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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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Neue Chorlampe für die Dreikönigen-Kirche in Neuss
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https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0079
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66

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 4

NEUE CHORLAMPE

FÜR DIE DREIKÖNIGEN-KIRCHE IN NEUSS.

Mit Abbildung.

Den Chorlampen, für die es aus dem Mittelalter an eigentlichen Vorbildern
fehlt, sind, vermeintlich in dessen Sinn, allerlei ungeschickte Formen auf-
genötigt worden, namentlich durch Einspannung der Barock-Kesselform
in die gotisierende Zwangsjacke. Je größer die Rolle war, welche hierbei die Guß-

und Preßformen spielten mit Einschluß von Fialen und
Maßwerken, um so abschreckender gestaltete sich das
Machwerk. — Zu diesen Venrrungen hat gewiß auch
der geringe Preis beigetragen, auf den dieses bedeu-
tungsvolle Gerät vielfach angewiesen war. — Als gute
Lösung im mittelalterlichen Stil, darf immer noch die
rad- bzw. kronenförmige gelten, die zugleich den Vorzug
hat, das Licht zur Geltung zu bringen und durch Stein-
fassungen Reflexe zu bewirken. Als mustergültig dürfen
daher die ewigen Lampen betrachtet werden, die im
Kölner Dom vor dem Marien- (Sakraments-) Altar
schweben (Zeitschr. für chnstl. Kunst X, 257 u. 258).
Als ein Stifter der Dreikönigenkirche in Neuß für
die Beschaffung einer Chorlampe eine größere
Summe anbot, welche eigene Zeichnung, Modellierung
und Technik ermöglichte, wurde Baumeister Franz
Schneider in Düsseldorf (dem auch die Kleinkünste im
Dienste des Kirchenschmuckes geläufig sind) beauftragt,
den Entwurf anzufertigen, für den er die Kesselform
als Vorbild wählte, in sechseckiger Gestaltung. Große
Mannigfaltigkeit der Wirkung wußte er zu erzielen durch
die markierteAnbringung der Köpfe der hh. drei Könige
als Patrone, die kartuschenartig aufgelagert und vor-
kragend, zwischen den Engelköpfen sich entfalten, von
deren ausgebreiteten aufstrebenden Flügeln baldachin-
artig bekrönt. Das üppig getriebene Blattwerk bewirkt
mit seinen Überschneidungen eine reiche Gliederung,
nach unten zu Kehle, Knauf und Ring sich verjüngend,
nach oben zur Tulpe mit Glas sich verengend.

In diesem reichen Aufbau liegt der Hauptreiz des
(50 cm Durchm.)Kessels, dessen spätgotisches Pendentif
den Übergang nach unten bildet. Der Auf hängeapparat
(216 cm Höhe), dessen Kettensystem durch getriebene
Bänder mit Blattwerk unterbrochen wird, verleiht der
schwebenden Ampel eine graziöse Wirkung, die durch
den malerischen Wechsel von Vergoldung und Versilbe-
rung des Messings noch gesteigert wird. Die Ausführung
geschah durch Goldschmied Wilms in Düsseldorf. S.

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