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Zeitschrift für christliche Kunst — 24.1911

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Witte, Fritz: Zur Frage nach der Heimat des transluziden Emails (Reliefschmelz) im XIV. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.4275#0168
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Abhandlungen.

Zur Frage nach der Heimat des

transluziden Emails (Reliefschmelz)

im XIV. Jahrhundert.

'Mit Tafel X und 2 Abbildungen.)

fufdie Fragenach der Herkunft der
| prächtigen transluziden Emails,
die auch in den Rheinlanden
dasganze XlV.Jahrh. auftreten,
ist bislang mit Bestimmtheit
noch nicht geantwortet worden.
Eine Zusammenstellung der
hauptsächlich in Frage kom-
menden Arbeiten gibt v. Falke in seinen
„Schmelzarbeiten", darunter das Triptychon
von Wolff-Metternich1), das Madönnchen
im Kensington-Museum2), der Stephanskelch
in Mainz"), ein Kelch im Museum in Sig-
maringen4) usf. Auch v. Falke läßt die Frage
im großen und ganzen offen und begnügt sich
mit der Wiedergabe der bislang geäußerten
Ansichten verschiedener Autoren. Vielleicht
ist der Sache näherzukommen, wenn die Liste
der erhaltenen Stücke sich erweitert. Auf-
fällig darf es nicht erscheinen, daß transluzide
Emails verhältnismäßig selten sind; einmal
war die Herstellung kostspielig, die Schmälten
sprangen leicht aus, dann aber werden manche
Stücke durch Neuvergoldung zerstört worden
sein; der auf Tafel X abgebildete prächtige
Kelch der Sammlung Schnütgen (Köln), der
neuerdings erworben werden konnte, erweist
das1'). Außer ihm nenne ich noch einen
stilistisch ganz und gar verwandten Kelch in
WipperfürthG), einen ebensolchen in Privat-
besitz, das Kreuzreliquiar aus Rommersdorf
in der Pfarrkirche zu Heimbach bei Neuwied7),

*) Leider vor kurzem ins Ausland verkauft, v. Falke
»Schmelzarbeiten s S. 118ff, Taf. 113.

2)Abgeb. und besprochen bei v. Falke a.a.O., so-
wie von Schnütgen in »Zeitschrift für christliche
Kunst« VII, Sp. 23 ff.

3) F. Schneider im »BonnerJahrb.« LXXXVII,
97 ff Taf. IV—VI, der den Kelch ohne befriedigende
Beweise für rheinische Arbeit erklärt.

*) V. Falke a.a.O. Taf. 111 und 112.

5) Höhe 20 cm, Durchm. des Fußes 16,5 cm, der
Kuppa 11,5 cm.

•) Giemen, »Kstd. Kreis Wipperfürth «, S. 128 f.
Abgeb. und besprochen »Organ für christliche Kunst«
1859 (IX) Beilage zu Nr. IG, S. 209 ff-

7) Bock, »Rheinlands Baudenkmäler«. »Die ehe-
malig' Prämonstratcnscr-Abtei Rommersdorf< S. 16,
mit (unzulänglichen Abbildung.

das Pracht- oder Paradeschwert in St. Jakob
in Köln sowie mehrere Kelchfußplatten und
Schmuckstücke in der Sammlung Schnütgen,
die ihr Email leider verloren haben.

Gerade der in letzter Zeit in Köln er-
worbene Kelch neben dem in Wipperfürth
gestattet vielleicht weitere Rückschlüsse auf
die ursprüngliche Heimat dieser Emailarbeiten.
Die flache, achtseitige Fußplatte (Abb. 1) ruht
auf schräg gestelltem, weit ausladendem, mit
durchbrochenem Vierpaßmaßwerk geschmück-
tem Rand und ist sternförmig geschweift. Von
der Mitte laufen strahlenförmig breite, glatte
Bänder zu den acht Ecken des Fußes, an
ihren äußeren Enden durch ein schmaleres,
den Schwingungen der einzelnen Seiten folgen-
des Band verbunden. Sie geben den Rahmen
ab für acht Spitztrapez-Felder, die von der
Rückseite aufgelötet sind, so daß sie tiefer
liegen. Ein Feld weist in transluzidem Email
Christus am Kreuze zwischen zwei stilisierten
Bäumchen auf. Der Grund ist in Silber mit
geschnittenen Rankenzügen durchsetzt, mit
tiefblauer, durchsichtiger Schmälte gedeckt,
die Bäumchen haben manganviollette Stämme
und grüne Baumkronen. Die Figur Christi selbst
ist im Silber ausgespart; nur die drei Strahlen
seiner Gloriole sind mit rotem, opakem
Email herausgehoben. Die übrigen sieben Felder
weisen je eine zwischen Bäumchen stehende
gravierte Heiligenfigur auf verschiedenartig
gemustertem Grunde auf, und zwar: Neben
dem Kreuze Maria und Johannes, Johannes
d. T. mit der Agnus-Dei-Scheibe, Katharina
mit Rad und Schwert, Jakobus mit Muschel
und Schwert, Barbara mit Palme und Turm
sowie ein hl. Abt (Bernhard?). Der steil auf-
steigende Schaft ist wie der Fuß achtseitig
und in seinem unteren Teile durch zwei
Profilringe geteilt. Das obere Stück mit dem
Nodus ist durch Spitzbogenmaßwerk mit
schraffiertem Grunde belebt und trägt auf
einer Erbreiterung, die wie der Ablauf einer
griechischen Säule gebildet ist, ohne weitere
Hülse die Kuppa, die aus der Form des Kegels
leicht in die der Birne übergeht. Der Nodus
hat sechs auf Eck gestellte rechteckige Zapfen
mit den Köpfen Christi und einiger Apostel
auf ornamentiertem Grund. In der Gloriole
Christi sind die drei Strahlen mit Resten von
opakem rotem Email ausgefüllt.
 
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