HERZOG ALBRECHT VON SACHSEN-
TESCHEN
Von Alfred Stix
Unter den großen fürstlichen Privatsammlern, die die Sammel-
tätigkeit des I8. Jahrhunderts charakterisieren, war Albrecht von
Sachsen-Teschen einer der leidenschaftlichsten, opferfreudigsten
und darum auch erfolgreichsten. Man könnte ihn auch einen
der glücklichsten nennen, insoferne seine Sammlung, die man
später nach ihm die Albertina genannt hat, heute noch besteht,
was man nicht von vielen Privatsammlungen jener Zeit wird
sagen können, nicht nur als totes Monument einer stolzen
Vergangenheit, sondern als lebendiger Organismus, der auch
heute nodi vermehrt und ausgebaut wird. Seine Erben, Erz-
herzog Karl und dessen Nachkommen, haben sie zum Teil
mit großem Glück weiter entwickelt, und auch seit sie in den
Besitz des österreichischen Staates übergegangen ist (1919),
wurde sie nicht nur durch die großartigen Bestände des ehe-
maligen kaiserlichen Kupferstichkabinettes vermehrt, sondern
auch ein umfassender Ausbau eingeleitet, der insbesondere
die großen Lücken zu schließen versuchte, die durch die Ver-
nachlässigung der Kunst des 19. Jahrhunderts entstanden waren,
der aber auch auf dem Gebiet älterer Kunst solche Meister
ind Epochen betraf, auf die infolge einer anderen ästhetischen
Einstellung früher weniger geachtet worden war. Dennoch kann
man nicht behaupten, daß dadurch der Charakter der Sammlung
im Wesen geändert wurde. Dies rührt einerseits daher, daß
die große Menge der allergrößten Kostbarkeiten zum größten
Teil noch aus der Zeit Alberts stammt, anderseits aber daher,
das der Herzog infolge seiner universalen Einstellung der
Kunst gegenüber seiner Sammlung auch einen wahrhaft uni-
versalen Charakter gab, so daß spätere Einschübe den Rahmen
wohl erweitern, aber nicht sprengen konnten.
Herzog Albrecht war im Juli 1738 zu Morizburg bei Dresden
als Sohn König August III. von Polen, Kurfürsten von Sachsen
und seiner Gattin Maria Josepha, einer österreichischen Erz-
herzogin, geboren. An dem prachtvollen Hof in Dresden wuchs
er in einer kunstgesättigten Atmosphäre auf. Doch wurde er
TESCHEN
Von Alfred Stix
Unter den großen fürstlichen Privatsammlern, die die Sammel-
tätigkeit des I8. Jahrhunderts charakterisieren, war Albrecht von
Sachsen-Teschen einer der leidenschaftlichsten, opferfreudigsten
und darum auch erfolgreichsten. Man könnte ihn auch einen
der glücklichsten nennen, insoferne seine Sammlung, die man
später nach ihm die Albertina genannt hat, heute noch besteht,
was man nicht von vielen Privatsammlungen jener Zeit wird
sagen können, nicht nur als totes Monument einer stolzen
Vergangenheit, sondern als lebendiger Organismus, der auch
heute nodi vermehrt und ausgebaut wird. Seine Erben, Erz-
herzog Karl und dessen Nachkommen, haben sie zum Teil
mit großem Glück weiter entwickelt, und auch seit sie in den
Besitz des österreichischen Staates übergegangen ist (1919),
wurde sie nicht nur durch die großartigen Bestände des ehe-
maligen kaiserlichen Kupferstichkabinettes vermehrt, sondern
auch ein umfassender Ausbau eingeleitet, der insbesondere
die großen Lücken zu schließen versuchte, die durch die Ver-
nachlässigung der Kunst des 19. Jahrhunderts entstanden waren,
der aber auch auf dem Gebiet älterer Kunst solche Meister
ind Epochen betraf, auf die infolge einer anderen ästhetischen
Einstellung früher weniger geachtet worden war. Dennoch kann
man nicht behaupten, daß dadurch der Charakter der Sammlung
im Wesen geändert wurde. Dies rührt einerseits daher, daß
die große Menge der allergrößten Kostbarkeiten zum größten
Teil noch aus der Zeit Alberts stammt, anderseits aber daher,
das der Herzog infolge seiner universalen Einstellung der
Kunst gegenüber seiner Sammlung auch einen wahrhaft uni-
versalen Charakter gab, so daß spätere Einschübe den Rahmen
wohl erweitern, aber nicht sprengen konnten.
Herzog Albrecht war im Juli 1738 zu Morizburg bei Dresden
als Sohn König August III. von Polen, Kurfürsten von Sachsen
und seiner Gattin Maria Josepha, einer österreichischen Erz-
herzogin, geboren. An dem prachtvollen Hof in Dresden wuchs
er in einer kunstgesättigten Atmosphäre auf. Doch wurde er