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Zeitschrift für christliche Kunst — 33.1920

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Witte, Fritz: Die ersten Arbeiten des Institutes für religiöse Kunst in Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.4307#0115
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Nr. 8____________ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.__________jQ3

DIE ERSTEN ARBEITEN

DES INSTITUTES FÜR RELIGIÖSE KUNST

IN KÖLN.

Vom Leiter des Institutes, Direktor Dr. Witte.
(Mit Tafel III und 9 Abbildungen.)

Die Zeitschrift für christliche Kunst wird in der kommenden Zeit unter neuen
Zeichen weiterbestehen: Sie wird sich naturgemäß zum Sprachrohr des
Institutes und seiner Werkstätten machen, das sich in Köln an das Museum
für christliche Kunst, das der Gründer dieser Zeitschrift ins Leben rief, ankristal-
lisiert hat. Wie könnte die Fruchtbarmachung alter Kunstschätze deutlicher nach
außen zutage treten als dadurch, daß aus ihnen immer wieder neue Dinge erstehen,
die dogmsnsichere Gesetze respektieren, die auf den Gegenständen der historischen
Kunst liegen, die aber andererseits auch den Auffassungen neuer, frischpulsieren-
der religiöser Strömungen Rechnung tragen. Das vielseitige bedingungslose Ver-
trauen, welches dem Institut bereits jstzt in seinen Jugendtagen entgegengebracht
wird, berechtigt zu der Hoffnung, daß alte Traditionen Kölner religiöser Kunst
wieder wachwerden, und daß sich hier in der Metropole am Rhein unter den Augen
des vornehmsten deutschen Kirchenfürsten eine neue Zentrale für das religiöse
Kunstschaffen bildet, von der aas hoffentlich bald reicher Segen befruchtend ins
Land weit hinausgetragen wird.

Man kann es nur begrüßen, daß, wie in München im Süden, so auch hier für
den Norden die künstlerischen Kräfte sich sammeln zu einer energischen Pionier-
arbeit auf dem religiös-kulturell so bedeutsamen Gebiete. Wenngleich wir alle
das eine selbe große Ziel anstreben: eine Kunst, die Gotteslob und Gottesdienst
zugleich ist, so sind die völkischen Eigenarten von Nord und Süd doch so unter-
schiedliche, daß, ohne Trennungsstriche zu ziehen, denn doch zum mindesten
lokal gefärbte Kunstsprachen d i a 1 e k t e sich herausbilden müssen, soll nicht
ein Zug von Unwahrheit, zum mindesten Unwahrscheinlichkeit auf den Dingen
liegen. Eine mehr dekorative Art des Südens stellt sich schon jetzt einer etwas
herberen Auffassung des Nordens gegenüber, ein Hang zu einem idealisierenden
Naturalismus dem zum gefühlsstarken, verinnerlichten Realismus mit stärkerem
abstrakten Einschlage. Wir wenigstens können uns dieses Eindruckes nicht er-
wehren. Die neuzeitliche religiöse Kunst im Süden scheint sich bereits seit Jahren
eine Plattform geschaffen zu haben, von der aus eigentlich nur Ausstrahlungen
leichte Abkehr mehr nach rechts oder nach links zeigen. Der Norden drängt
mehr, macht die Gärungsprozesse von heute mit, soweit sie die Grenzen des Er-
laubten nicht überschreiten, und beteiligt sich am Kampfe um die neue Sprache
einer werdenden Zeit. Daß die verantwortlichen Stellen, die die Führerrolle über-
nommen haben, da besonders auf der Hut sein und angestammten, selbstverständ-
lichen Rechten und Pflichten der Kirche ihre Geltung erhalten müssen, ist leicht
erklärlich. Vor allem auch haben sie dafür Sorge zu tragen, daß nicht durch
ungebührliche Herausstellung des Abstrakten die Brücken abgebrochen werden
zwischen Kunst und Menschen, daß der Abgrund nicht sich noch vertiefe, der sich
heute zwischen diesen beiden Faktoren auftut. Religiöse Kunst ist vom Gegen-
 
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