Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

DOI article:
Schnütgen, Alexander: Drei kleine mittelalterliche Guss-Reliquiare der Sammlung Schnütgen
DOI article:
Bücherschau
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0219
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Nr. 12 ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. IQ5

Betracht: das Vortragekreuz in Attendorn (Tafel 4) mit seinen Lilienendigungen
und seinem durchbrochenen gravierten Knauf, noch mehr das Rauchfaß mit
Deckel in dem benachbarten Heggen, sowie der niedrige Altarleuchter in dem
fast ebenso nahe gelegenen Helden, die ornamental wie technisch (derbe Orna-
mentik und Meißelschraffierungen) auf dieselbe Werkstatt unverkennbar hinweisen,
als welche freilich auch die des Rogkerus an der Weser nicht ausgeschlossen
ist, die das alte Sachsenland mit seinen Gebilden so reichlich versorgt hat.

Nr. III. Dieses Behältnis, welches ich vor etwa zwei Jahrzehnten bei einem
Münchener Antiquar erwarb, ist dem vorigen sehr ähnlich, in der Gestaltung
etwas kleiner und feiner, ganz vergoldet und ungefähr 200 Jahre jünger. Die
beiden Klauenfüße sind schlanker, die geraden Flächen wie das Satteldach in etwas
feinerer Gravierung geschindelt, die beiden Firstenden desselben mit runden
Knöpfen versehen, zwischen denen in der Mitte eine etwas ausladende Versenkung,
wohl für ein Kreuzchen. Vier eingenietete Kreuzblumen schmücken so einfach
wie wirkungsvoll die Ecken des Aufsatzes, der in kräftigen Scharnieren sich be-
wegt, vorn mit einem kleinen Loch versehen, welches mit dem darunter befind-
lichen des Kästchens Verschluß ermöglicht. Die Spuren der Abreibung in der
Feuervergoldung, besonders der Vorder- und Rückseite sind so stark, daß der
Gedanke häufiger Benutzung (im häuslichen Andachtsgebrauch) sich aufdrängt.

Die drei um 1000, 1200, 1400 entstandenen kleinen Bronzegußbehälter,
von denen Nr. I und III in Witte: Die liturgischen Geräte der
Sammlung Schnütgen, Berlin 1913, Verlag für Kunstwissenschaft,
Tafel 55, klein abgebildet und Seite 109 kurz beschrieben sind, bezeichnen einen
seltenen Beitrag zu der so reichen Geschichte der mittelalterlichen Reliquien-
verehrung, die der weiteren Aufklärung an der Hand der Denkmäler, nament-
lich der kleineren und kleinsten, noch sehr bedarf. Ähnliche, der Architektur
entlehnte Exemplare noch reicherer Gestaltung sind mir mehrfach begegnet, so
im Berliner Kunstgewerbemuseum. (Vgl. Creutz: Die Anfänge des monumentalen
Stiles in Norddeutschland S. 27 Köln 1910. Du Mont Schauberg, das ganz
ähnliche, ebenfalls zentrale der ehem. Samml. Spitzer und die basilikale Ge-
staltung mit eingebautem Turm im Kensington-Museum.) Schnütgen.

BÜCHERSCHAU.

O. Hoßfeld: Stadt und Landkir- gelegt ist, zum größten Schmerze aller, die
c h e n. Mit Anhang, Kirchenausstattung. seine schöpferischen und literarischen Ver-
Vierte Auflage, neubearbeitet und erweitert. dienste kannten, erst recht derjenigen, die
Mit 529 Textabbildungen. — Wilhelm ihn in seinem erleuchteten, ebenso bestimmten
Ernst & Sohn in Berlin 1915. — Preis wie bescheidenen Wirken beobachten durften.
12 M., geb. 13,50 M. — Die neue Bearbeitung war wiederum, ent-
Wiederholt hat unsere Bücherschau mit sprechend seinem ständigen Bestreben, zu
diesem kostbaren Buche sich beschäftigt, lernen, zu verbessern, zu vervollkommnen,
dessen stark vermehrte III. Auflage hier, sehr gründlich, so daß frühere Anlagen und
XXIV, 96, eingehende Besprechung fand. — Vorbilder durch neue, minder maßgebende
In demselben Maße ist auch dessen IV. Auf- Zeichnungen durch zutreffendere ersetzt,
läge gewachsen, als hätte der Verfasser ge- neuere Fragen behandelt, Anforderungen der
ahnt, daß sie die letzte von seiner Hand sein Neuzeit, wie Akustik, Lüftung, Heizung be-
werde, die bekanntlich durch den Tod still rücksichtigt werden, bei unwandelbarem Fest-
 
Annotationen