs, die Anbetung
des Jesuskindes durch die drei Könige, die
Auferstehung und die Himmelfahrt. Auf der
Innenseite der Innenflügel — der Schrein hat
zwei Flügelpaare — finden sich links der
hl. Johannes der Täufer und die Verkündigung,
rechts die Krönung Maria und der hl. Jo-
hannes Evangelist (?). Über den Reliefs, die
in nach innen zu breit abgeschrägten Rahmen
stehen, sind Alabasterbaldachinchen angebracht,
unter ihnen Inschriften, .welche den Gegen-
stand der Darstellungen angeben. Die Außen-
seiten der inneren und die Innenseiten der
äußeren Flügel sind mit vier Szenen aus der
Legende der hl. Dorothea bemalt, die Außen-

*) Vol. L. (1890) 2. Teil.
 
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