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Zeitschrift für christliche Kunst — 26.1913

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Heft 5
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Hasak, Max: Welches Vorbild ahmen die Basiliken Konstantins nach?, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4358#0081
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135

1913. - ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 5.

136

an den Bischof Makarios von Jerusalem auf,
in dem er dem Bischof die Errichtung der
heiligen Grabeskirche aufträgt. Er schreibt4):

„Konstantin, der Sieger, der überaus
mächtige Kaiser, an Makarius."

„So groß ist die Güte des Heilandes
gegen uns, daß es kein Wort gibt, welches
das in unseren Tagen geschehene Wunder
würdig preisen könnte. Denn daß das Denk-
mal seines allerheiligsten Leidens, welches
so lange in dem Schöße der Erde verborgen
gewesen, gerade jetzt wieder den Gläubigen
vor die Augen trat, als sie nach Besiegung
des gemeinsamen Feindes wieder frei ge-
worden — das läßt wahrhaftig jegliches
Staunen weit hinter sich zurück. Wenn auch
alle Weisen dieser Erde an einem Orte zu-
sammenkämen, so würden sie es doch ver-
geblich versuchen, diesen Vorgang würdig
in Worte zu fassen: denn die Größe dieses
Wunders übersteigt alle Darstellungskraft
des menschlichen Geistes in dem Maße, als
Himmlisches und Göttliches das Menschliche
übertrifft. Es ist nun mein erstes und ein-
ziges Bestreben, daß gleich wie der wahre
Glaube täglich durch neue Wunder sich
offenkundig macht, so auch unser aller
Seelen um so bereitwilliger in aller Sittsam-
keit und einträchtigem Eifer dem heiligen
Gesetze des Evangeliums dienen. Das nun,
was allen, wie ich glaube, einleuchtend ist,
davon sollst du, so wünsche ich, vor allem
überzeugt sein, — daß mir nämlich alles
daran gelegen ist, daß jener heilige Ort, den
wir auf Gottes Befehl von den schimpflichen
Götzentempelbauten, wie von einer schweren
auf ihm liegenden Last, gereinigt haben,
und der nach Gottes Gericht von Anfang
an heilig war, als noch heiliger aber ge-
offenbart wurde, seitdem er den Glauben
an das Leiden des Heilandes gewissermaßen
aus der Finsternis ans Licht gebracht, —
durch herrliche Tempelbauten geschmückt
werde."

Kap. XXXI. „Es kommt nun deiner
Einsicht zu, das einzelne zum Werke Er-
forderliche so anzuordnen und Vorsorge zu
treffen, daß nicht allein diese Basilika alle
übrigen, wo immer sie sind, an Schönheit
im allgemeinen übertreffe, sondern daß auch
die einzelnen Bestandteile derart sind, daß

4) Mommert, »Die heilige Grabeskirche zu
Jerusalem c. Leipzig 1898. S. 126 ff.

alle Tempel, welche sonst in den einzelnen
Städten den ersten Rang einnehmen, durch
die Würde dieses Gebäudes weit übertroffen
werden. Hinsichtlich der Herstellung und
des Schmuckes der Wände wisse, daß ich
sowohl meinem Freunde Dracilianus, der
die Stelle eines Obergouverneurs bekleidet,
als auch dem Gouverneure eurer Provinz
die Besorgung übertragen habe. Und zwar
hat unsere Gnade ihnen befohlen, daß
Künstler, Werkleute und alles, was ihnen,
als zum Bau nötig, von deiner Einsicht
bezeichnet wird, also gleich durch ihre Für-
sorge entsendet werde."

„Wegen der Säulen und der übrigen
Marmorteile, welche du zur Zierde und Halt-
barkeit für nötig hältst, schreibe uns, sobald
du dir einen Überschlag gemacht hast, damit,
nachdem wir aus deinem Schreiben ersehen,
was und wieviel nötig ist, dasselbe von überall
her herbeigeschafft werde: denn jener Ort,
welchem der erste Rang auf dem ganzen
Erdkreise zukommt, soll verdientermaßen
auf das schönste geziert werden."

Kap. XXXII. „Auch kannst du mich
wissen lassen, ob du glaubst, daß die Decke
der Basilika mit vertieften Feldern zu
versehen oder auf eine andere Art hergestellt
werden soll; denn wenn sie Felder erhalten
soll, so wird sie auch vergoldet werden kön-
nen. Außerdem wird deine Heiligkeit den
oben bezeichneten Beamten baldigst wissen
lassen, wieviele Werkleute, Künstler und
Geldsummen nötig sein werden. Mir aber
berichte sogleich, nicht allein über die
Säulen und die andern Marmorteile, sondern
auch über die vertieften Felder, wenn du
dies für nötig halten solltest."

Lebe wohl, teurer Bruder!"

Welche der Basiliken Konstantins die
erste gewesen ist, ob die heilige Grabeskirche
oder die Geburtskirche, ob St. Peter und
St. Paul zu Rom eher entstanden sind, läßt
sich nicht entscheiden. Es läßt sich aber
aus den Abmessungen wahrscheinlich ma-
chen, daß St. Peter zuletzt entstanden ist.

Versuchen wir die Wiederherstellung der
Halle des Herodes.

Die bisherigen Lösungen sind vorab an
der Länge der Halle gescheitert.

Josephus berichtet, daß sie i Stadion
gleich 6oo Fuß lang war und den Tempelplatz
in seiner Breite voll ausgefüllt habe. Nun
 
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