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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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Nr. 4

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

67

BÜCHERSCHAU.

Über das Verhältnis der Poesie zur
Religion von Martin Deutinge r.
Neu herausgegeben und eingeleitet von
Professor Karl Muth. Geb. M. I.—.
Sammlung Kösel, Bändchen 80.
Die fünf Vorlesungen, die Deutinger im
Frühjahr 1860 im Odeon zu München ge-
halten hat, schon damals viel beachtet, ver-
dienen in neues Licht gesetzt zu werden,
nicht nur wegen ihrer geistvollen Grund-
richtung, sondern auch wegen ihrer prophe-
tischen Beziehungen zur Gegenwart, obwohl
das Urteil über den einen oder andern
Dichtergenius des vorigen Jahrhunderts in
Bezug auf sein Verhältnis zur Religion etwas
beanstandet werden dürfte. — Hierüber gibt
der Herausgeber, dem der erneuerte Hinweis
auf den lange etwas verkannten Verfasser als
großes Verdienst zugemessen werden muß,
eingehenden Aufschluß in seiner Einlei-
tung, die reich ist an Gedankenblitzen und
Anspielungen im Sinne der Gegenwart, von
deren religiösem Aufschwung eine neue
Blütenperiode christlicher Poesie erwartet
werden darf S.

Paramentik von Helene Stummel.

Verlag von Kösel in Kempten-München.

Der Aufschwung, den die technisch, wie
zeichnerisch und farblich bis zur Mitte des
vorigen Jahrhunderts auch in Deutschland
stark heruntergekommene Paramentik seit
etwa 60 Jahren, mit dem Mittelpunkte Kre-
felds und seiner Seidenindustrie, genommen
hat, im Anschluß an die Muster des Mittel-
alters, erfuhr vor 25 Jahren in derselben Stadt
eine neue Auflage. Da sie auf technisch wie
stilistisch zuverlässigen Grundlagen sich auf-
baute, so suchte auch unsere Zeitschrift ihr zu
dienen. — An dieser Auflage war auch der
Kirchenmaler Stummel durch figurale Ent-
würfe beteiligt, unterstützt durch seine Frau,
die vornehmlich für die Herstellung farblich
korrekter Seidenstoffe wirkte, zunächst nach
den mittelalterlichen Vorbildern, die sie in
den Kirchenschätzen und Museen Deutsch-
lands studierte und kopierte. Aus diesem
Gesundbrunnen hat sie mancherlei Aufklä-
rungen und Anregungen geboten, die jetzt
von ihr in einem großen Werke zusammen-
gestellt werden (15 Lief, mit etwa 200 Illustra-
tionen und 20 Farbentafeln) in zwei Quart-
bänden zum Subskriptionspreis von 45 Mark.
Wenn dieses Werk reformierend wirken soll,
muß es zuverlässig sein hinsichtlich der prak-

tischen Unterweisungen, mögen sie
liturgischer, ästhetischer, technischer Art
sein, verständlich für die Fabriken, Geschäfte,
Künstler und Künstlerinnen, die berufs-
mäßigen, wie die dilettantischen. Aber auch
seine Vorlagen müssen sich bewähren wie
bezüglich der Solidität der Stoffe, der Korrekt-
heit ihrer Muster und Techniken, der Harmo-
nie ihrer Farben, so auch durch ihren Inhalt,
also durch die Bedeutung der darzustellenden
Ornamente und Figuren, namentlich bei den
Festgewändern, also den reichen Ornaten.

Von diesem Werk liegt die erste Liefe-
rung vor: ein Bogen Text und 15 Tafeln je in
bräunlichem Umschlag. Letztere, teils farbig,
teils schwarz, stellen dar eine kolorierte Chor-
ausstattung ebenfalls farbige, gut gestimmte,
Ornamentborten, schwarzeDamastkasel, sowie
Stickvorlagen (zum Teil in natürlicher Größe)
für Stola, Kaselstäbe, Krankenbursen, Zi-
bonumvelum, Spitzenbesatz für Altartücher,
Roschett usw. Sinnbildliche Ausstattung ist
nur bei einer Palla versucht mit altchnst-
hchen Fischmotiven. — Diese Vorbilder sind
durchweg sehr einfach, zumeist selbst durch
dilettantische Kräfte ausführbar, stilistisch
nicht zugespitzt. — DerText: Chor und Altar
im Festschmuck, entwickelt zunächst „die
ästhetischen Grundsätze, und zwar die farbige
Gesamterscheinung im Sinne der liturgischen
Vorschriften, sodann die Monumentalität der
Form im Anschluß an den Baustil und den
Charakter des Altares". —Es folgen die,.einzel-
nen Ausstattungsstücke des Chors", zunächst
das „Konopeum". — So richtig und wichtig es
an sich ist, daß jede Altarausstattung — sogar
— Schmückung etwas Individuelles ist,
sein soll, so wenig wird dies immer ausführbar
sein, da nicht für jeden Fall eine künstlerische
Kraft zur Verfügung steht. Auf Typen wird
sich, wie so oft, die Instruktion, das Vorbild
zu beschränken haben, und in dieser Hinsicht
sind richtige Fingerzeige — Angaben und
Vorlagen — von großer Bedeutung. S.

Allgemeines Lexikon der bildenden
Künstler von der Antike bis zur Gegen-
wart. Herausgegeben von Ulrich Thieme,
IX. Band: Erman — Fiorenzo. E.A.See-
mann. Leipzig 1915.
Von Band zu Band steigt die Bewunde-
rung für die Fülle des Materials und für den
Umfang der von allen Seiten zusammenge-
tragenen literarischen Nachweise, die für
manchen Interessenten monographische Werke
 
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