Schädliche Schnürbrüste. 191
natürliche Lage bekämen, daß sie ganz unrecht
wüchsen. Auch entstünden daher unzählig viele
Krankheiten, zum Exempel, die böse Mutterplage
und Ueblichkeiten und Ohnmächten.
Also litt Georg keine solche verderbliche Schnür-
brust. Da schrien denn die Weiber, und machten
Marien ost ganz unschlüssig, ob sie ihrem verständi-
gen Manne folgen sollte oder nicht. Du lieber Gott!
sagte sie, man weiß ja nicht , wie man ein solches
kleines Kind angrciffen und handhaben soll. Dn
weißt ja , lieber Mann , wie leichtsinnig und unbe-
dachtsam die Kindermädchen sind. Es wird gewiß
nicht gut gehen. Laß mich doch, sagte dann Georg,
das muß gehen, folge du mir ! Dafür ist Rath.
Er ließ also seinen Kindern ein langes leichtes Röck-
chen machen, und um den Leib, wenn sie noch gar
klein waren, ließ er eine lange weiche Binde von
Leinewand oder Barchent ganz locker darum binden;
und man hat nie gehört, dass eines seiner Kinder
ein Krüppel davon geworden wäre , daß es keine
Schnürbrust hatte. Vielmehr gab es dergleichen im-
mer im Dorfe unter den andern Kindern, die sol-
che steife, von Fischbein oder von Nohrstaben ge-
machte , Panzer hatten, da Georgens Kinder ins-
gesammt grade wie die Wachskerzen und so munter
und gesund waren, daß sich jedermann freuen mußte.
Noch that er etwas, was ganz unbeschreiblich nütz-
lich war. Er ließ seine kleine Kinder von Jugend
aufin kaltcmWasser baden;nur mußte dasWasser nicht
merklich kälter,alsdieLust,seyn,worinn sich dieKindev
aufhielcemDahatte denn dieMuter zugleich einen gro-
natürliche Lage bekämen, daß sie ganz unrecht
wüchsen. Auch entstünden daher unzählig viele
Krankheiten, zum Exempel, die böse Mutterplage
und Ueblichkeiten und Ohnmächten.
Also litt Georg keine solche verderbliche Schnür-
brust. Da schrien denn die Weiber, und machten
Marien ost ganz unschlüssig, ob sie ihrem verständi-
gen Manne folgen sollte oder nicht. Du lieber Gott!
sagte sie, man weiß ja nicht , wie man ein solches
kleines Kind angrciffen und handhaben soll. Dn
weißt ja , lieber Mann , wie leichtsinnig und unbe-
dachtsam die Kindermädchen sind. Es wird gewiß
nicht gut gehen. Laß mich doch, sagte dann Georg,
das muß gehen, folge du mir ! Dafür ist Rath.
Er ließ also seinen Kindern ein langes leichtes Röck-
chen machen, und um den Leib, wenn sie noch gar
klein waren, ließ er eine lange weiche Binde von
Leinewand oder Barchent ganz locker darum binden;
und man hat nie gehört, dass eines seiner Kinder
ein Krüppel davon geworden wäre , daß es keine
Schnürbrust hatte. Vielmehr gab es dergleichen im-
mer im Dorfe unter den andern Kindern, die sol-
che steife, von Fischbein oder von Nohrstaben ge-
machte , Panzer hatten, da Georgens Kinder ins-
gesammt grade wie die Wachskerzen und so munter
und gesund waren, daß sich jedermann freuen mußte.
Noch that er etwas, was ganz unbeschreiblich nütz-
lich war. Er ließ seine kleine Kinder von Jugend
aufin kaltcmWasser baden;nur mußte dasWasser nicht
merklich kälter,alsdieLust,seyn,worinn sich dieKindev
aufhielcemDahatte denn dieMuter zugleich einen gro-