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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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Creutz, Max: Studien zur Kölner Plastik der romanischen Zeit (mit Tafel 2)
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Haupt, Richard: Reliquiengefässe aus Altären
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https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0038
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26

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. Nr. 2/3

der Faltenwurf in seiner kantigen Art, sind von merkwürdiger Strenge und
Derbheit. Die ganze Behandlung der Figur, besonders die langen Gliedmaßen,
sprechen für eine Arbeit, die von vornherein für einen hohen Standort bestimmt
war, den jedoch die Nische nicht bildete. Erst in den 60er Jahren des XIX. Jahr-
hunderts wurde die Madonna dort hinaufgebracht, ursprünglich befand sich, vor
der Wiederherstellung an Stelle der Nische, ein Kreisfenster. Herr Domkapitular
Schnütgen sah die Figur vor etwa 40 Jahren, als sie heruntergeholt war. Nach
seiner Angabe sind die Augenhöhlen mit Kristallen ausgefüllt, die auch in der
Abbildung hell erglänzen. Ursprünglich saß die Marienfigur tiefer in der Mitte
der Zwerggallene. Rahtgens5 veröffentlicht eine Choransicht der Kirche nach
einer Lithographie von Chapuy (um 1850), wo die Marienfigur in der Mitte der
Zwerggalerie eingezeichnet ist. 1863 berichtet Nagelschmidt: „In der jetzigen
Chorgalerie befindet sich in der Mitte eine sitzende Madonna mit dem Jesus-
kind. Nach Herstellung der Zwerggalerie ist die Madonna in die hierfür pro-
jektierte Nische des Chorgiebels zu setzen0." In Verbindung mit der Erneue-
rung der Chorapsis setzt Rahtgens die Figur um 1200, vielleicht auch noch früher
an. Nun ist es allerdings fraglich, ob jene Aufstellung in der Mitte der Galerie
die ursprüngliche ist. Doch finden sich in der Metallplastik der Zeit um 1200
verwandte Plastiken aus Metall.

Besonders ähnlich ist die Madonna von der Schmalseite des Aachener Karls-
schreines (1200—1215), in Gesichtstyp und der Art, wie das Kind im Schöße
der Madonna sitzend gehalten wird. Die kantigen, ausgerillten Falten im Ge-
wände der Madonna von St. Maria im Kapitol erinnern gleichfalls an Metall-
plastik, die überhaupt stilistisch für die zeitgenössische Plastik ausschlaggebend ist.

Mit diesen beiden Plastiken, der Paulusfigur von St. Aposteln und der Ma-
donna von St. Maria im Kapitol erscheint die Gruppe der Kölner Monumental-
plastik wesentlich bereichert. Dazu kommt die neu aufgetauchte Gestalt des
Heilandes im Schnütgen-Museum und das zugehörige, allerdings fragmentarische
Tympanon im Wallraf-Richartz-Museum, das hier gleichfalls erstmalig ver-
öffentlicht wird. Für die Folge wird diesen Arbeiten neben der Metallplastik
eine hohe Bedeutung eingeräumt werden müssen. M. Creutz.

RELIQUIENGEFÄSSE AUS ALTÄREN.

Mit 8 Abbildungen.

Man kann mit einiger Sicherheit annehmen, daß im Altarstock (stipes) einer
mittelalterlichen Kirche, wenn er nicht verdorben oder ausgeraubt ist, oder
in der Platte (mensa), in einem mehr oder minder sorgsam hergestellten
Hohlräume, dem Sepulchrum, ein Behälter beigesetzt ist, der die Reliquien enthält.
Vom Sepulchrum soll hier nicht die Rede sein, obwohl darüber Zusammen-
hangendes vorzubringen wohl verlohnte, sondern nur vom Behälter mit seinen
Beigaben, und zwar soll das vorgetragen werden, was aus einem gewissen, in engen
Grenzen gefaßten Gebiete berichtet werden kann; dies aber mit so viel Vollständig-
keit als möglich.

6 Hugo Rahtgens, Die Kirche S. Maria im Kapitol zu Köln. Düsseldorf, 1913. S. 49.
11 Vgl. Rahtgens a. a. O. S. 97.
 
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