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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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Arntz, Ludwig: Mittelalterliche Feldzeichen (mit Tafel 13)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0202

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Nr. 11

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

179

der schwierigen Erhaltung des tierischen Wollgewebes selten sein. Die Verwendung
als Hilfsstoff, im besonderen das Aufnähen ausgeschnittenen Wolltuches (auf
Leinen) ist bewiesen.

4. Lederstoff.

Ein entsprechend gegerbtes Leder von ausreichender Geschmeidigkeit und
Haltbarkeit kann vor den Webstoffen den Vorzug insofern verdienen, als es jeden
beliebigen Zu- und Ausschnitt und zudem eine dauerhaftere Färbung gestattet;
daß von der Tierhaut (Pergament), die frühzeitig als Schildbekleidung diente,
zu Feldzeichen schon im frühen Mittelalter Gebrauch gemacht wurde, läßt sich
wohl annehmen, wenn auch der bestimmte Nachweis hier nicht zu erbringen ist.
Lederauflage ist für das XIII. Jahrh. festgestellt. Sodann ist erwiesen, daß als
Grundstoff zu Schiffsflaggen im Anfang des XIV. Jahrh. ein Leder verwendet
wurde, das mittels Fett oder Tran zu einer Art Waschleder hergerichtet und be-
malt worden ist. Hierfür liefert t
ein merkwürdiges Beispiel die
im Jahre 1427 von Lübeck, dem
Vorort der Hanse, im Kampf
gegen KömgEnch von Pommern
erbeutete dänische Kriegsflagge,
welche später in der Marien-
kirche zu Lübeck aufgehängt
wurde. (Abb. 15.)20. Das statt-
liche Ruhmeszeichen, 1,42 m
hoch und 3,80 m lang, ist aus
drei Stücken Leder zusammen-
gesetzt und auf beiden Seiten
mit den gleichen Wappen und
Figuren in Ölfarbe bemalt; am
äußeren Rande sind noch zwei Quadrate roten Flaggentuches von etwa 0,70 m Länge
angestückt. Zweifellos handelt es sich um drei verschiedene Schiffszeichen, die
wahrscheinlich im Jahre 1571 zwecks Auf hängens im Kirchenraum zu der ungewöhn-
lichenLängevon 4,50 m zusammengeheftet wurden. Bei dieser Gelegenheit sind
nach vorliegendem Rechnungsausweis die Banner durch den Maler Silfester fan
Swolle ausgebessert, teilweise gekürzt und wohl auch übermalt worden. Das
Hauptstück, der Danebrog, von 1,42 m Höhe und 2,10m Länge ist durch das weiße,
8 cm breite Dänenkreuz in vier schwarz umrandete Felder geteilt und enthält:
1. das alte dänische Königswappen, drei blaue Leoparden in Gold; 2. das schwe-
dische Wappen, drei goldene Kronen in blau; 3. den goldenen, norwegischen
Löwen mit der Axt in blau; 4. einen schwarzen Greif in rot, der entweder als
Wappentier des pommerschen Fürstenhauses oder als dänischer Königstitel: ,,rex
Slavorum" zu deuten ist. Auf den kleineren, um etwa J/fi der Länge verkürzten
Flaggenfeldern ist auf weißem, mit roten Rosen besäten Grunde Maria mit dem
Kinde und der Apostel Jakobus Major mit Pilgerstab und Muschel dargestellt.

-" Vgl. Bau- und Kunstdenkmäler von Lübeck, S. 144.

Eine Kopie auf Leinen befindet sich im Museum für Kunst- und Kulturgeschichte
in Lübeck.

Abb. 15. Dänische Kriegsflagge, 1427 von Lübeck erbeutet.
 
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