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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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Arntz, Ludwig: Mittelalterliche Feldzeichen (mit Tafel 13)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0203
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180

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. Nr

Wir haben es hier mit einer künstlerischen Behandlung des Leders als Flaggen-
stoff zu tun, die jedenfalls auf eine allgemeiner angewandte Technik schließen
läßt.

Die Darstellung des kunstgeschichthchen Wandels mittelalterlicher Feld-
zeichen, wie sie im gewiesenen Rahmen skizziert werden konnte, weist begreif-
licherweise, zumal in der Frühzeit, nicht unerhebliche Lücken auf. Der Leitfaden
der Überlieferung reißt zuweilen ab, oder liegt stellenweise verdeckt, und manche
Beziehungen zur Formgebung oder zum bildlichen Ausdruck verdienen weiter
verfolgt zu werden. Auch nach der stofflichen Seite des technischen und künstle-
rischen Fahnenwerkes dürfte es der Einzelforschung noch vorbehalten sein, wich-
tige Zusammenhänge mit anderen verwandten Kunstgebieten nachzuweisen. Für
eine umfassende, quellenmäßige Geschichte mittelalterlicher Feldzeichen sind
noch erhebliche Vorarbeiten zu leisten, vor allem ist dazu nötig, über den Be-
stand, wie er in den verschiedenen Sammlungen vorhegt, ein zutreffendes, an-
schauliches Bild zu gewinnen. Nach dem Vorgang des schweizerischen Landes-
museums in Zürich, dürfte es sich wohl empfehlen, von den erhaltenen Feld-
zeichen, auch anderwärts, zuverlässige Sammlungsverzeichnisse mit getreuen Ab-
bildungen und genauen Maßangaben anzulegen, wodurch erst eine wissenschaft-
liche Sichtung und Vergleichung des vorhandenen Stoffes möglich sein wird.
Unter Umständen wird es rätlich sein, von seltenen Stücken, die stärker gelitten
haben, Nachbildungen anzufertigen, um das eine oder andere kunstgeschicht-
liche Denkzeichen, unter Wiedergabe seiner Formgebung und Stoffbehandlung
besser und dauernder bewahren zu können.

So wünschenswert es ist, die wissenschaftliche Erforschung der Feldzeichen
auf eine breite und zuverlässige Grundlage zu stellen, so darf daneben die wichtige
künstlerische Anregung nicht unterschätzt werden, welche eine anschauliche
Sammlung überlieferter Feldzeichen bieten würde. In ihrer vielseitigen Ausbil-
dung sind auch diese treffliche Vorbilder für das kunstgewerbliche Schaffen der
Gegenwart; sie weisen zurück auf gesunde Bahnen, welche auch heute noch, ohne
berechtigte Schaffenstriebe zu unterbinden, mit sicherem Erfolg beschritten
werden können. Hat es doch auf diesem Gebiete vielfach an der richtigen Führung
im Sinne steter Bildungsgesetze gefehlt, wie diese auch in der Heraldik ihre form-
und stoffgerechte Prägung erfahren. Abgesehen vom Wert der kriegsgeschicht-
lichen Urkunde, gewähren die mittelalterlichen Feldzeichen mit ihrer vielseitigen
Gestaltung und wirksamen Darstellung des Fahnenbildes (in Zeichnung und
Farbe) sehr beachtenswerte Beispiele einer lebenskräftigen Kunstübung; ja, sie
lassen es, hinsichtlich der sachgemäßen Stoffbehandlung und sicheren Beherr-
schung gegebener Ausdrucksmittel, wie des Nähwerkes, der Stickerei und Malerei,
gewiß räthch erscheinen, die eine oder andere bewährte Technik auch bei ver-
wandten neuzeitlichen Aufgaben wieder aufzugreifen und neu zu beleben.

Ludwig Arntz, Köln.
 
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