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Zeitschrift für christliche Kunst — 23.1910

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Witte, Fritz: Karolingisch-ottonische Einflüsse in der Architektur der Krypta zu Vreden i.W.
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https://doi.org/10.11588/diglit.4155#0189

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273

1910.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 9.

274

noch auf andere, nicht mißzuverstehende
Eigentümlichkeiten. An den dem mittleren
Durchgang zugekehrten westlichen Ecken der
Pfeiler stoßen wir am Boden auf eine Basis,
in der Höhe der Gewölbeansätze aufKämpfer-
gesimse. Beide legen sich um die Ecken
herum in den Durchgang hinein. Das Kämpfer-
gesimse springt innerhalb des Ganges sogar
merklich weit vor, als wenn hier früher etwas
aufgelagert wäre. In der zwischen den beiden
Zugangstreppen liegenden Nische haben wir
den Rest der alten, zur Oberkirche offenen
Gräberstelle oder Confessio zu sehen, ganz

Eine Zusammenstellung dieser Berichte dürfte
den besten Untergrund abgeben und am ehesten
jedem Fachmann ein Urteil ermöglichen:

Die Pfarre Vreden ist eine der ältesten
Westfalens, wahrscheinlich schon vorLiudger
gegründet, von Widukind, dessen Sohn Wiebert
und dessen Enkel Walbert dotiert (Walberts
Grabplatte noch erhalten).7) Wie wir uns die
Gründungen Bernrads, des Vorgängers des
hl. Liudger und des Widukindschen Hauses
zu denken haben, ist schwer zu sagen. Im
Jahre 839 fand die Translation der Reliquien
der hl. Felicitas nach Vreden statt, ein Er-

Abb. 2. Ansicht der Krypta. (Aus Ludorff, Bau- und Kunstdenkmäler Kreis Ahaus. Aufnahme von Ludorff, 1899.)

ähnlich wie sie beispielsweise die Gereons-
kirche zu Köln aufweist. —

Am östlichen Chorabschlusse macht sich
eine dritte Bauperiode bemerkbar: die apsi-
dalen Schlüsse der Seitenchörchen haben in
der gotischen Bauperiode, als man das obere
Chor polygon schloß, eine Verstümmelung er-
fahren, indem die nach außen liegenden Ge-
wölbekappen abgeschlagen und ihnen der größte
Teil der Maueirundung genommen wurde.
Unsere Annahme von drei verschiedenen
Bauepochen an der Vredener Krypta findet
ihre volle Bestätigung durch die Bauformen
der Oberkirche und vorerst durch die uns
überlieferten historischen Notizen über die
Neu- "und Umbauten und andere Ereignisse,
die in die Geschichte Vredens einschnitten.

eignis, das von nicht zu unterschätzender Be-
deutung ist, so oft es sich um einen Neu- oder
Ergänzungsbau handelt.8) Daran schloß sich
851 die Übertragung der Leiber der sieben
Söhne der hl. Felicitas an.9) Adelhaid, die
Tochter Otto IL (sie starb am 14. Januar 1044)
war Äbtissin des Stiftes Vreden.

Das wären die Daten, die für den älteren
Teil der Krypta in Frage kommen könnten.

') Vergl. Ludorff, 1. c. Seite 80, »Zeitschrift für
vaterländische Geschichte und Altertumskunde«, Bd 49,
S. 121; Bd. 48, S. 150. - Tibus, »Gründungsgc-
geschichte« S. 1080.

8) Ludorff 1. c.

9) Die »Annales Xantenses« (Pertz, M. G. Ss. II.
226) sprechen von der Translation „in locum qui
dicitur Fredenna".
 
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