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Zeitschrift für christliche Kunst — 23.1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.4155#0175

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255

1910. _ ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 8.

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maier das durchgeführt. Die Zeichnung ist im Orna-
ment wie in den figuralen Partien ziemlich flau, oft
charakterlos, in der Anlage aber durchaus vorbildlich.
Ich vermisse jedwede Angabe eines Datums über Bau
der Kirche und Ausführung der Malereien. Letztere
gehören den ersten Dezennien des XVI. Jahrh. an,
scheinen aber nach den Reproduktionen einmal un-
geschickt überarbeitet zu sein.

Ebenso wertvolle wie prächtige Veröffentlichungen
bietet die zweite Lieferung in dem „Wunder von
Amsterdam" von Jacob Cornelis van Oostzanen, ge-
nannt „Jacobus Amstelodamus" vom Jahre 1518. Die
Bilder entstammen der zerstörten „Nieuwe Zijds-Kapel".
Man kann sie ruhig dem Besten an die Seite stellen,
das die niederländische Malerei damals hervorgebracht
hat. Besonders auffällig ist die starke Verwandtschaft
dieser Spätleistung der Gotik mit den Arbeiten der
frühen flämischen Malerschule. An Sicherheit der
Linienführung stehen sie den Früharbeiten um nichts
nach, an Tiefe volkstümlicher Empfindung und hin-
gebender Glaubensfreudigkeit übertreffen sie diese des
öfteren. Die Reproduktion ist glänzend. Wir sind
gespannt, was die folgenden Lieferungen bieten werden,
und möchten den Wunsch aussprechen, daß van Kalcken
auch die Kirchen an der Zuider-See, vor allem aber
die reichen Wandmalereien der Kirche in Zutphen in
seine Veröffentlichungen einbeziehen möchte.

Kritz Witte.

Berühmte Kunststätten, 51 u.52 E. A.Seemann.
51.Toledo. Von Dr. August May er. 168 Seiten
mit 118 Abbildungen. (Pr. geb. 3 M.)

Wenige Kunststätten bieten ein so reiches kunst-
historisches Bild als Toledo, dessen Besuch selbst den
Kunstkenner überrascht, fast verwirrt durch die Mannig-
faltigkeit der stilistischen Eindrücke. Aus den römischer!
Überresten, den Basiliken der Westgoten, den Moscheen
der Araber, den zahlreichen Kollegiat-, Pfarr- und
Klosterkirchen, die durch den im Äußeren wie im
Inneren gleich mächtigen Dom überragt werden, aus
den Palästen, Tor- und Brückenbauten wie Festungs-
mauern setzt sich ein höchst eigenartiges Bild zusammen,
wie es mir sonst nirgendwo sich gezeigt hat. Die
Architektur beherrscht alles; aber auch die Plastik,
die Malerei und das Kunstgewerbe haben hier ihre
imposante Vertretung, die sich aus eigenen Formen und
fremden Einflüssen zu sonderbaren und großartigen Ge-
bilden zusammensetzt. Diese Eindrücke zu schildern ist
nichtleicht, dem Verfasser aber wohlgelungen an der Hand
von gut ausgewählten und wiedergegebenen Abbildungen,
die als Reiseaufforderungen und als -Erinnerungen voll-
auf genügen trotz ihrer naturgemäß durchweg kleinen
Form. — Für den Abstecher nach Aranjuez mit
seinen herrlichen Anlagen wird der Reisende dem
Verfasser dankbar sein.

