Zerrenner, Heinrich Gottlieb: Volksbuch: Ein faßlicher Unterricht in nützlichen Erkenntnissen und Sachen mittelst einer zusammenhängenden Erzählung für Landleute um sie verständig, gut, wohlhabend, zufriedener und für die Gesellschaft brauchbarer zu machen (1. Theil, 1. Abtheilung) ([Erscheinungsort nicht ermittelbar]: [Verlag nicht ermittelbar], 1788) [VD18 90783131]

i-o Die bösen und schädu Schnürbrüste.
stehen möchte. Wenn dl« Kinder der andern
Leute im Dorfe zur Kirche getragen, und einge-
segnet wurden: so erschienen sie zum erstenmal
in einer Schnürbrust. Ach I was die Kinderchen
da übel thaten, ehe ste den abscheulichen steifen
Harnisch gewohnt wurden! Da war denn des
Schreyens kein Ende! DieKinder wurden von früh
Morgen bis Abend darinn herumgeschleppt, und
sahen wie lauter Unlust aus, und knarrten und
marrten. Einige waren krumm und schief gewach-
sen und hatten einen Buckel bekommen, weil die
Knochen und Knorpel eines solchen zarten Kindes
noch nicht so hart sind und sich noch drucken las-
sen, wie man will. Einige bekamen auch die
englische Krankheit, welche die Doktoren Rachitis
nennen, „ das Rückgrad ward eingebogen, der
Bauch dicke, kurz, die Kinder wurden arme,
krüppelige, bleiche Geschöpfe. Der verständige
Arzt sagte einmal, da er zu einem solchen kranken
Kinde heraus geholt wurden: Ihr lieben Leute,
wofern ihr die verdammten Schnürbrüste nicht ab-
legt: so wird nichts Kluges mit euch. Das ist
wieder von der Schnürbrust; das Kind ist ver-
wachsen. Es wird recht gut seyn, wenns der
Iiebe Gott nur zu sich nimmt; und an alle dem
Unglück seyd ihr Schuld. Er erzehlte sogar.
Laß die meisten unglücklichen Geburten in der Stadt
von den Schnürbrüsten der Kinder herkämen, wo-
durch die Theile des Leibes eines Frauenzimmers,
die zur Geburt eines Kindes gehören, vermöge
der gewaltsamen täglichen Pressung, eine so wider-
natür-