52. Regensburg. Von Dr. H an s Hildebrand t.
267 Seiten mit 197 Abbildungen. (Pr. geb. 4 M.)

Im Verhältnis zu seiner kunstgeschichtlichen Be-
deutung, zu seinem Reichtum an Denkmälern seit der
Römerzeit, durch das frühe und späte Mittelalter bis
in die Barockperiode ist Regensburg viel zu wenig
bekannt und besucht. Kaum eine Stadt Deutschlands

bietet in ihren örtlich entstandenen und erhaltenen
Werken nicht nur der Architektur und Plastik, sondern
auch der Wand-, Tafel-, Miniatur- und Glasmalerei,
sogar der Stickerei und namentlich der hier schon .in
der romanischen Periode gepflegten figurierten Weberei
einen solchen Schatz. — Dali er in dem alten Stadtbild
so geschlossen und einheitlich noch jetzt erscheint, ist
ein Vorzug, auf den die lokalpatriotischen Regensburger
mit Recht stolz sind. Meines Wissens haben sie
kein Museum, und, im Grunde genommen, brauchen
sie auch keines. Der vortreffliche Führer ist sehr
geeignet, den Leser dorthin zu drängen und ihn für
die Reise durch reiche Belehrung vollauf zu ent-
schädigen. — Die „Befreiungshalle" und „Wal-
halla" bilden den Schluß des inhaltreichen Führers.

__________Schniit gen.

Sammlung Hans Schwarz,Wien. — Sammlung
Georg Lackner, Wiesbaden. — Versteigerungen
durch Rudolph Lepke in Berlin am 8. und 9.,
am 10. und 11. November.
Die Sammlung des Wiener Kunsthändlers Schwarz
ist kein geschäftlicher, sondern ein privater Nachlaß,
der nur 313 Nummern umfaßt, aber von Max Ftiedländer
mit einer trefflichen Charakterisierung des Sammlers
wie der Sammlung eingeführt wird. Sie besteht in
29 Gemälden, 68 Skulpturen, 11 Textilien, 76 Metall-
gegenständen, 17 Waffen, 27 Möbeln, 10 gemalten
Glasfenstern und 75 Nummern Keramik, unter denen
10 farbig glasierte Hafner-Arbeiten; fast sämtliche
Gegenstände sind auf 44 Lichtdrucktafeln vortrefflich
wiedergegeben, so daß der (6 M. kostende) Katalog mit
seinen kurzen, aber fachgemäßen Beschreibungen einen
dauernden literarischen Wert hat. Der Schwerpunkt
der exquisiten, auch durch ihre Abbildungen Respekt
und Vertrauen weckenden Sammlung besteht in der
Gemälde- und plastischen Gruppe, deren Bestandteile
vorwiegend dem späten Mittelalter angehören. Einige
italienische, süddeutsche, flandrische Gemälde ragen
durch ausgezeichnete Qualität und vorzügliche Er-
haltung hervor, wie die kleine Madonna auf der Mond-
sichel aus der Frühzeit Barthel Bruyns und die Hans
Kemmer zuzuschreibende figurenreiche Darstellung der
biblischen Ehebrecherin. — Noch mehr fallen in die
Wagschale die zirka 50 Statuen und Gruppen um-
fassenden Skulpturen, unter denen einige noch die
ursprüngliche Bemalung zeigen. Ihren Glanzpunkt
bilden die drei Standfiguren, auf welche der Name
„Riemenschneider" nicht mißbräuchlich, wie so oft,
angewandt wird. Aus di< sem halben Hundert von Figuren
setzt sich eine Gruppe zusammen, wie sie nicht so leicht
wieder auf den Markt kommen wird, als momentanes
Schätzungsgut hervorragender Art. — Mithin eine
ungewöhnliche Auktion, die das Ansehen des Berliner
Antiquitätenmarkies wiederum steigert. —Von geringerer
Bedeutung, aber auch recht ansehnlich ist die Sammlung
Lackner, die 566 Nummern zählt, viele Möbel und
mehrere gute Holzgruppen, zahlreiche Erzeugnisse
in Keramik und Glas, namentlich Arbeiten in Edel-
metall und Bronze, von denen auf 16 Lichtdrucktafcln
zirka 100 Abbildungen eine nähere Vorstellung geben
als Spiegelbild eines vielseitigen und erleuchteten
Sammeleifers. Scbnütgen.
 
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